Die Gastronomin Roswitha Just ist begeistert von der 1950 eröffneten Milchbar des Architekten Rolf Gutbrod Foto: Ina Schäfer

Das Gebäude im Höhenpark ist ein beliebter Ort zum Feiern. Legendär und erfolgreich sind die Schlagerpartys in dem denkmalgeschützten Haus.

S-Nord - Das hier ist der schönste Platz in Stuttgart“, sagt Roswitha Just. Die Parkanlage am Killesberg ist saftig grün, auf dem Spielplatz toben die Kinder, während daneben Eltern tratschen. Auf der kleinen Insel im Teich stehen pinkfarbene Flamingos – nur wenige Meter davon entfernt steht Roswitha Just auf der Terrasse ihrer Milchbar. „Zu jeder Jahreszeit“, ergänzt sie ihre Schwärmerei.

Die Gastronomin ist schon seit vielen Jahren Betreiberin der Eventlocation im Höhenpark Killesberg. Wie viele genau? Da habe sie schon aufgehört zu zählen. Im denkmalgeschützten Gebäude richtet sie Feiern aus, die sie als Eventplanerin gemeinsam mit den Kunden konzipiert. Besonders beliebt ist die Milchbar bei Hochzeitspaaren. Auch während des Lichterfests haben Frischvermählte dort gefeiert. Die einen mögen Trubel, die anderen mögen es leise. „Da sind die Wünsche ganz unterschiedlich“, sagt Roswitha Just. „Der Platz ist wirklich prädestiniert zum Heiraten.“ Die Planerin begleitet Paare häufig ein Jahr bis zur Feier im Höhenpark. In einem Ordner sammelt sie Fotos der Feste, der variierenden Blumenarrangements, der Tischdeko und der Speisenauswahl.

Die Milchbar wurde vom Architekten Rolf Gutbrod erdacht

An diesem Abend findet in der Milchbar eine Firmenfeier statt. Der Garten im hinteren Teil der Lokalität ist dezent dekoriert. Vorne stehen die Liegestühle bereit. Die Mitarbeiter legen letzte Hand an, nicht nur im Außenbereich. Auch im Innern werden im Barbereich mit seiner großen Glasfront und Blick auf den Teich sowie im oberen Teil der Milchbar Vorbereitungen für das Firmenfest getroffen.

Die Milchbar ist von dem Architekten Rolf Gutbrod erdacht und zur Eröffnung der Deutschen Gartenschau 1950 gebaut worden. Gutbrod war Schüler von Paul Bonatz und ist unter anderem für die Liederhalle verantwortlich. 1967 hat der Stuttgarter gemeinsam mit seinem berühmten Architekturkollegen Frei Otto den Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Montreal entworfen. Heute steht die Milchbar unter Denkmalschutz. „Mich fasziniert wie vielseitig die Milchbar ist“, sagt Roswitha Just. Alles könne auf das Gebäude projiziert werden, fast wie auf eine Kulisse. Das Lokal ist ein Verwandlungskünstler. Das entdecken auch immer wieder Modefotografen, Werbefilmer oder Filmproduktionsfirmen. Derzeit werden Szenen für die Fernsehserie „Dr. Klein“ gedreht. Von Herbst an sind die Folgen im ZDF zu sehen. Die Milchbar kann nicht nur gemietet werden.

Die bekannteste Veranstaltung ist die Schlagerparty

In regelmäßigen Abständen werden auch eigene Veranstaltungen organisiert. Die bekannteste und erfolgreichste ist die Schlagerparty. Die ist schon eine solche Institution, dass es dafür gar keinen richtigen Namen braucht. „Die Leute fragen nur: Wann ist wieder Milchbar?“, sagt Roswitha Just. Die nächste läuft übrigens am 10. Oktober von 21 Uhr an unter dem Motto „Wasenbar“. Ob Hochzeit oder Schlagerparty: Die Begegnung mit den Menschen sei das Schönste an ihrem Beruf, sagt Just. Da gab es in der Vergangenheit viele bewegende Momente. „Das ist wirklich wie ein Geschenk – aber auch eine Aufgabe.“