Mit der App too good to go können Kunden Lebensmittel vor der Tonne retten und dabei noch Geld sparen. Auch im Kreis Ludwigsburg bieten viele Händler diese Möglichkeit an.
Hier ein Stück Brot, das zu hart geworden ist, da die Reste vom Mittagessen, die niemand mehr wollte, und die Banane ist auch schon matschig – oft genug landen Lebensmittel im Mülleimer. Laut dem Statistischen Bundesamt sind es jährlich knapp elf Millionen Tonnen. Mit 58 Prozent liegen private Haushalte bei der Lebensmittelverschwendung an der Spitze. 76 Kilogramm Essen werden pro Person im Jahr weggeworfen – knapp eineinhalb pro Woche.
Lebensmittelabfälle entstehen entlang der gesamten Versorgungskette – also auch in der Produktion, der Verarbeitung oder im Handel. Das Unternehmen too good to go (frei übersetzt: zu gut, um es wegzuwerfen) möchte an diesem Punkt ansetzten und Lebensmittel aus dem Handel retten, die sonst im Müll landen würden. 2015 in Kopenhagen gegründet, hat das Unternehmen in die Welt expandiert. Das Prinzip: Kunden können über die App Händler ausfindig machen, die übrig gebliebene Lebensmittel in Überraschungstüten anbieten. Der Preis ist etwa ein Drittel des Warenwertes.
Überraschungstüte statt Happy Hour
Einer der ersten Anbieter im Kreis Ludwigsburg war vor etwa vier Jahren die Bäckerei Clement aus Sachsenheim. „Das Thema Backwaren retten ist nicht neu“, sagt Inhaber Frank Clement. Schon vor 20 Jahren haben viele Bäcker ihre Backwaren in der letzten Stunde der Öffnungszeiten zum halben Preis verkauft. Als too good to go auf ihn zugekommen sei, habe er das Konzept ausprobieren wollen. „Es ist anders als die klassische Happy Hour, man kann selbst bestimmen, was man anbietet und wie viele Tüten man bereitstellt.“
Das Feedback der Kundschaft sei durchweg positiv. „Es kommen nicht nur Leute, die darauf angewiesen sind, sondern auch welche, die Geld sparen und dabei noch Lebensmittel retten wollen“, so Clement. Mit der Zeit kamen immer mehr Händler hinzu und so gibt es im Kreis ein vielseitiges Angebot.
Backwaren sind beliebt
Backwaren werden am häufigsten angeboten. Neben regionalen Bäckereien, wie die Bäckerei Lutz, Siegel oder Hofmann, bieten große Tankstellen Brezeln und Brötchen vergünstigt an. In den Hotels Harbr und NH können sich Kunden eine Box vom Frühstücksbuffet zusammenstellen. Im Hotel Nestor wird die Überraschungstüte vorgepackt.
Von Sushi über Bowls zu Döner
Auch fürs Mittag- und Abendessen kann man Schnäppchen erzielen. Ob Sushi bei Sushi Palace in Ludwigsburg, italienische Spezialitäten von Spuntino in Asperg oder ein Tagesgericht von Frish im Breuningerland. Die Auswahl an warmen Speisen wächst stetig. Im Gourmet Tempel gibt es Buffetreste, bei Cup and Bowl gesunde Bowls, Wraps oder selbst gemachte Frühstücksleckereien. Bei EtYe in Ludwigsburg warten Dönergerichte oder Grillgemüse darauf, gerettet zu werden.
Süßes für die Kaffeepause
Für den süßen Hunger bietet Hussel im Breuningerland Überraschungstüten mit Schokolade an. Bei Starbucks kann man sich über Kuchen oder Cookies freuen, im Kindercafé Little Friends in Kornwestheim gibt es Süßes und arabische Spezialitäten. Auch Happy Donazz im Marstall-Center bieten Donuts am Ende des Tages günstiger an. „Es ist ein superschönes Portal, das die Kunden gut erreicht und leicht zu handhaben ist“, sagt Clement. Dennoch denke er darüber nach, ein eigenes System zu entwickeln.
„Too good to go verdient eine Menge Geld an den Händlern“, sagt er. „Wenn ich eine Tüte für 5,40 Euro verkaufe, gehen 1,40 bis 2 Euro an das Unternehmen.“ Das Geld bekomme er alle drei Monate. „In der Zeit arbeitet too good to go auch mit unserem Geld.“ Auch für jede Filiale, die er im Portal anmeldet, zahlt er eine Gebühr. „Um neue Kunden zu erreichen, ist die App aber super.“