Svenja (links) und Miriam Bay haben ihr Café Fräulein Margot in Esslingen schon teilweise eingerichtet – eröffnen können sie trotzdem derzeit nicht. Foto: Ines Rudel

Anfang April wollten sie ihre Lokale eröffnen, doch nun bleiben aufgrund des grassierenden Coronavirus auch die Türen des neuen Cafés Fräulein Margot und des neuen spanischen Lokals in der Scala geschlossen.

Esslingen - Die beiden Schwestern Miriam und Svenja Bay hatten die frisch renovierten Räume im Unteren Metzgerbach bereits bezogen, als das Coronavirus auch Deutschland erreichte. Als dann die Schließung von Gastronomiebetrieben zunächst bis zum 19. April angeordnet wurde, war klar, dass sie die Eröffnung ihres Cafés verschieben werden müssen. Auf wann, steht bislang in den Sternen.

Die 32-jährige Svenja ist Konditorin, ihre Schwester Miriam hat BWL studiert. Beide haben ihre vorherigen Jobs aufgegeben, Kredite und Erspartes eingesetzt, um ein Café als Hommage an ihre Oma Margot zu eröffnen. Jahrelang hätten sie davon geträumt und dann allen Mut und Tatendrang zusammengenommen. Nun werden sie wie viele andere von den Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus gestoppt. Doch noch sind sie zuversichtlich. „Wir haben zum Glück noch kein Personal eingestellt und auch kein volles Lager. Es muss ja wieder anders werden. Wir glauben, dass nach der Corona-Zeit, die Leute noch mehr Lust haben werden, ins Café zu gehen“, sagt Svenja Bay. Bis dahin hätten sie ohnehin noch viel zu tun.„Aber es kommt schon Sorge auf, wenn es über den Juni hinaus so weitergehen könnte“, räumt Miriam Bay ein.

Neue und bestehende Wirte leiden unter Umsatzeinbußen

Abwarten und versuchen durchzuhalten scheint auch die Devise von Miguel Montero zu sein. Der 58-Jährige ist der neue Pächter im Lokal in der Scala. Er wollte mit seinem spanischen Restaurant am 1. April durchstarten und eine neue Lebensphase einläuten. Der Koch, der in den vergangenen Jahren als Monteur arbeitete, ist bereit für die Eröffnung. „Wir können es kaum erwarten. Ich habe alles andere dafür aufgegeben. Für mich gibt es keinen Rückwärtsgang. Ich hoffe, dass es ab Mai vorwärts geht. Für uns und auch für alle anderen Gastronomen“, sagt Montero. Seine Vermieterin habe auf die Situation reagiert und ihm die Pacht für den ersten Monat erlassen. „Da habe ich viel Glück, das geht ja nicht allen so“, sagt er.

Den neuen Esslinger Wirten geht es mit der Corona-Krise nur bedingt anders als den bisher bestehenden Gastronomien. Die Branche leidet schwer unter den ausbleibenden Umsätzen. In Esslingen und der Umgebung haben manche Restaurants auf To-Go-Angebote umgeschwenkt. So etwa das Brauhaus Schwanen, das auch das hausgebraute Bier zum Abholen anbietet, das Maultaschen-Lokal Mattis oder das jüngst eröffnete italienische Lokal La Visione in Denkendorf. Auch das erst im März umgezogene Lokal Pop’s Burger in Esslingen und Ostfildern brät nun die Pattis nur noch für Burger, die ausgeliefert werden. Auch noblere Lokale bieten ihre Gerichte zum Abholen an, wie etwa Kielmeyer 1582, das Restaurant des Hotels Fuchsen in Kirchheim, das edle Tafelhaus in Köngen. Die Kochschule Kitchen Confidential in Kirchheim setzt wegen der ausbleibenden Veranstaltungen ebenfalls auf Essen, das man abholt und zuhause fertigstellt – erheiternde Begleitung gibt’s auf dem zugehörigen Youtube-Kanal. Andere Lokale bleiben jedoch komplett geschlossen, für viele lohnen sich solche Weg nicht.

Ein Abholservice kommt für Svenja und Miriam Bay auch nicht infrage. Montero lehnt die Eröffnung mit einem To-Go-Konzept ebenso ab. „Das ist keine Option. Es bleibt nur abzuwarten, bis das alles endlich vorbei ist“, so der 58-Jährige.