Im Großhandel fällt der Gaspreis seit Jahren, doch die Verbraucher merken davon wenig Foto: dpa

Im Großhandel fällt der Gaspreis seit Jahren, doch die Verbraucher merken davon wenig. Laut einer Studie geben Versorger die Ersparnis selten weiter. Der Rat: Preise vergleichen und den Anbieter wechseln.

Stuttgart/Hamburg - Weil sie Preissenkungen im Großhandel nicht an Endkunden weitergeben, haben deutsche Gasversorger in den vergangenen zwei Jahren Milliardenbeträge extra eingestrichen.

Allein im bisherigen Jahresverlauf habe die Gaswirtschaft „zusätzliche Einnahmen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro“ realisiert, sagte Steffen Bukold, Chef der Beratungsfirma Energy Comment, unserer Zeitung. Die Unternehmen hätten ihre Gewinnspannen „zulasten der Verbraucher beträchtlich ausgeweitet“, sagte er.

Bukold steht mit seiner Einschätzung nicht alleine. Energieversorger nutzten die mangelnde Bereitschaft der Haushalte zum Anbieterwechsel „voll aus“, sagte der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher (BdE), Aribert Peters. Obwohl Anbieterwechsel seit über einem Jahrzehnt problemlos möglich sind, seien über 80 Prozent der Haushalte immer noch bei ihrem angestammten Versorger. Rund ein Viertel hätten sogar noch nie ihren Vertrag gewechselt.

Gasbeschaffung wurde um ein Drittel günstiger

Die Folgen der Nibelungentreue beziffert eine Energy-Comment-Studie im Auftrag der Bundesgrünen. Demnach ist die Gasbeschaffung für die Unternehmen seit 2012 um rund ein Drittel günstiger geworden. Vor allem in den Jahren 2014 und 2015 hätten die Endkundenpreise aber nicht nachgezogen. Gravierend ist die Lage demnach in Baden-Württemberg. Hier zahlt ein Durchschnittshaushalt nach Energy-Comment-Daten allein im laufenden Jahr 172 Euro mehr für sein Gas als eigentlich nötig – ein Spitzenwert im Bundesvergleich. Der Südwest-Marktführer EnBW beispielsweise wird seinen Gas-Grundtarif 2016 nicht senken, sondern stabil halten. Grund seien unter anderem steigende Ausgaben für die Gasnetze.

Der Grünen-Energieexperte und -Fraktionsvize Oliver Krischer sagte unserer Zeitung, wenn die Preise beim Gasanbieter nicht sänken, sollten Kunden „einen Anbieterwechsel in Betracht ziehen“.