Franca Bellone-Neumann und ihr Mann Pit wollen in Fellbach nicht als Ruhestörer dastehen. Foto: privat

Ein Ausflug von VfB-Ultras auf den Fellbacher Weihnachtsmarkt lässt Gastronomen um ihren guten Ruf fürchten. Denn die Polizei hat bei der Beschreibung des Vorfalls durch eine ungenaue Ortsangabe eine Wirtschaft an den Pranger gestellt.

Eine missverständliche Ortsangabe der Polizei bringt zwei Wirtsleute aus dem Fellbacher Oberdorf kurz vor Weihnachten in arge Erklärungsnöte. Denn das Publikum des Lokals will nicht nur wissen, was am vergangenen Wochenende in dem Lokal nun eigentlich los gewesen ist. Die potenziellen Gäste fragen auch durchaus besorgt nach, ob man seinen Rostbraten in der Schmiede denn noch in Ruhe essen kann – oder ob die Gefahr besteht, dass es bei der nächsten Stammtischrunde von Hardcore-Fans des VfB etwas auf die Mütze gibt.

 

In der Schmiede trafen Polizeistreifen auf ein gediegenes Weihnachtsessen

„Wir wurden schon von mehreren Gästen angesprochen, was denn bei uns passiert sei. Das ist nicht mehr lustig“, sagt die Wirtin Franca Bellone-Neumann, die das Lokal im Fellbacher Oberdorf mit ihrem Mann Pit betreibt – und sich ein bisschen wundert, wie schnell aus einem „ob“ ein „dass“ werden kann. Auslöser der nun schon seit Tagen eingehenden Nachfragen ist eine kleine Polizeinotiz vom vergangenen Wochenende. Unter dem Titel „VfB-Fan verletzt Security-Personal“ wird in der auch in unserer Zeitung erschienenen Meldung berichtet, dass es in der Nacht zum Sonntag eine körperliche Auseinandersetzung von Fußballanhängern und Sicherheitsleuten gab.

Laut der Polizei hatte eine Gruppe von etwa zehn VfB-Fans gegen 1.20 Uhr „eine Wirtschaft im Bereich Vordere Straße betreten“ und im Verlauf eines Gerangels einen Mitarbeiter durch einen Faustschlag ins Gesicht verletzt. Das Problem an der eher vagen Ortsangabe: In der Vorderen Straße gibt es in Fellbach genau ein Lokal – und das ist die Schmiede. In der kleinen Kneipe freilich war von Randale nichts zu bemerken. Das hatte auch die Polizei festgestellt, als sie gut vier Stunden zuvor mit zwei Streifenwagen wegen einer von Anwohnern gemeldeten Lärmbelästigung angerückt war. Statt auf Hooligans und laute Fußball-Fangesänge trafen die vier Beamten auf eine ausgesprochen ruhig und besinnlich verlaufende Weihnachtsfeier mit sehr gesittet vor ihren randvollen Tellern sitzenden Gästen.

Des Rätsels Lösung: Vor dem schweren Auswärtsspiel in Heidenheim hatte sich ein Trupp von VfB-Ultras offenbar zu einem Trainingslager unterm Kappelberg aufgemacht, um vor der Fahrt auf die Ostalb auf dem Weihnachtsmarkt in Fellbach tüchtig vorzuglühen. Als die Glühwein-Zapfhähne dicht machten, war der Pegel offenbar hoch genug, um sich am Löwenbrunnen an Fan-Gesängen zu ergötzen. Das Spontankonzert rief lärmgeplagte Nachbarn auf den Plan, die Fans zogen weiter durch die Nacht. Wo genau es zum Schlagabtausch mit der Security kam, lässt die Polizei im Dunkeln. Sicher ist nur: In der um ihren Ruf fürchtenden Schmiede war es nicht. „Wir bitten um Klarstellung, dass wir weder Sicherheitspersonal benötigen noch Quelle irgendwelcher Lärmereignisse sind“, sagt Bellone-Neumann. Vielleicht bringt sie ihren Wunsch ja beim nächsten Polizei-Stammtisch an – ein Kollegenkreis aus dem Landeskriminalamt trifft sich in der Schmiede ja gelegentlich auch.