Anna Süheyla Harms Foto: Probenfoto: Regina Brocke

Neuzugang bei Gauthier Dance: Anna Süheyla Harms, vielseitiges Talent, tanzt in "Lucky Seven".

Stuttgart - Mit der neuen Premiere "Lucky Seven" setzt Eric Gauthier die bewährte Zahlenreihe fort, die er 2008 mit "Six Pack" begann. Sieben neue Stücke sind an diesem Mittwoch (Beginn: 20 Uhr) im Theaterhaus zu sehen - darunter drei Uraufführungen. Mit dabei ist dann auch Anna Süheyla Harms.

Die Tänzerin mit der langen roten Wellenmähne und den blauen Augen stammt aus Australien. Sie tourte zwischen 2006 und 2008 mit dem Béjart Ballet Lausanne und der Ecole-Atelier Rudra durch Europa und war zuletzt in Chemnitz engagiert. Harms wollte aber gern einmal in einer größeren Stadt auftreten - und bewarb sich in Stuttgart bei Eric Gauthier. Prompt wurde sie angenommen. Eigentlich sollte Harms erst im November beginnen, doch weil sich eine Tänzerin verletzte, wechselte sie schon im März nach Stuttgart. Sie tanzte bereits in mehreren Stücken - darunter Christian Spucks "Poppea//Poppea".

Jetzt sitzt Anna Süheyla Harms in Trainingsklamotten und barfüßig entspannt an einem Tisch im Vorraum der Probebühne des Theaterhauses, während sie ab und an Tänzer grüßt, die vorüberhuschen. Die Atmosphäre wirkt familiär und Harms sehr gelöst - als sei sie genau am idealen Ort angekommen.

Harms schätzt Gauthiers Humor

"Das ist die perfekte Kompanie für mich", sagt Harms dann auch. Besonders gefällt ihr, dass sie in Stücken ganz unterschiedlicher Choreografen tanzen kann: In "Lucky Seven" wirkt sie in Alejandro Cerrudos "Lickety-Split", in Jirâ Kyliáns "Sechs Tänze" und Mauro Bigonzettis "Pietra Viva" mit. "Die Bewegungen in "Lickety-Split" sind weich und fließend, und in Kyliáns Stück spiele ich viel mit dem Gesicht", beschreibt sie mit lebhaften Gesten die ganz unterschiedliche Qualität der Bewegungen. Gemeinsam mit William Moragas präsentiert sie in Bigonzettis Uraufführung "Pietra Viva" außerdem ein atmosphärisch intensives Liebesduo.

Neben der Vielseitigkeit der Choreografien schätzt Harms den Humor, den Eric Gauthier einbringt. Auch das dankbare Stuttgarter Tanzpublikum ist ihr positiv aufgefallen: "Die Zuschauer sind so begeistert", schwärmt die Tänzerin. Außerdem gefällt Harms, dass die Kompanie auch in anderen Städten und im Ausland gastiert. So ist sie mit Gauthier Dance unter anderem in Luxemburg, München und Ludwigshafen aufgetreten. Im August gastiert die Truppe mit "Poppea//Poppea" in Kanada.

Harms begeisterte sich schon in jungen Jahren für den Tanz: "Ich habe als kleines Kind immer im Wohnzimmer getanzt", erzählt sie. Ständig scheint sie dabei in Bewegung. Während des Sprechens wippt sie mit den Füßen oder verbiegt spielerisch Haarklammern. Von Anfang an praktizierte sie vielfältige Stile: Stepptanz war zunächst genauso wichtig wie Ballett. Auch Jazz kam dazu. Mit 15 Jahren ging sie nach Melbourne und besuchte eine Schule, die es ihr ermöglichte, die Tanzausbildung und den Schulunterricht zu kombinieren.

Sprachkenntnisse aus der Wohngemeinschaft

Nach dem Abitur verließ sie Australien: "Es gibt dort nicht so viele Möglichkeiten", begründet Harms ihren Weggang. So wechselte sie an die Ecole-Atelier Rudra in Lausanne. 2008 begann sie in Chemnitz und tanzte dort in Stücken von Jochen Ulrich und Annabelle Lopez Ochoa auch mehrmals solistisch. Der Wechsel von Lausanne nach Deutschland ist ihr nicht schwergefallen: "Ich habe in Wohngemeinschaften Deutsch sprechen gelernt", sagt die kommunikative Tänzerin.

Harms beherrscht aber nicht nur vielfältige Tanzstile, sondern hat auch noch andere Talente: "Ich würde gern einmal für Gauthier Dance ein Stück choreografieren", sagt die Tänzerin. Es wäre nicht das erste Mal: Als Choreografin und Tänzerin wirkte sie bereits 2009 in dem Projekt "Human Being - Being Human?" in Chemnitz mit. Außerdem verfügt Harms über ein musikalisches Talent: In jungen Jahren lernte sie Klavier, und während ihrer Ausbildung erhielt sie auch Gesangsunterricht. Inzwischen hat sie gemeinsam mit einer Freundin die Musikgruppe Siantu gegründet, wie sie mit leuchtenden Augen erzählt. In ihren Stücken verbindet sie Folk, Pop und Jazz, und ursprünglich hätte sie diesen Sommer gerne eine CD produziert. Die Musik muss nun aber zunächst einmal zurückstehen: "Das ist die einzige Sache, die ich bedaure", sagt Harms. Doch wer weiß - vielleicht wird sie in Gauthiers Stücken auch einmal ihr Gesangstalent zum Einsatz bringen können.

Premiere: Mittwoch, 22. Juni, 20 Uhr, Theaterhaus, T1. Weitere Termine: 23. Juni , 19.30 Uhr, 24. und 25. Juni, jeweils 20 Uhr, 18. und 19. Juli, jeweils 20 Uhr.