Minister Guido Wolf (CDU), Marianne Hofherr und Markus Hofherr (v. li.) Foto: Lg/Willikonsky

Den Wirten und Hoteliers in der Stadt geht es prima. Ihre gute Laune und viele kleine Köstlichkeiten geben sie bei ihrem Neujahrsempfang weiter. Da will keiner fehlen.

Stuttgart - Ein gutes Neues! Wie bitte?“ Am letzten Tag des Januars haben die Hoteliers und Gastronomen der Stadt ihren Neujahrsempfang gefeiert. Die einen sind frisch vom Urlaub zurück – Thailand, Südafrika, Österreich –, die anderen stecken längst wieder mitten im Job. Manch einer der Gastgeber vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) dachte am Mittwochabend laut darüber nach, ob man nicht doch mal einen Frühlingsempfang . . . Wobei das nicht nötig ist. Zum Empfang ins Hotel Le Méridien strömten wieder rund 400 Gäste. „Wer von der Dehoga nicht mehr eingeladen wird, der ist regelrecht beleidigt“, umschrieb Konzertveranstalter Michael Russ das Phänomen.

Der Zuspruch, den die Wirte genießen, dürfte zugegebenermaßen mehr an Champagner & Co als an den besonders prickelnden Reden liegen. Gastredner 2018 war Justiz- und Europaminister Guido Wolf. Er sei durchaus auch kulinarisch in der Stadt unterwegs, erzählte er. „Stuttgart kommt bei mir gleich hinter Tuttlingen. Die Stadt ist viel besser als ihr Ruf.“ Der Minister schwärmte vom Sommer auf dem Schlossplatz und vom Weihnachtsmarkt, auf dessen Buden er von seinem Bürofenster am Schillerplatz schaut.

Große Geschenke konnte er den Gastgebern nicht machen. „Viele andere beneiden uns um unsere Probleme. Uns geht es im Grunde unseres Herzens gut“, sagte er. Er betonte aber auch, wie wichtig etwa die Flexibilisierung der Arbeitszeit für die Branche sei – statt maximal zehn Stunden am Tag fordern die Gastronomen eine Wochenarbeitszeit von höchstens 48 Stunden. Letztlich sei hier aber Berlin zuständig.

Dreiste Abwerbeversuche

Dennoch: Die Aussichten der Gastrobranche sind ähnlich rosig wie die Crevetten auf den Horsd‘œuvres vor den Reden. Die bisher bekannten Zahlen zeigten, sagte der Dehoga-Kreisvorsitzende Markus Hofherr, dass in Stuttgart 2017 erneut die Hotelbetten zu mehr als 50 Prozent belegt gewesen seien, was mehr als 3,5 Millionen Gästeübernachtungen entspreche. Und die gute Konjunktur habe auch vielen Gastronomiebetrieben ordentliche Umsätze beschert. Bei aller Freude: Der akute Mitarbeitermangel bleibe ein ernstes Problem. „Viele Tausend offene Stellen sprechen für sich. Unsere guten Mitarbeiter sind begehrt – auch bei der Industrie. Die Abwerbeversuche werden immer dreister.“

Kurzfristig schaute auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk vorbei. Er bekannte, dass er nach langen Arbeitstagen normalerweise froh sei, „wenn ich abends aus Stuttgart draußen bin“. Für die Wirte machte er eine Ausnahme – und natürlich kenne er die Restaurants der Stadt, man gehe schließlich auch mal Mittag essen.

Apropos: Beim Büfett waren die besten Hotels der Stadt vertreten. Neben dem Méridien kredenzten die Fünfsterneherbergen Maritim, Graf Zeppelin und Schlossgarten edle Häppchen. Schade, dass das beim Sommerfest nicht mehr der Fall ist.

Wie war das jetzt noch mit Helene Fischer? Am Thema der Woche kam auch beim Gastro-Empfang keiner vorbei. Auf die Frage, ob der Schlagerstar während seiner Auftritte in seinem Hotel übernachte, hob Bernd Schäfer-Surén, der Direktor des Le Méridien, vielsagend die Schultern. Früher organisierten die lokalen Veranstalter die Hotels, heute werden Stars wie die Fischer von ihrem Management komplett abgeschirmt. Vom Tagesprogramm ganz abgesehen, meinte Fachmann Michael Russ. „Früher war das ganz locker. Ich war mit Udo Jürgens Mittag essen und hab’ mit Carlos Santana Tennis gespielt.“