Ihr Lebensgefährte Joachim Gauck steht gerne im Mittelpunkt, sie selbst hält sich eher zurück: Seit zwei Jahren ist Daniela Schadt Hausherrin im Schloss Bellevue - ein Blick zurück! Foto: dpa

Daniela Schadt ist seit zwei Jahren Deutschlands First Lady - und das, obwohl sie mit Bundespräsident Joachim Gauck gar nicht verheiratet ist. Für einen solchen Posten gibt es keine Stellenbeschreibung.

Daniela Schadt ist seit zwei Jahren Deutschlands First Lady - und das, obwohl sie mit Bundespräsident Joachim Gauck gar nicht verheiratet ist. Für einen solchen Posten gibt es keine Stellenbeschreibung.

Berlin - Morgens sitzt sie in Bermudashorts an der Brombeerhecke in der Ostseefrische und schmiert sich ein Brötchen. Später macht sich Daniela Schadt Gedanken, was sie zum Besuch bei der Queen in London anziehen soll. Die 54-Jährige kennt Tage, an denen das Leben gewisse Kontraste birgt. Seit zwei Jahren ist sie Deutschlands First Lady.

Am 18. März 2012 wurde Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt. Das war auch für die Frau an seiner Seite ein Neubeginn. Der ehemalige Stasi-Aufklärer aus dem Osten und die Politikjournalistin aus dem Westen sind seit 2000 ein Paar. Sie lernten sich bei einem Vortrag in Nürnberg kennen, Schadts Wahlheimat. Jahrelang pendelten „Jochen“ und „Dani“ zwischen Berlin und Bayern. Schadts Wohnung muss recht bescheiden gewesen sein, laut Gauck ein „Wohnklo“, wie in einer Biografie zu lesen ist.

Von der "Nürnberger Zeitung" ins Schloss Bellevue

Nach der Präsidenten-Wahl konnte die „First Freundin“ („Welt“) nicht mehr als Innenpolitik-Chefin der „Nürnberger Zeitung“ das Weltgeschehen kommentieren, das wäre als Einmischung verstanden worden. Sie zog nach Berlin. Es gab ein bisschen Aufregung, weil Gauck nicht von seiner früheren Frau geschieden ist und in „wilder Ehe“ lebt. Das Gerede kam aus der konservativen Ecke und legte sich.

Empfänge und Ehrenämter, Staatsbesuche und Schirmherrschaften: Im Bürotrakt von Schloss Bellevue wartet ein Fulltime-Job, den Daniela Schadt locker und mit Bodenständigkeit absolviert. Mit Interviews hat sie sich in der ersten Zeit zurückgehalten. Manchmal ist sie vorsichtig, weil sie ahnt, was die Reporter in ihre Blöcke schreiben. Sie hat Bettina Wulffs Erlebnisbericht „Jenseits des Protokolls“ gelesen. Das Buch will sie nicht öffentlich kommentieren, auch wenn sie nur Freundliches über ihre Vorgängerin sagt.

In die Rolle finden braucht Zeit

Auf die Frage in einem Interview, ob sie noch ein Privatleben hat, sagte Schadt einmal schlicht: „Ja“. Wie ihr Mann, so hat auch sie Zeit gebraucht, ihre Rolle zu finden. Was eine First Lady machen soll, steht nirgendwo geschrieben. Bislang haben sich alle Frauen an die Tradition gehalten, soziale Projekte zu fördern.

Schadt hat bei ihrem ersten Benefiz-Auftritt Erich Kästner zitiert: „Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es.“ Das passt zu ihr. Es ist ohne Zynismus und ernst gemeint. Sie engagiert sich für das Müttergenesungswerk, Unicef, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und die Bienen-Initiative „Deutschland summt!“. Und: die Klassikfreundin ist Patronin des Windsbacher Knabenchors in Mittelfranken.

Gerade ist Schadt zum ersten Mal allein als Unicef-Schirmherrin ins Ausland gereist. In Jordanien wollte sie die Aufmerksamkeit auf die Opfer des syrischen Bürgerkriegs lenken: „Wenn man sich das Schicksal dieser Menschen ansieht, dann hast du eine Pflicht, humanitär zu helfen.“ Der deutsche Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider schwärmt von Schadts Einsatz für das UN-Kinderhilfswerk. Wie sie den Job macht? „Die Adjektive sind alle zu langweilig.“

Sie fragt viel. Auch nach vielen Stopps ist sie nicht müde, sich nach den Schicksalen der Flüchtlingsfamilien zu erkunden. Als eine Frau unter dem Schleier anfängt, zu weinen, weil sie ihren Mann vermisst, schießen auch ihr die Tränen in die Augen.

In solchen Momenten ähnelt Schadt dem emotionalen Gauck. Ebenso, wenn sie von Birmas Nationalheldin Aung San Suu Kyi erzählt, die sie sehr beeindruckt hat, weil sie nach vielen Jahren Hausarrest nicht verbittert wirkt.

Als Jahrgang 1960 wuchs Schadt in einer BRD-Generation auf, die sich mehr für die RAF, die Startbahn West oder Nicaragua als für das Unrecht nebenan in der DDR interessierte. Wahrscheinlich hat das Ost-West-Paar im Schloss Bellevue viel Gesprächsstoff.

"Was ihr politisch nicht einleuchtet, das kriegt man auch bei ihm nicht durch"

Sie hat auch einen gewissen Einfluss auf ihren 20 Jahre älteren Lebensgefährten. „Auf Frau Schadts Einschätzung legt Gauck allergrößten Wert. Was ihr politisch nicht einleuchtet, das kriegt man auch bei ihm nicht durch“, wird ein Vertrauter des Präsidenten in einem Buch zitiert.

Daniela Schadt könnte die First Lady sein, die am meisten Zeitung liest. Sie ist mit den täglichen Nachrichten so vertraut, dass sie im Presseclub auftreten könnte. Und sie hat einen trockenen Humor: Der Bundespräsident sei beim Weihnachtsbraten ein sehr begabter „Halbchirurg“, erzählte sie kürzlich. Die Füllung einer Gans oder Ente zusammennähen: „Das kann er sehr gut.“

An den „Klops“, das Gedränge aus Menschen und Kameras rund um den Präsidenten, hat sie sich gewöhnt, ebenso an das durchgetaktete Protokoll, für das sie Verständnis hat. „Inzwischen kennt man's ja.“ Beim Essen in der deutschen Botschaft in Jordanien speist sie von Besteck und Tischdecke mit Bundesadler. „I.E.“ steht auf dem Tischkärtchen: „Ihre Exzellenz“. Hätte sie sich so etwas mal träumen lassen? „Absolutely not“ - niemals.

Den Reporterblick hat sie immer noch, nach Jahrzehnten im Journalismus. Sie wüsste gerne, was bei einer Kabinettssitzung hinter der verschlossenen Tür passiert. Das wird sie auch als First Lady nicht erfahren. Dafür weiß sie jetzt, worüber Prinz Philip, der Mann der englischen Königin Elizabeth II., gerne beim Small Talk redet: über Pferde.