Im kürzlich eröffneten Embargo erfinden sich die Betreiber des Esslinger Trabucco mit Crossover-Gerichten und feinen Dinks neu. Im neuen Gewölbe-Lokal gibt es einen Mix aus Restaurant und Cocktailbar.
Esslingen - Fast ein Jahr lang wurde im ehemaligen Restaurant Wölfles renoviert und umgestaltet, seit Dezember hat das Gewölbe-Lokal am Esslinger Hafenmarkt unter neuen Betreibern, im neuen Gewand und unter neuem Namen geöffnet. Eingezogen ist das Embargo, das die hiesige Ausgehlandschaft bereichern will.
Unter Barbetreibern und Friseuren ist das Spiel mit Worten, was die Namensfindung ihrer Läden angeht, scheinbar endlos beliebt, auch wenn die Auswüchse manchmal nicht so recht zu passen scheinen. Denn im Esslinger Embargo läuft es rund. Von einer Warenblockade oder Engpässen ist nichts zu spüren. Der Service ist auf Zack, das Ambiente modern und lässig, die Getränke fließen in exzellenter Qualität, was nicht zuletzt damit zu tun haben könnte, dass die Macher des Trabucco hinter dem neuen Lokal stecken.
Die Esslinger Valentin Schlienz und Axel Schenke haben sich mit ihrer ersten Bar in der Neckarstraße mit feinen Drinks seit 2015 einen Namen gemacht. Dass sie nun einen zweiten Laden eröffnet haben, liegt auch am Hauptberuf der beiden. Schlienz ist Maler, Schenke Architekt. „Wir sind in erster Linie an den Objekten und deren Umgestaltung interessiert. Die Gastronomie läuft, auch wenn das eigentlich ein Fulltime-Job ist, eher nebenher. Das geht bei uns nur, weil wir tolle Köche und Barchefs haben“, sagt Schlienz.
Da im Trabucco kein Essen gekocht werden darf, was laut den Betreibern oft von Gästen gewünscht wird, war schnell die Idee für ein zweites Lokal geboren. Dass sich die Neueröffnung so lange hinzog, lag laut Schlienz an den Renovierungsarbeiten, die in der ältesten Fachwerkzeile Deutschlands vom Landesdenkmalschutz ganz genau begutachtet und abgesegnet werden mussten.
Kein klassisches Restaurant-Feeling
Die Barkultur bringen Schlienz und Schenke an den Hafenmarkt mit. Cocktails werden auch hier zelebriert. Im Unterschied zum Trabucco gleicht das neue, dunkel gehaltene Lokal mit rund 54 Sitzplätzen jedoch vielmehr einem Restaurant. Das gediegene Ambiente und die kleine und facettenreiche Speisekarte machen den Unterschied. Gebratene Jakobsmuschel mit Wakame-Salat oder Meerrettichsuppe als Vorspeisen, Hauptgerichte wie Rostbraten, Hirschkeule oder Heilbutt zeugen von einem recht hohen Anspruch in der Küche. Die Portionen sind klein und die Preise mit acht bis elf Euro für ein Hauptgericht vergleichsweise niedrig. Die Betreiber brechen damit das klassische Restaurant-Feeling auf. „Die Gäste sollen die Möglichkeit haben, mehrere Gerichte zu probieren und untereinander zu mixen, deshalb sind die Portionen klein“, sagt der 41-jährige Schlienz zum Konzept.
Das etwas gehobene Niveau können die Speisen bei einem Test nur bedingt halten. Das Risotto ist zu bissfest, die Fischgerichte können auch nicht restlos überzeugen. Dafür sind die Meerrettichsuppe, das Wild mit Kräuterknödeln und auch die Soßen tadellos. Das angenehme Ambiente tut sein Übriges. Essen ist allerdings nicht Pflicht. Die Betreiber wollen auch eine Anlaufstelle für einen Drink oder Abendausklang sein.
Wer gerne ausgeht, Wert auf gute Drinks legt und etwas Experimentierfreude mitbringt, ist hier goldrichtig. Wenn die Küche die Speisekarte etwas anpasst, könnte das Embargo bald genauso ein Renner wie der erste Laden von Schlienz und Schenke werden.
Embargo: Am Hafenmarkt 8-10, Esslingen, Telefon 0711/50 47 82 21.