Den Wegweiser gibt es noch, das Restaurant im Rathaus ist aber geschlossen: Es muss dringend saniert werden. Foto: Max Kovalenko

Die Tristesse herrscht am Marktplatz und es ist kein Ende in Sicht: Zehn Monate ist der Ratskeller schon dicht, gut und gern 20 Monate könnten noch ins Land ziehen, bis das Stuttgarter Traditionslokal wieder öffnet. In welcher Form, das soll sich kommende Woche entscheiden.

Stuttgart - Seit fast einem Jahr ist der Ratskeller schon geschlossen, ohne dass die überfällige Verbesserung des Brandschutzes und der Lüftung auch nur begonnen hätte – die Verwaltung und die Stadträte auf den oberen Etagen hatten das Projekt nicht früher auf den Weg bringen können. Kommende Woche aber soll alles besser werden. Dann sollen die Stadträte im Grundsatz die Sanierung beschließen. Inzwischen hat sich die Verwaltung nämlich festgelegt: Sie will eine Variante mit einem Aufwand von rund 4,2 Millionen Euro und die Räume in Form eines „veredelten Rohbaus“ verpachten. Das ist gut eine Million Euro mehr als zuletzt im Februar 2016 gedacht.

Der 4,2-Millionen-Euro-Betrag steht in der Vorlage, über die am Dienstag der Umwelt-und- Technik-Ausschuss und am Mittwoch der Verwaltungsausschuss entscheiden soll. Anschließend werden die Planungen und die Bauarbeiten rund 20 Monate in Anspruch nehmen. Der Stadtbesen soll während dieser Zeit so lang in Betrieb bleiben, wie es irgend geht. Die Pacht für das kleine Lokal wurde von der Verwaltung daher um ein Jahr bis Ende 2017 verlängert.

Monatspacht von 16 666 Euro steht zur Debatte

Bis Jahresende will man auch nach einem geeigneten Ratskeller-Pächter suchen. Erneut. Der frühere Suchlauf werde im Interesse von Transparenz und Klarheit wiederholt, heißt es. Mit einer neuen „Interessenabfrage“ will man klären, welche Gastronomen die komplette Ratskellergastronomie mit dem Stadtbesen, der gewohnten Terrasse für die Außenbewirtung und einer zusätzlichen Fläche am Marktplatz für eine Außenbewirtung übernehmen möchten. Dabei dürfte die Höhe der Pacht ein Knackpunkt werden.

Soll sich der Aufwand der Stadt binnen 20 Jahren amortisieren, ist eine Pachthöhe von rund 200 000 Euro pro Jahr erforderlich, pro Monat 16 666 Euro. Zudem wird der Pächter selbst die Ausstattung bringen müssen, ganz zu schweigen vom Personal natürlich. Und die Erwartungen, was die Qualität angeht, sind auch hoch. Schon beim letzten Suchlauf hatte die Verwaltung sich einen Pächter gewünscht, der eine qualitativ hochwertige Küche mit frischen, regionalen, saisonalen und möglichst auch Bioprodukten praktiziert.

Die knapp 17 000 Euro wären für ein Objekt dieser Größe zwar dem Grunde nach vertretbar, meint Birgit Grupp von der Firma Brunner, die den Ratskeller bisher betrieb und im Moment noch den benachbarten Stadtbesen unterhält. Auch im Sommer genug Gäste in den Keller zu locken, sei aber schwer, meint sie. Die Sache werde nicht einfach.

Die Stadt geht bei der Sanierung einen Mittelweg

Andere Varianten der Sanierung hat die Verwaltung verworfen. Die Räume im einfachen Rohbauzustand zu übergeben, würde rund vier Millionen Euro und nach Abzug der Vorsteuer auf den Rechnungen 3,4 Millionen Euro kosten, heißt es. Würde die Stadt alle sichtbaren Oberflächen wie die Bodenbeläge herstellen lassen, würden sich brutto 7,1 Millionen und netto sechs Millionen Euro ergeben, ließ man von einem externen Architekturbüro schätzen. Gewählt wurde der mittlere Weg: Die Stadt ist zuständig für das, was fest mit dem Gebäude verbunden ist. Nach der Verbesserung von Brandschutz und Lüftungsanlagen lässt sie Wände verputzen oder mit Gipskartonplatten verkleiden. Für diese Variante werden netto wohl die 4,2 Millionen, brutto fünf Millionen Euro, nötig.

Ebenfalls geprüft wurde, nur den Stadtbesen weiterzubetreiben. Würde man ihm einen Teil des heutigen Festsaals zuschlagen, könnten drinnen 55 Sitzplätze entstehen. Doch der Stadtbesen hat bisher keine eigene Küche. Dafür sowie für Brandschutz, Lüftung und Sanierung der Ratskeller-Toiletten müsste man auch bei dieser Variante Geld aufbringen – netto etwa 900 000 Euro. Nicht benötigte Gasträume müssten stillgelegt werden und bei einer späteren Nutzung doch saniert werden – unter laufendem Betrieb im Stadtbesen, sagt die Verwaltung. Zu deren Vorschlag bekennt sich auch Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU). Dass der Ratskeller schon lang leer steht und die Verwaltung lang diskutierte, bestreitet er nicht. Man habe das Lokal im Frühjahr 2016 aber nicht aus Jux und Tollerei geschlossen, sondern wegen Brandschutzmängeln. Die Pachtzahlungen, die der Stadt seither entgingen, seien deutlich geringer als die erhoffte künftige Pacht.

Die Bereitstellung von 3,2 Millionen Euro werde ein Thema der Etatberatungen im Herbst, sagt Föll. Eine Million stehe aus früheren Haushaltsjahren aber schon zur Verfügung. Damit könne man nach dem Grundsatzbeschluss die Planungen finanzieren. Einen Pächter werde man ganz sicher finden, allenfalls bei der Pachthöhe könne ein Risiko bestehen. Im Herbst 2018, wenn auch der Ersatzbau für die Rathausgarage fertig werde, könnte Wiedereröffnung sein.