Georgios Tsipizidis, genannt Yorgos, in seinem Cube 22. Foto: factum/Jürgen Bach

Gemütlich und chic: Das Cube 22 in der Leonberger Straße will anders sein als andere Cafés. Ob ihm das trotz seiner etwas abgelegenen Lage gelingen kann?

Ludwigsburg - Was Georgios Tsipizidis geschafft hat, darauf kann er schon jetzt einigermaßen stolz sein. Er hat die Leonberger Straße in Ludwigsburg gemütlich gemacht, zumindest einen kleinen Teil davon. Wenn man genau ist, ist es ein sehr kleiner Teil, das Erdgeschoss der Hausnummer 22, um ganz genau zu sein. Dort hat er sein Wohnzimmer eingerichtet. Man ahnt, dass es nicht wirklich sein Wohnzimmer ist, in dem man steht, wenn man durch die schwere Tür gegangen ist. Dafür ist der Raum mit seinen rund 100 Quadratmetern doch etwas zu groß. Und das Angebot an Kaffee, Säften, Wein und Cocktails etwas zu umfangreich. Aber einladend ist er trotzdem.

Cube 22 heißt der neue gemütliche Teil der Leonberger Straße offiziell, der offiziell eine Bar, eine Lounge und ein Café ist. Seinen Betreiber Georgios Tsipizidis darf man offiziell übrigens Yorgos nennen und sich als einen zufriedenen Mann vorstellen. Endlich ist die Café-Bar-Lounge, die ihren Namen der Würfelform ihres Quartiers verdankt, offen, endlich hat er seinen eigenen Laden. Auch wenn das nicht seit jeher sein Plan war.

Obstunternehmer und Gastronom

In einem früheren Leben hat Yorgos Digitaltechnik studiert. In einem späteren Leben hat er die Traubenfelder seiner Eltern an der griechischen Nordküste übernommen, neue Reben und Olivenbäume dazugekauft und als Obstunternehmer Erfolg gehabt. Und in seinem jetzigen Leben ist er, mit 45 Jahren, zusätzlich Gastronom geworden. Worauf er sich die ganze Zeit, kann man sagen, vorbereitet hat. Egal, wo er war und was er gemacht hat: Nebenbei war er in vielen Läden Barkeeper. Als er gefragt wurde, ob er die Leonberger Straße 22 übernehmen wolle, hat er Ja gesagt.

Das Vorgänger-Café, das am Rande, war vor ungefähr zwei Jahren als Hauptquartier eines Drogenhändlerrings enttarnt worden. Inzwischen ist er gesprengt und die neue Lokalität nicht wieder zu erkennen. Auf dem Boden stehen Samtsofas neben Ledersesseln; Hocker aus Holz und Stühle aus Metall; an der Decke leuchten Glühbirnen an Tauen, oder in schicken Lampenschirmen; den glatten Wänden von einst hat der neue Chef eine Optik aus Backsteinen angedeihen lassen oder ein Rennrad mit leuchtenden Reifen aufgehängt. „Ich wollte etwas, das sich von anderen Cafés abhebt“, sagt Yorgos, der alles mit seiner Frau ausgewählt hat.

Das Gästebuch ist ein einziges Kompliment

Sofas aus Italien und Griechenland, die gebrauchten Stühle auf der neuen Terrasse sind aus Thailand. Dort, weiß Yorgos, standen sie zuvor in einem Stadtparlament. Der Sessel in Eiform, der aus ausrangiertem Flugzeugmaterial angefertigt wurde, stammt aus Amerika. Fünf Monate hat der Wirt auf die Sonderanfertigung gewartet. Was angesichts der Umbauzeit von acht Monaten nicht wirklich schlimm war. Und was sich angesichts der Einträge ins Gästebuch gelohnt hat. Die Besucher – „vom Schüler bis zum Rentner“ – preisen „das tolle Ambiente“, und die „Hammer-Deko“ und bezeichnen das Cube 22 wahlweise als „mega schöne Location“, als „Oase“ oder als „schönstes Café in LB“.

Man kann sich denken, dass die Anwohner rund um das Cube 22 den neuen Nachbarn mit einem gewissen Argwohn betrachten: Noch mehr Lärm in der viel befahrenen und dicht beparkten Straße? Noch weniger Ruhe in der Nacht?

Der Wirt will sein Wort halten

Bei der Live-Nacht Anfang November dürften sie sich in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt gesehen haben. „Das war schon laut“, sagt Yorgos – der künftig allerdings an keiner Live-Nacht mehr teilnehmen wird. Er habe versprochen, dass das Cube 22 „etwas Ruhiges“ sei. Und er wolle gerne sein Wort halten.

Wenn das Cube 22 morgens um 10 Uhr aufmacht, ist für eine ganze Weile ganz schön ruhig. Yorgos wird deshalb demnächst außer Muffins und Tiramisu wohl ein Frühstück anbieten. Mit der Resonanz später am Tag ist er schon recht zufrieden. Und wenn er seine Gäste am Laptop arbeiten sieht, oder in einer Gruppe diskutieren oder einfach aus der riesigen Fensterfront auf die Straße schauen sieht, ist er glücklich – und ahnt, dass er sich richtig entschieden haben könnte.

Offensichtlich viel Geld in ein Lokal in nicht gerade zentraler Lage zu investieren, ist ja nicht ohne Risiko. „Aber wenn man es mit Liebe macht . . .“, sagt Yorgos, der einen Gast im Zweifel auch bittet, seine Füße vom Tisch zu nehmen. So heimelig man sich im Cube 22 fühlen darf, ganz so zwanglos benehmen muss man sich deshalb nicht unbedingt.