Wolfgang Schmidt und Manuela Pötzsch: Die Tür zum Holderbüschle steht weiterhin offen. Foto: Werner Kuhnle

Die Nachricht der Insolvenz war ein Schock für die Mitarbeiter des inklusiven Restaurants Holderbüschle in Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg). In der Folge blieben Gäste aus, aber die Mitarbeiter geben nicht auf und wollen für einen Weiterbetrieb sorgen.

„Ich habe gewusst, dass es finanziell nicht gut steht um das Unternehmen, aber die Insolvenz hat mich überrascht“, sagt Wolfgang Schmidt. Er leitet das inklusive Restaurant Holderbüschle in Sachsenheim. Es gehört zur Isak GmbH, einem gemeinnützigen Lohndienstleister für die Industrie, der unter anderem Arbeiten in der Montage und Metallbearbeitung durchführt, aber eben auch das Restaurant betreibt.

 

Die Nachricht von der Insolvenz des Unternehmens mit seinen 60 Mitarbeitern, viele davon schwerbehindert, hat seit November die Runde gemacht. Und genau das ist für das Restaurant das Problem. „Wir haben weiterhin geöffnet, aber jeder glaubt, wir hätten schon geschlossen. Wir sind immer noch da“, sagt Schmidt. Für das ganze Jahr hatte man schon Reservierungen und sei an den Wochenenden so gut wie ausgebucht gewesen – dann kam die Insolvenznachricht und die meisten Aufträge wurden storniert.

Auch Mitarbeiter hat Schmidt schon verloren, weil deren Umfeld sie zum Jobwechsel gedrängt habe angesichts des drohenden Aus. Aber droht das Aus für das Restaurant überhaupt? „Wir sind guter Dinge, dass es hier weitergeht“, sagt Schmidt. Und auch der Insolvenzverwalter ist positiv gestimmt: „Es gibt Interessenten für die Isak und zwar sowohl für das Holderbüschle als auch für den Industriebetrieb“, sagt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger. Das sei ein gutes Zeichen dafür, dass das Unternehmen nicht liquidiert werden müsse.

Krise setzt sich seit Jahren fort

Viel zu häufig bleiben derzeit Tische im Holderbüschle leer, bedauert Restaurantleiter Wolfgang Schmidt. Foto: Werner Kuhnle

Den Grund für die Insolvenz sehen alle Beteiligten in der wirtschaftlichen Lage der Automobilindustrie. Die Aufträge blieben aus und das konnte weder durch das Restaurant noch durch den Gesellschafter Karlshöhe aufgefangen werden. Die Abwärtstrends in der Wirtschaft, aber auch die Corona-Pandemie mit ihren Folgen hätten dem Unternehmen in den vergangenen Jahren massiv zugesetzt, sagte Frank Gerhard, Wirtschaftsvorstand der Karlshöhe, im Herbst. Es sei eine Krise, die sich seit Jahren „von den großen Wirtschaftsunternehmen nach unten und von da nach ganz unten zu einem auftragsabhängigen Inklusionsunternehmen am Ende der Nahrungskette“ fortsetze.

Schon Ende Februar könnte es aber wieder gute Nachrichten geben. Laut Insolvenzverwalter Mucha entscheiden die Gläubiger darüber, wie es weitergeht, beziehungsweise an wen die Betriebe von Isak verkauft werden. Umso wichtiger ist es Schmidt dafür zu werben, dass die Gäste wieder kommen. Das Restaurant sei bis zur Insolvenznachricht beliebt gewesen. Dass in der Gastronomie Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten ist selten und wird von vielen unterstützt. Noch dazu sei der große Außenbereich in den warmen Monaten ein großes Plus. „Im Sommer haben wir schon Monate mit einem Umsatz von 70 000 Euro gehabt“, sagt Schmidt der selbst schwerbehindert ist.

Kaum Alternativen für Schwerbehinderte

Die Mitarbeiter sind zwar verunsichert aber auch kämpferisch, wie Manuela Pötzsch betont. Die Schwerbehindertenvertreterin arbeitet im industriellen Teil der Isak. „Die Menschen wollen einfach für ihren Lebensunterhalt arbeiten.“ Man wolle stolz sein auf sein Tagwerk und für Schwerbehinderte sei es auf dem Arbeitsmarkt fast unmöglich, eine andere Stelle zu bekommen.

Viel zu gerne zahlen Betriebe lieber eine Ersatzabgabe, als selbst Menschen mit Behinderung einzustellen. Für Pötzsch ein beklagenswerter Zustand. Viele seien deshalb froh, nach einer Krebserkrankung, einem Arbeitsunfall oder einem Herzinfarkt bei Isak untergekommen zu sein. Im Gegensatz zu einer Behindertenwerkstatt, wo Mitarbeiter mit einem Taschengeld abgespeist würden, könnten die Menschen bei Isak ihren Lebensunterhalt mit echten Löhnen verdienen. Viele Gründe also für den Erhalt zu kämpfen und so hat das Team angefangen, auf den Sozialen Medien Lebenszeichen von sich zu geben. Unter #RettetunserRestaurant informieren sie über ihre Situation. Nun muss das noch bei den Gästen ankommen.