Die Schweizerin Danya (rechts) stellt bei „Gaydelight“ ihrer Stuttgarter Freundin einen Hochzeitsantrag. Foto: /Andreas Engelhard

Seit 363 Tagen sind sie ein Paar, jetzt erfolgt das öffentliche Bekenntnis ihrer Liebe: Bei der Party Gaydelight im prall gefüllten Wasenwirt-Zelt macht eine Schweizerin ihrer Stuttgarter Freundin einen Heiratsantrag – das Festzelt tobt beim Ja-Wort!

Kein Bierzelt ist an diesem Abend so voll wie das vom Wasenwirt. Es gibt keinen freien Tisch, kaum einen freien Stehplatz in den Seitengängen. In 28 Jahren ist die Partyreihe Gaydelight zu einem Erfolgsgaranten beim Cannstatter Volksfest geworden. Der Zoff der Anfangsjahre, als der ehemalige städtische Eigenbetrieb Versorgungsmärkte und Marktveranstaltungen (VMS) dem Festwirt Max-Rudi Weeber kurzfristig untersagte, für die Veranstaltung offen als „Schwulenparty“ zu werben, ist längst Vergangenheit.

Theo von Pagliarucci ist der Erfinder des Wasenknallers. Mit neidvollem Blick hatte er nach München geschaut, wo auf dem Oktoberfest seit Jahrzehnten im Bräurosl der Gaysunday gefeiert worden ist. „So etwas wollte ich auch nach Stuttgart holen, aber das wurde gleich abgeblockt“, erinnert sich der Veranstalter. Nach der Corona-Pause ist es gestopft voll im Zelt. Der Name Gaydelight stimmt eigentlich nicht mehr fürs Fest der queeren Community mit ihren heterosexuellen Freunden. Zum Buchstabe G wie Gay sind weitere Buchstaben gekommen. Am Donnerstagabend hat auf der Bühne ein lesbisches Paar ihre Liebe bekundet – bei donnerndem Applaus und begeisterten Rufen des Publikums.

„Sie hat Ja gesagt“, donnert es durchs Bierzelt

Die Schweizerin Danya, die ihre Stuttgarter Freundin Moni über das Facebook-Portal „Frau sucht Frau“ vor knapp einem Jahr kennen gelernt hat, fragt im vollen Zelt die Frage aller Fragen: „Willst du meine Frau werden?“ Unter einem Vorwand ist ihre in der Werbebranche tätige Freundin von CSD-Aktivist Stefan Frey auf die Bühne gelockt worden. Ihre Moni sagt „Ja“, was im Geschrei der Zuhörerschaft untergeht. „Sie hat Ja gesagt“, schreit Detlef Raasch, Vorstandsmitglied des CSD Stuttgart, ins Mikrofon. Ja! Ja! Ja! Das Publikum donnert vor Begeisterung.

Danya hatte sich an die CSD-Organisatoren gewandt mit ihrem Vorhaben, den Heiratsantrag beim Wasenwirt zu stellen. Die machten es möglich. „Dies gab es in der 28-jährigen Geschichte von Gaydelight noch nicht“, sagt Raasch.

Gäste kommen aus allen Teilen des Landes

„Schwulen-Mutter“ Laura Halding-Hoppenheit und Veranstalter Theo von Pagliarucci rühmen in kurzen Reden das große Treffen der Regenbogen-Community. Aus allen Teilen Baden-Württemberg reisen die Gäste an. Mit einer Tombola wird an diesem Abend Geld für die ehrenamtliche Arbeit der Interessengemeinschaft CSD gesammelt. . Die offizielle Begründung, warum vor 28 Jahren „Gaydelight“ auf dem Wasen unerwünscht war, lautete: Es bestehe die Gefahr, dass Gruppierungen angelockt werden könnten, die Streit mit Homosexuellen suchen könnten. Dies hat sich nicht bewahrheitet. Die Party der queeren Community zählt mittlerweile zu den best besuchten Höhepunken des Cannstatter Volksfestes.