Das ehemalige Kaufhaus Domo in Sindelfingen steht seit Jahrzehnten überwiegend leer. Ein Gastwirtehepaar ist dort trotzdem erfolgreich.
Eine typisch griechische Gaststätte erwartet denjenigen nicht, der das Café Bar Mojo im Erdgeschoss des ehemaligen Einkaufszentrums Domo in Sindelfingen betritt. Der Gastronom Vasileios Foukis ist stolz darauf, ein sehr diverses Publikum zu haben – von 18 bis 70 Jahren und aus allen Nationalitäten kämen die Leute zu ihm ins Mojo. Seit 2020 betreibt der Sohn griechischer Gastarbeiter und Restaurantbetreiber in der Oberen Vorstadt sein Café, das abends zur Bar wird. „Ursprünglich war das Mojo noch nebenan“, sagt der 51-Jährige. Heute ist dort die ebenfalls von Foukis und seinem Team betriebene Sportsbar Baradona. „Das Mojo läuft so gut, wir mussten damals regelmäßig Leute wegschicken, weil wir zu wenig Platz hatten“, sagt Foukis. In der kleineren Sportsbar werden seit Ende 2022 verschiedene Fußballspiele übertragen. Zudem können dort Brettspiele gespielt werden.
Angefangen hat Foukis in Sindelfingen unter denkbar schlechten Vorzeichen – kurz vor Beginn der Corona-Pandemie. Die Geschichte des Mojo ist aber älter. Das erste Cafe mit diesem Namen hat Foukis von 2008 bis 2010 in Griechenland geführt. „Das lief zwar gut, aber ich hatte Heimweh nach Deutschland“, sagt Foukis. Den Namen hat der Gastronom gewählt, „weil ich wollte, dass alle meine Gäste Glück haben“, sagt er. Ein Mojo sei in einigen afrikanischen Bräuchen der Name für eine Art Glücksbringer gewesen.
Vorzeigeprojekt im Dämmerschlaf
Und sein Glücksbringer hat ihm während der Corona-Zeit gute Dienste erwiesen. „Die Sindelfinger haben mich sehr gut unterstützt“, so Foukis. Damals habe er auf Getränke und Snacks zum Mitnehmen umgeschwenkt. „Sie haben mich geschätzt und ihre Getränke oft auf der anderen Straßenseite auf den Sitzbänken getrunken. Sein Standort im Domo-Block ein Glücksgriff? Foukis ist überzeugt. „Viele sagen, wir haben das Domo wieder zum Leben erweckt.“
Das Domo war einst ein Vorzeigeprojekt in der Daimlerstadt. Erbaut in den 1970er Jahren, vereinte es Handel, Wohnen und Dienstleistungen unter einem Dach. Auf mehreren Etagen konnte im Warenhaus eingekauft werden. 70 Eigentumswohnungen boten dringend benötigten Wohnraum. Doch nach der Fertigstellung des Breuningerlands im Jahr 1980 ging es mit dem Domo bergab. Seit mehr als 20 Jahren steht der Großteil der Gewerbeflächen leer. Ein Förderverein hatte einige Jahre versucht, im Domo ein Kultur- und Bürgerzentrum – das Domo Novo – zu realisieren. Doch 2018 lehnte der Sindelfinger Gemeinderat das Vorhaben endgültig ab. Um das Domo weiterentwickeln zu können, hätte die Stadt nicht nur die Gebäudehülle von ihrem bayerischen Eigentümer kaufen müssen, sondern auch noch die 70 Wohnungen von ihren jeweiligen Besitzern. Zu riskant und zu teuer. Zudem hatte es der Domo-Besitzer seinerzeit abgelehnt, sich von seinem Betonklotz zu trennen. Er habe Interessenten und Pläne zur Weiterentwicklung an der Hand. Gehört hat man seitdem nichts von ihm.
Rauchen ist erlaubt
Ein Grund für den Erfolg könnte auch sein: Im Mojo darf geraucht werden. „Vielleicht ist das auch ein Grund, dass wir unsere Stammkunden haben“, mutmaßt Foukis. „Wer hier reinkommt, ist keine 08/15 Person.“ Aus Sicht des Gastronomen ebenfalls besonders: Wer ein Getränk bestellt, bekommt einen sogenannten Meze-Teller dazu – je nach Vorrat mit Obst, Oliven oder Chips.
Trotz der Tristesse in anderen Teilen des Gebäudes, Vasileios Foukis, seine Frau Kalliroi Fouki und ihr Team fühlen sich im Domo wohl. Viele Kunden sind Freunde geworden“, sagt er. „Ich hoffe, es bleibt, wie es ist.“