Athina Reizi hofft, dass auch unter einem neuen Pächter die enge Verbindung des Theatercafés zur WLB erhalten bleibt. Foto: Ines Rudel

Nach 40 Jahren unter der Leitung ihrer Familie hat Athina Reizi das Theatercafé, das Stammlokal für Schauspieler der Württembergischen Landesbühne in Esslingen, geschlossen. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig.

Esslingen - Von Hand haben Passanten den ausgehängten Zettel über die Schließung des Theatercafés mittlerweile beschriftet. Viele gute Wünsche stehen nun darauf, manche bekunden ihre Traurigkeit über die Schließung des Lokals. „Mach’s gut“, „Schade um mein zweites Esszimmer“ und „Alles Gute für die Zukunft“, ist dort und auch in den sozialen Medien zu lesen.

Auch der Wirtin Athina Reizi ist es schwer ums Herz. 40 Jahre lang hat ihre Familie das Theatercafé gegenüber der Württembergischen Landesbühne (WLB) geführt. Ihre Mutter Filo hatte das Lokal 1978 übernommen. Wo vormals Kaffee und Kuchen serviert wurden, gab es fortan deftige griechische Küche. „Wir waren das einzige Lokal, in dem es noch spät abends etwas zu Essen gab“, sagt die 47-Jährige. Die Küche und die späten Schließzeiten führte sie weiter, als sie 2013 das Lokal von ihrer Mutter übernahm. Dafür kam sie mit ihrer Familie, ihrem Mann und ihren beiden Söhnen, extra aus Griechenland nach Deutschland zurück, wo sie geboren wurde. „Am Anfang war es sehr schwer. Die Gäste haben ständig nach meiner Mutter gefragt, und auch ein paar Neuerungen auf der Speisekarte mussten sich erst durchsetzen“, erzählt sie rückblickend. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten schlossen die Gäste die neue Wirtin dann doch ins Herz und umgekehrt.

Die Belastung war zu hoch

Der Abschied fällt der zierlichen Frau mehr als schwer. „Mein Herz hängt am Theatercafé und den Gästen, meinen Schauspielern“, sagt sie und ringt mit den Emotionen. Eng ist das Lokal mit der WLB verbandelt. „Nach den Vorstellungen sind die Schauspieler und Zuschauer immer ins Theatercafé gekommen. Die ersten 15 Minuten drehten sich die Gespräche dann immer um das Stück und die Aufführung. Ich kenne sie alle und weiß, was sie gerne essen und trinken“, sagt sie und schaut traurig auf den Tisch vor sich. Vor allem die Meze seien besonders gut angekommen, weil man die so gut teilen kann. „Auberginenröllchen, Schafskäsesalat, Oliven – kleine griechische Vorspeisen und der Mittagstisch waren beliebt“, erzählt sie.

So sehr sie mit viel Liebe und Mühe den Laden geführt hat, so schwer fällt ihr nun die Schließung. Vergangenen Sommer wuchs der Wirtin der Betrieb über den Kopf. Gastronomie ist hart: Arbeiten, wenn die anderen frei haben, spät nachts Feierabend machen, wenig Schlaf, morgens den Laden vorbereiten. „Ich hatte immer wenig Zeit für Privates und die Familie. Die Belastung war sehr hoch, ich habe mich überschätzt. Es war klar, so kann es nicht weitergehen. Deshalb habe ich mich entschieden, das Theatercafé abzugeben.“ Die Zeit als Wirtin des Lokals hat Athina Reizi und ihre Familie eng mit Esslingen verbandelt. Um die Zukunft des Theatercafés macht sie sich Sorgen.

WLB-Intendant Friedrich Schirmer bedauert die Schließung

„Wir suchen gerade einen neuen Pächter. Mir ist es wichtig, dass er die enge Verbindung zum Theater hält. Wenn da jemand kommt, der die Küche um 21.30 Uhr schließen will, geht das nicht. Die Vorstellungen sind ja oft erst um 22.30 Uhr aus. Ich will auch keinen Umbau.“ Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig. Auch der Intendant der WLB, Friedrich Schirmer, bedauert die Schließung des Restaurants. „Wir sind Nachbarn und haben uns wunderbar ergänzt. Das Theatercafé ist quasi unser Wohnzimmer. Aber wir haben jegliches Verständnis für die Entscheidung. Wir hoffen jedoch dass die Familie jemanden findet, der das Lokal in ihrer Tradition weiterführt.“

Wenn ein passender Pächter gefunden ist, wünscht sich Athina Reizi mitarbeiten zu können. Mit ihrer neuen Freizeit weiß sie aber auch so einiges anzufangen. Ihrem Mann will sie im Lokal des Schwimmsportvereins Esslingen unter die Arme greifen und einen Catering-Betrieb eröffnen. Außerdem will sie sich einen Wunsch erfüllen: „Ich war noch nie im Theater. Jetzt kann ich meine Schauspieler auch mal auf der Bühne sehen.“