Das Ehepaar Stoll braucht nur einmal die Woche einkaufen. Denn das meiste, was die beiden zum Leben brauchen, holen sie auch ihrem Garten. Foto: Natalie Kanter

In einer Serie erzählen Menschen auf der Filderebene, warum sie sich dem Gärtnern verschrieben haben. Diesmal: Hilde und Friedrich Stoll aus Echterdingen. Ihr Blumengarten wurde schon vielfach ausgezeichnet.

Echterdingen - Hilde und Friedrich Stoll müssen nur einmal in der Woche einkaufen. Und selbst dann stehen kaum Lebensmittel – mit Ausnahme von Fleisch – auf ihrer Einkaufsliste. Denn das meiste, was das Echterdinger Ehepaar zum Leben braucht, kann es in seinem Garten pflücken. Auf dem sieben Ar großen Grundstück neben ihrem Haus an der Burgstraße wachsen Essiggurken in Hülle und Fülle. In diesem Jahr sind es so viele, dass Hilde Stoll kaum mit dem Einwecken nachkommt. Auch 20 Schlangengurken hat das Ehepaar in diesem Sommer schon geerntet.

Im Beet daneben gedeiht normaler grüner Salat, aber auch die wenig bekannte Sorte Zuckerhut. Jede Menge Tomaten – kleine und große – sowie Zucchini, Erdbeeren, Rettich und natürlich Kartoffeln haben die beiden angebaut. In einem Gemüsebeet hat Hilde Stoll schon die zweite Ernte angesetzt – kleine Lauch- und Bohnenpflanzen strecken ihre Blätter in die Augustsonne. „Das wird im Herbst herrlich“, sagt sie.

Auch Beeren aller Art fehlen nicht. Die Himbeeren sind offenbar besonders köstlich. Zumindest ist Hilde Stolls Himbeerkuchen bei jedem Fest in wenigen Minuten vergriffen, erzählt ihr Mann. Eine selbst gebaute Falle hilft gegen die Kirschessigfliege. Der Schädling liebt Himbeeren, aber auch die Mischung, die Friedrich Stoll in eine ausgediente Saftflasche gegossen hat: Wein, Apfelsaft, Nagellackentferner und ein paar Tropfen Waschmittel.

Auf einem Baum wachsen zwei Sorten Äpfel

Wenige Schritte weiter hängt ein kleiner Birnenbaum voller Früchte. Sie müssen noch etwas größer werden. Die Mirabellen dagegen sind reif. Friedrich Stoll pflückt eine, schaut kurz, ob auf der Frucht auch kein Wurm sitzt und beißt hinein. Die Zwetschgen sind in zehn Tagen so weit. Diese werden dann zu Zwetschgenkuchen und -kompott verarbeitet. Auf dem Apfelbaum daneben wachsen gleich zwei Sorten. „Den Baum habe ich selbst veredelt“, sagt Friedrich Stoll.

Der 85-Jährige sagt: „Ich arbeite, bis ich müde werde. Dann ruhe ich mich aus.“ Zu diesem Zweck stehen eine Liege und ein Stuhl im Garten bereit. Seine Frau, die zwei Jahre jünger ist, ist täglich im Garten – trotz gesundheitlicher Probleme. „Jeden Tag ein bisschen“, nimmt sie sich vor. Am Ende ist die ganze Arbeit geschafft. Die Aufgaben sind dabei klar verteilt. Sie rupft das Unkraut aus den Rabatten. Er holt mit der Kohlegabel die Kartoffeln aus der Erde. „Dann muss ich mich nicht so stark bücken“, erklärt er.

Eine Blütenpracht schmückt das Eigenheim

Der Mann gießt auch die Blumen. Nur an die Hängegeranien, welche die Balkone des Hauses üppig schmücken, lässt Hilde Stoll ihn nicht ran. Denn die sind ihr ganzer Stolz. Wenn es heiß ist, brauchen die beliebten Balkonpflanzen sogar zweimal am Tag Wasser. Im Garten davor wachsen Dahlien in allen Farben und Formen. Imposant sind auch die roten Rosen. Sie klettern entlang der Wand vom Boden bis zum zweiten Stock des Hauses in Echterdingen.

Passanten, die an der Burgstraße unterwegs sind, bestaunen diese Blütenpracht regelmäßig. Vielfach hat die Stadt den Blumengarten von Hilde Stoll bereits ausgezeichnet. „Leider gibt es den städtischen Blumenschmuckwettbewerb nicht mehr“, sagt ihr Ehemann.

Im dritten Teil des Gartens wachsen Wein, Echinacea, auch Sonnenhüte genannt, sowie Ringelblumen. Der Wein wird beim Krautfest verkauft „Aus den Ringelblumen stellt meine Frau Salbe her“, erzählt Friedrich Stoll. „Die hilft gegen fast alles“, sagt er.

In einem längeren Urlaub war das Ehepaar in seinem ganzen Leben noch nie. Warum auch? Schließlich liegt ihr Paradies gleich vor der Haustür.