Die Kosten für den Umbau des Löwens und der benachbarten Gebäude sind in die Höhe geschnellt. Foto: Stoppel/Archiv

Gegenüber vom Backnanger Rathaus wird aber womöglich eine abgespeckte Brauhaus-Variante realisiert. Die Stadtverwaltung will den Platz am Rathaus, „die Herzkammer der Stadt“, aufpolieren.

Backnang - Der Investor sagt, er habe die Notbremse ziehen müssen. Das große Brauhaus am Rathausplatz in Backnang wird nun nicht gebaut. Der Backnanger Optiker Jochen Stroh hatte die Gaststätte mit rund 170 Sitzplätzen in vier nebeneinander stehenden Häusern – unter anderem im altehrwürdigen Löwen – einrichten wollen (wir berichteten). Als Pächter war die Stuttgarter Dinkelacker-Schwabenbräu GmbH im Gespräch gewesen, die mehrere Brauhäuser betreibt, unter anderem Carls Brauhaus in Stuttgart. Die ursprünglich anvisierten Baukosten, gut drei Millionen Euro, seien auf mittlerweile rund sieben Millionen Euro in die Höhe geschnellt. Vermutlich, sagt Stroh, wäre die Summe sogar noch weiter angestiegen. Es sei ihm auch nicht gelungen, einen Generalunternehmer zu finden, der das aufwenige Projekt in den alten Gebäuden hätte übernehmen wollen. Also aus der Traum.

Die Mieter der Wohnungen dürften zufrieden sein

Die einzigen Menschen, die jetzt jubeln, dürften die Mieter der Wohnungen in den Obergeschossen der Fachwerkhäuser mitten in Backnang sein. Die Mietpreise, so Stroh, seien nämlich „interessant“, sprich niedrig. Es war geplant gewesen auch diese Wohnungen zu sanieren, die Mietpreise wären gestiegen. Frustriert hört sich der Backnanger Unternehmer ob der Entwicklung indes nicht an. Bei der Vorstellung des ehrgeizigen Braushaus-Projekts hatte er erklärt: „Ich fühle mich meiner Heimatstadt verpflichtet.“ Er wolle verhindern, dass im Löwen „irgendein zweitklassiges Geschäft“ unterkomme. Deshalb habe er das Gebäude und die benachbarten Immobilien erworben.

Jochen Stroh ist nun auf der Suche nach einem Pächter für den Löwen, der momentan leer steht, und sagt, er sei recht zuversichtlich, dass das Gasthaus Mitte kommenden Jahres wiedereröffnet wird. Womöglich als abgespeckte Variante des ursprünglichen Plans, also als kleines Brauhaus mit maximal rund 120 Sitzplätzen. Er führe gute Gespräche mit mehreren potenziellen Interessenten und erklärt: „Ich habe keinen Zeitdruck.“

„Multifunktionsfläche“ zwischen Löwen und Rathaus

Der Backnanger Baudezernenten Stefan Setzer nennt den Platz am Rathaus, „die Herzkammer der Stadt“, diese sei aber in die Jahre gekommen. Die Verwaltung sehe die Neugestaltung des Platzes „als wichtigen Impuls für dessen Umfeld“ und verfolge deshalb dieses Vorhaben weiter. Als Stroh die großen Brauhaus-Pläne präsentiert hat, hieß es seitens der Kommune, eine neuen „Multifunktionsfläche“ zwischen dem Löwen und dem Rathaus könnte künftig für die Außenbewirtschaftung der Gaststätte sowie für „verschiedenste Veranstaltungen“ genutzt werden, inklusive Wochenmarkt. Und auch jetzt sagt Setzer: Mit einer Neugestaltung könne der Platz an die geänderten Anforderungen angepasst werden, darunter auch „an die heutigen sowie künftigen Bedürfnisse der angrenzenden Geschäfte und Gastronomiebetriebe“.

„Einzelheiten der Gestaltung, Umfang der Maßnahmen oder der Zeitpunkt der Umsetzung werden im Gemeinderat erörtert“, so der Amtsleiter. Mit dem Investor Jochen Stroh sei die Verwaltung weiter intensiv im Gespräch. Dieser habe zugesagt, sein neues Konzept bald zu präsentieren.