Millionen Gaskunden haben im laufenden Jahr viel zu hohe Gasrechnungen bezahlt. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie. Die Energiewirtschaft streicht die Gewinne ein.
Hamburg - Dass sich Energieversorger Gas derzeit recht günstig beschaffen können, hat offenbar kaum Auswirkung auf die Preise für die Endkunden. Eine aktuelle Studie des renommierten Energiemarkt-Analysten Steffen Bukold kommt zu dem Schluss, dass deutsche Gaslieferanten billige Einkaufspreise nur in sehr geringem Umfang an Millionen deutsche Endverbraucher weitergeben.
Die so erzielten „zusätzlichen Einnahmen“ der Gaswirtschaft summieren sich 2014 laut der Studie für Haushalte und Gewerbe auf knapp 1,6 Milliarden Euro netto. Wird die Mehrwertsteuerbelastung miteingerechnet, steigt der Betrag weiter an. Die Studie wurde im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion angefertigt.
„Die Gaswirtschaft hat 2014 erhebliche Zusatzgewinne gemacht“, sagte Studienautor Bukold unserer Zeitung. Nach Berechnungen Bukolds würden die Gaspreise in Deutschland um durchschnittlich acht Prozent niedriger liegen, wenn Einspareffekte im Gaseinkauf von den Energieversorgern weitergegeben worden wären. „Stattdessen haben sie ihre Gewinnspannen erhöht“, sagt Bukold.
Vor allem Verbraucher in Baden-Württemberg hätten eine wesentlich niedrigere Energierechnung, „wenn die Versorger die gesunkenen Einkaufspreise fair an sie weitergeben würden“, sagte der Tübinger Grünen-Bundestagsabgeordnete Chris Kühn unserer Zeitung. Mit einer entgangenen Ersparnis von 139 Euro im Jahr seien die Menschen hier am stärksten von der Preispolitik der Energiefirmen betroffen.
Nach Daten des Vergleichsportals Verivox haben 2014 nur 14 von 115 Gasversorgern im Südwesten ihre Tarife gesenkt. Ein Sprecher von Deutschlands drittgrößtem Versorger, EnBW, sagte, die Gaspreise blieben zum Jahreswechsel und „darüber hinaus“ stabil.