Am Waiblinger Tagblatt wird bei herbstlicher Frische mit Strom geheizt. Foto: Frank Eppler

Wie in Stuttgart oder Tübingen sollen auch in vielen Kreiskommunen im Gastro-Außenbereich Heizpilze und Ähnliches erlaubt sein. Allerdings setzt mancher Wirt eher auf Strom als auf Gas.

Gastronomie - Stuttgart duldet sie bis April, und selbst der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer springt in diesem Fall über seinen grünen Schatten: Ausnahmsweise sollen die CO2-Schleudern Heizpilze im Corona-Herbst im Gastro-Außenbereich ebenso erlaubt sein wie andere energieintensive Formen der Beheizung. Und auch im Rems-Murr-Kreis setzt sich offenbar weitgehend die Auffassung durch, dass den Gastronomen in ihrer prekären Lage alle Möglichkeiten eröffnet werden sollten, ihre Gäste in ausreichender Zahl bewirten zu können. Auch dort, wo sie offenkundig derzeit am liebsten sitzen – im Freien.

Längere Außenbewirtschaftung möglich

„Wir haben die Heizpilze auch hier in Waiblingen eigentlich verboten“, sagt dazu der Oberbürgermeister Andreas Hesky. Aber das sei natürlich in Zeiten gewesen, in denen der Klimaschutz deutlich im Vordergrund gestanden habe. In diesem Jahr werde die Stadt auf den bewirteten Plätzen nicht nur derlei Beheizungsmöglichkeiten zulassen. Überdies werde ausdrücklich auch die Genehmigung für Außenbewirtschaftung zunächst einmal bis zum Jahresende verlängert. Und die Stadt verzichte hier normalerweise anfallenden Gebühren.

Am seit einigen Jahren bis in den Herbst hinein gut bestuhlten Waiblinger Marktplatz werden derweil seitens der Gastronomie bereits erste Vorbereitungen getroffen. Jürgen Olma, mit seiner Bogast Gastronomie unter anderem verantwortlich für das Tagblatt und für das Sachsenheimer einige Meter weiter, will dabei zumindest beim direkt am Marktplatz gelegenen Tagblatt allerdings zunächst nicht auf die gasbetriebenen Heizpilze setzen, sondern auf großflächige, an der Gebäudefassade montierte Heizstrahler. In kleinerer Version, so Olma, habe man diese – wenn nötig – bereits bisher in Betrieb.

Roter Hirsch setzt auf Heiz- und Infrarotstrahler

In Fellbach arbeitet derweil Christian List an Ideen für die herbstliche Außenbewirtschaftung am Roten Hirsch im Rathaus. In der wirtschaftlich höchst bedrohlichen Lage für die Bewirtungsbetriebe rechnet er auch dort mit einem städtischen Plazet für die Schaffung einer gastlichen Atmosphäre auf dem Rathausareal. Wobei er bewusst nicht auf die gasbetriebenen Pilze setzen will. Im Rathausinnenhof sollen Heizstrahler, teils auch in Schirme einhängbare Infrarotstrahler für das gastliche Ambiente sorgen. Möglicherweise zusammen mit einigen Zeltpavillons.

Im Weinstädter Rathaus sei bisher noch keine Anfrage in dieser Richtung eingegangen, berichtet der dortige OB Michael Scharmann. Ein Verbot von Heizstrahlern mit Gasbetrieb sei auch in Weinstadt aus Umweltschutzgründen festgeschrieben. Allerdings sei der Stadt natürlich bewusst, in welch schwieriger Lage sich die Gastronomie in diesem Pandemiejahr befinde. „Uns ist es wichtig, dass die Gastronomielandschaft auch nach Corona so hervorragend ist wie bisher“. Deswegen werde man das Aufstellen von Heizpilzen und ähnlichen technischen Geräten in der kommenden kalten Saison dulden.

Zudem könne und werde die Verwaltung in der momentanen Ausnahmesituation auf Antrag die Genehmigung für die Außenbewirtschaftung über den Oktober hinaus verlängern. Als Vorsitzender des Tourismusvereins Remstal-Route, so Scharmann, wünsche er sich zum Wohl der gebeutelten Gastronomie und auch auf Wunsch vieler Bürger „eine unkomplizierte Lösung für das gesamte Remstal“.

Ebendies erhofft man sich beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) landesübergreifend. Angesichts dessen, dass 60 Prozent der Betrieben, die laut einer aktuellen Umfrage um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten, sagt Dehoga-Pressesprecher Daniel Ohl, „zählt jeder Sitzplatz und jeder Tag“.