Die drei Menschen, die dem Feuer zum Opfer gefallen sind, schliefen im Obergeschoss Foto: Ralf Zwiebler/dpa

Ein Vater und zwei seiner Töchter sterben in der Nacht zum Freitag – wohl durch eine Gasexplosion. Eine Leitung könnte manipuliert gewesen sein.

Blaubeuren - Am Morgen nach dem tödlichen Feuer hat die Feuerwehr immer noch alle Hände voll zu tun. Die Weihergasse, ein kleines Sträßchen im Blaubeurer Vorort Gerhausen, hat die Polizei weiträumig mit Bändern abgesperrt. Mitten drin ein Wohnhaus mit herausgebrochenen Fensterrahmen und heruntergefallenen Ziegeln, aus dessen Dach weiter der Rauch aufsteigt. Es gehe darum, sagt Helmut Scheck, der Einsatzleiter der Blaubeurer Feuerwehr, verbliebene Glutnester im Dachstuhl zu löschen. Er arbeitet seit Stunden und wirkt müde.

Als die Feuerwehr eintraf, hatte den Schilderungen zufolge alles bereits in hellen Flammen gestanden. Rund 120 Brandbekämpfer, dazu Polizei- und Rettungskräfte, haben in der Nacht mehr als eine Stunde lang gegen die Flammen gekämpft, Menschen betreut und den Verkehr gesichert. Dafür wurde zeitweise auch die Bundesstraße 28 gesperrt, die den Blaubeurer Teilort durchquert. Für drei Menschen, die im Obergeschoss des Hauses schliefen, kam jede Hilfe zu spät. Nach Polizeiangaben starben ein 41 Jahre alter Familienvater und zwei seiner Töchter im Alter von neun und 13 Jahren. Die Ehefrau und Mutter der Kinder konnte sich offenbar noch rechtzeitig ins Freie retten, eine 18 Jahre alte Tochter war zum Zeitpunkt des Unglücks nicht zu Hause, schlief wohl bei Freunden.

Das Haus ist Jahrzehnte alt

Das Erdgeschoss des mehrere Jahrzehnte alten Hauses sowie der Keller blieben bei der Explosion unversehrt. Damit war schnell klar, dass nicht zum Beispiel Straßenbauarbeiten in der Nähe die Ursache der Explosion waren. Auch der im Keller liegende Gashausanschluss war intakt. Die Kriminalpolizei ermittelt zur Ursache, erfahrungsgemäß kann das mehrere Wochen dauern. Der Feuerwehrkommandant Scheck deutet am Morgen nach dem Unglück allerdings an, an einer Gasleitung im Obergeschoss sei möglicherweise „manipuliert“ worden. Eine Zeitung spekuliert im Lauf des Tages, die Ehefrau habe sich von ihrem Mann trennen wollen; möglicherweise handle es sich um eine Beziehungstat. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür nicht. Ein Sprecher der Ulmer Staatsanwaltschaft sagt, routinemäßig werde zunächst geklärt, ob möglicherweise ein Fremdverschulden vorliege und was die konkrete Todesursache sei. Wann konkrete Erkenntnisse vorlägen, sei daher noch nicht abzusehen.

Schockiert stehen Nachbarn aus der Weihergasse vor ihren Häusern. Einer, der sich als den besten Freund des getöteten Familienvaters bezeichnet, will nicht reden, stützt nur immer wieder den Kopf in die Hände. Ein Schichtarbeiter mit kroatischen Wurzeln sei der Hausherr gewesen, erzählt ein anderer Augenzeuge. Ein lauter Knall habe ihn in der Nacht geweckt. Der Mann übt harsche Kritik. Am Fenster seiner Wohnung stehend habe er mitbekommen, dass die Feuerwehr erst rund eine Stunde, nachdem die Flammen hochgeschlagen hätten, eingetroffen sei. Nach Polizeiangaben ging gegen 3.20 Uhr ein Notruf ein. Glücklicherweise hat das Feuer auf keines der dicht stehenden Nachbarhäuser übergegriffen. Niemand sonst wurde verletzt. Unten auf der Straße barsten in der Nacht die Fensterscheiben zweier geparkter Autos.

Eine ganze Grundschule muss umziehen

Die Weihergasse mündet in die Schulstraße, so benannt wegen der dort beheimateten Grundschule. Doch die Erst- bis Viertklässler können ihre Klassenzimmer am letzten Tag des Schuljahres nicht zur Ausgabe der Zeugnisse betreten; der ganze Schulbetrieb musste kurzfristig in ein anderes Gebäude in Blaubeuren umziehen. Stattdessen hat die Feuerwehr das Schulhaus zur Einsatzzentrale gemacht. In einem der Räume betreut ein Kriseninterventionsteam bis in die Morgenstunden Familienmitglieder. Nach einem Medienbericht besuchte die getötete Neunjährige genau diese Grundschule.

Ein beißender Geruch von Rauch zieht durch alle Haus- und Fensterspalte. Unklar, sagt Feuerwehrkommandant Scheck am Vormittag, wann seine Leute endgültig abrücken könnten. Das werde erst passieren, wenn das Aufflackern eines weiteren Feuers und damit eine Gefährdung von Nachbarhäusern völlig ausgeschlossen werden könne.