Zum 8. Dezember wird die Gaststätte Lamm geschlossen. Foto: Gottfried Stoppel

Das Gasthaus Lamm in Schornbach macht dicht. Weit über den kleinen Schorndorfer Stadtteil hinaus ist es bekannt und beliebt. Im Dezember ist Schluss.

Die Nachricht kam unerwartet: Anfang Dezember schließt das Gasthaus Lamm in Schorndorf-Schornbach (Rems-Murr-Kreis). „Für den Ort ist das ganz arg schlimm. Das ist ein Riesenverlust“, kommentiert Sandra Sachse auf Nachfrage dieser Zeitung das bevorstehende Ende der Traditionsgaststätte. Sachse ist die Ortsvorsteherin der knapp 1900-Seelen-Dorfs, das seit der Gemeindereform 1975 zu Schorndorf gehört. So mag sich manches in der Entwicklung von der ehemals selbstständigen Gemeinde zum Stadtteil verändert haben, doch eines blieb unverrückt bestehen: das Gasthaus Lamm.

 

Seit dem Jahr 1905 hat es Bestand und ebenso lange ist es in den Händen der Gastwirtsfamilie Wahl, mittlerweile in vierter Generation. 2015 übernahm Peter Wahl von seinen Eltern Kurt und Ursula als Chef und Küchenmeister den Familienbetrieb, den einst sein Urgroßvater Georg Wahl aufgebaut und in den 1940er Jahren an seine Tochter Else und ihren Mann Ernst übergeben hat. 2021 machte Peter Wahl im zweiten Frühjahrslockdown der Coronapandemie die Not zur Tugend, um mit Fördergeldern aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) innen wie außen einige Renovierungsarbeiten an dem historischen Gebäude vorzunehmen.

Lamm hat großen Zulauf

Über die Jahrzehnte hat die Familie Wahl sich mit ihrer gutbürgerlichen, schwäbischen Küche einen guten Ruf erarbeitet, der weit über Schornbach hinaus reicht. So ist das Lamm nicht nur das Stammlokal sämtlicher örtlichen Vereine, wie Sachse berichtet, sondern auch für Vereine und Organisationen aus dem Umland. Regelmäßig hielten etwa die Landfrauen Schorndorf und die Kreisjägervereinigung Waiblingen ihre Versammlungen dort ab. „Wenn die Jäger kommen, ist der ganze Ort mit ihren Autos zugeparkt“, beschreibt die Ortsvorsteherin den großen Zulauf.

Nicht nur Gaststätte auch Catering

Diesen verdanke das Lamm auch seinen großzügigen Räumen. Als eines von wenigen Restaurants in der Gegend biete es neben dem Gastraum einen großen Saal mit Bewirtung sowie zusätzlich noch kleinere Nebensäle und Stuben. Daher sei das Lamm für Geburtstage, Hochzeiten und andere Familienveranstaltungen ebenfalls die Adresse im Ort. „Wir waren auch schon zur Kommunion der Kinder dort“, berichtet Sachse aus eigener Erfahrung. Und auch wer nicht im Lamm feiert, brauche nicht auf die „super-tolle und wirklich gute“ Küche verzichten. „Den 80. Geburtstag meiner Mutter und meinen 50. haben wir zum Beispiel mit dem Catering vom Lamm gefeiert.“ Und auch die Nachsitzungen des Ortschaftsrats finden – keine Frage – stets im Lamm statt. „Unsere Weihnachtsfeier haben wir extra vorverlegt, damit wir noch einmal im Lamm feiern können.“

Sandra Sachse, die Ortsvorsteherin von Schornbach Foto: Luitgard Schaber

Was sind die gründe für die Schließung?

Zum 8. Dezember schließe Peter Wahl das Gasthaus, wie sie von ihm erfahren habe. Näheres zu seinen Beweggründen habe er von sich aus nicht gesagt. „Und ich wollte ihn nicht bedrängen“, sagt Sache. Auf Nachfrage dieser Zeitung möchte Wahl kein Kommentar abgeben – zumindest noch nicht, wie er von einer seiner Mitarbeiterinnen am Telefon ausrichten lässt. Persönlich war er nicht zu sprechen – zu viel zu tun in der Küche, wie auch an den Geräuschen im Hintergrund zu hören war.

An zu wenig Kundschaft liegt es sicherlich nicht, dass Wahl sein Gasthaus dicht macht. „Ich kenne Singles aus dem Ort, die jeden Tag dort mittags essen gehen“, berichtet Sachse. „Einige Stammgäste haben schon ihren festen Sitzplatz im Gastraum.“ Wer nicht ins Gasthaus kommen kann oder möchte, könne sich Mittagessen bringen lassen – ein Service, den vor allem Senioren gerne nutzten. „Das wird fehlen“, meint Sachse. Fehlen werde vielen sicherlich auch das Lamm als Ort, an dem man sich zum Stammtisch trifft. Zumal es insbesondere für die weniger Mobilen keine vergleichbare Alternative gebe. „Das Kelterele ist eine Raucherkneipe und die Grillbar Benjamin Hehn macht Events mit Buffet, das ist nichts, wo man nur zum Reden und Viertele trinken hingeht.“

Gibt es einen Nachfolger?

Daher hofft Sachse inständig, dass sich ein Nachfolge findet, der die Gaststätte übernimmt. Weil Wahl Inhaber und Koch in einer Person ist, sei das sicherlich nicht einfach, meint Sachse angesichts der Tatsache, dass Köche auf dem Arbeitsmarkt ebenso rar wie gefragt sind. Deswegen macht sich die Ortsvorsteherin bereits Gedanken, wie die „Riesenlücke“, die das bevorstehende Ende der Traditionsgaststätte hinterlassen wird, zumindest teilweise geschlossen werden kann, und schaut sich nach alternativen Lokalitäten für die Seniorenstammtische um.