Draußen servieren, auch wenn es kälter wird? Vielen Gastronomen würde es helfen, wenn die Stadt die Außensaison verlängern würde. Foto: factum/Jürgen Bach

Die Ludwigsburger Gastronomen sehen der kalten Jahreszeit mit Bangen entgegen und schmieden Pläne für den Winter. Sie hoffen, dass die Stadt ihnen flexible Lösungen ermöglicht.

Ludwigsburg - Der Spätsommer zeigt sich von seiner besten Seite: Bei vielen Gastronomen, die im Freien auftischen können, läuft es derzeit noch gut. Doch die Wintersaison naht, und City-Manager Markus Fischer macht sich keine Illusionen: „Sie wird für die Gastronomen knüppelhart“, sagt er. Fischer, der beim Innenstadtverein Luis für Entwicklung und Marketing zuständig ist, führt diese Woche deshalb viele Gespräche darüber, wie die Gastronomie über die kalte Zeit kommen soll. Am Montagabend holte der Innenstadtverein ein Meinungsbild der Wirte ein. Auch beim Beirat Innenstadt-Offensive kommt das Thema auf den Tisch.

„Es gibt nicht den einen Lösungsansatz“, stellt Fischer klar. „Es hat sich aber herauskristallisiert, dass es den meisten Gastronomen massiv helfen würde, wenn die Frist für die Außenbewirtung gestrichen würde.“ Ende Oktober ist es eigentlich vorbei damit. Doch wenn die Gastronomen die Freiluftsaison verlängern könnten, hätten sie an milderen Tagen die Chance, weiterhin draußen aufzutischen. Denn die Sorge, dass die Besucher im Winter aus Corona-Ansteckungsangst lieber gar nicht mehr essen gehen als sich in einen geschlossenen Raum zu setzen, ist groß. „Und gerade wer nur wenig Innenfläche hat, kann dort wegen der Abstandsregeln sowieso nur sehr wenige Gäste bewirten“, sagt Fischer.

Land beschließt weitere Unterstützung

Für etwas Erleichterung dürfte immerhin die am Dienstag vom Landeskabinett beschlossene Verlängerung und Ausweitung der „Stabilisierungshilfe Corona“ für das Hotel- und Gaststättengewerbe gesorgt haben, die überdies um Betriebe erweitert wurde, die nur teilweise gastgewerblich tätig sind. Helfen könnte manchem Gastronomen auch, wenn die seit 2015 in Ludwigsburg verbotenen Heizstrahler und -pilze interimsweise zugelassen würden, auch wenn deren Klimabilanz verheerend ist.

Lesen Sie hier: Wie Heizpilze die Gastronomie retten sollen

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte das gefordert, und in der Landes- und Kommunalpolitik gibt es viel Unterstützung für das Ansinnen. Städte wie Tübingen und Ulm wollen das Verbot lockern; selbst der grüne Umweltminister Franz Untersteller hält eine Aussetzung des Verbotes für akzeptabel. Aus dem Heidelberger Rathaus heißt es hingegen: „Die ökologische Bilanz ist für eine Stadt, die sich tatkräftig für den Umwelt- und Klimaschutz engagiert, nicht vertretbar. Es kann nicht sein, dass der Klimaschutz der Verlierer in der Corona-Krise wird.“

Sondererlaubnis für Heizpilze?

Die Ludwigsburger Stadtverwaltung arbeitet derzeit ein Konzept mit denkbaren Unterstützungsoptionen aus, über das Ende September der Gemeinderat befinden soll. Dazu könnte eine Heizpilz-Sondererlaubnis zählen. „Die Unterstützung unserer Gastronomie und unseres Einzelhandels ist mir in dieser schwierigen Zeit sehr wichtig“, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht. Eine nachhaltige Stadt dürfe aber ökologische Aspekte nicht über Bord werfen. In Bietigheim-Bissingen müssten die Heizpilze nicht erst genehmigt werden: „Bei uns sind sie grundsätzlich erlaubt“, erklärt Pressesprecherin Anette Hochmuth. „Spezielle Anträge liegen nicht vor, das Thema ist auch nicht im Gemeinderat aufgekommen.“

„Heizpilze werden die Gastronomie sicher nicht retten. Außerdem bringen sie nur was, wenn man etwas drumherum hat, eine Holzhütte oder ein Zelt. Sonst geht die Wärme ja sofort flöten. Und unter dem Umwelt-Aspekt sind sie auch keine Option“, sagt Andreas Rothacker. Der Gastronom, der für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt, hofft, dass die Stadt die Außenbewirtschaftung über den 31. Oktober hinaus genehmigt und dass dann freundliche Spätherbsttage kommen. Rothacker glaubt aber auch, dass die Kunden trotz der Pandemie wieder in die Restaurants und Wirtschaften gehen werden und mit den Corona-Auflagen zu leben lernen.

Tüfteln an Draußen-Lösungen

Jürgen Feyhl, Geschäftsführer des Bistros Baron am Marktplatz, sagt: „Bis Weihnachten wird sich an den Corona-Auflagen kaum etwas ändern. Wir sind innen so klein, dass wir dann auf jeden Fall eine Terrasse brauchen.“ Schon lange tüftle sein Team an Draußen-Lösungen für die kalte Zeit. „Es gibt zwar Kunden, die schon jetzt kein Problem haben, sich nach innen zu setzen, aber eben auch solche, die das nicht wollen. Für die ist es besser, gut eingepackt draußen zu sitzen, als gar keine Alternative zu haben“, sagt Feyhl. „Und uns hilft jeder sonnige Tag.“

Die Stadt habe den Gastronomen bisher in der Krise gut und partnerschaftlich geholfen, obwohl ihr selbst Einnahmen weggebrochen seien, sagt Markus Fischer. Die Angst in der Branche wachse aber definitiv, meint er. „Immer mehr Gastronomen brauchen ihre privaten Reserven auf und stecken Rücklagen für die Rente in ihre Betriebe.“ Und Einzelhändlern ergehe es auch nicht viel besser. Der Innenstadtverein stärke daher mit dem Geld, das für das Kastanienbeutelfest vorgesehen gewesen sei, eine Gutscheine-Aktion für seine Mitglieder – „als Marketingmaßnahme, um das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln“.