Hans Kallenbach beackert seit 20 Jahren das Gemüse- und Blumenbeet in der Anlage des Echterdinger Obst- und Gartenbauvereins. Foto: Natalie Kanter

In einer Serie erzählen Menschen auf der Filderebene, warum sie sich dem Gärtnern verschrieben haben. Diesmal: Hans Kallenbach, der im Lehrgarten des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins Echterdingen Unkraut zupft und Schlangengurken erntet.

Echterdingen - Hans Kallenbach gehört zum Obst- und Gartenbauverein Echterdingen wie die Butter aufs Brot. Seit 20 Jahren macht der 83-Jährige im Lehrgarten des Vereins an jedem einzelnen Tag im wahren Wortsinn den Buckel krumm. Dort wo Kindergartenkinder lernen können, woher das Gemüse wirklich kommt, was ein Apfelbaum zum Wachsen braucht und wie das Saften funktioniert, zupft Kallenbach das Unkraut, das „schneller wächst als alles andere“, aus den Gemüsebeeten. „Wenn das Kreuz weh tut, dann gehe ich in den Wald zum Walken: Zehn Kilometer – dann geht es wieder“, sagt er.

Der Garten liegt in der Einflugschneise

An heißen Tagen greift er auf dem Grundstück, das mitten in der Einflugschneise liegt, zur Gießkanne oder zum Gartenschlauch, um die Brombeeren oder auch die Kürbisplantage zu wässern. Immer wieder donnern Flugzeuge mit Getöse über das grüne Kleinod – die scharfen Paprika, die Buschbohnen und die Tomaten gedeihen dennoch prächtig.

Mehr als 30 der Nachtschattengewächse hat Kallenbach in diesem Frühjahr gepflanzt. Zahlreich hängen die Früchte nun an den Stängeln, darunter auch jene der Sorte mit dem klangvollen Namen Ochsenherz. „Die können bis zu einem Kilogramm schwer werden“, berichtet er.

Wenn die Tomaten reif sind, gibt es bei den Kallenbachs daheim das schmackhafte Gemüse „morgens, mittags und abends“. Aus den großen Tomaten wird Spaghettisoße. „Meine Frau Waltraud verarbeitet alles, was ich nach Hause bringe.“

Stolz auf die Schlangengurken

Stolz ist der Mann – der das Gärtnern als Beruf gelernt hat, 44 Jahre lang Landschaftsgärtner war und dabei einige Gartenschauen mitgestaltet hat – auch auf seine Schlangengurken, die im Gewächshaus der OGV- Anlage wachsen. Drei Stück hat er an diesem Morgen geerntet – noch dazu einen Blumenkohl. Vor dem Gewächshaus strecken die Dahlien ihre Blütenköpfe ins Licht. „Die habe ich alle gepflanzt“, sagt er. „Diese hier stammt aus England.“

Mehrere hundert Quadratmeter groß ist das Gemüse- und Blumenbeet in der OGV-Anlage, das der 83-Jährige beackert. „Selber was anbauen – selber was ernten“, sagt er. Das macht ihm große Freude. Seine Passion dient auch seiner Gesundheit. Er ist Diabetiker, und „im Gemüse ist kaum Zucker drin“. Kallenbachs Tipp für eine gute Ernte: den Boden immer wieder umgraben und im Herbst das Laub, beispielsweise vom Ginkgobaum, untergraben – als Gründünger.

Er hat sich immer einen Gemüsegarten gewünscht

Zwei Reihen hat er in diesem Gartenjahr dennoch an Karin Schmid abgetreten. Die frisch gebackene Ruheständlerin hat sich immer einen Gemüsegarten gewünscht – bei ihr daheim ist der Garten dafür zu klein. Nun kann die Frau viel von Hans Kallenbach lernen. „Lauch muss man tief pflanzen – also eine Furche ziehen und mit Erde anhäufeln“, sagt sie nach ihrem ersten Pflanzjahr im Lehrgarten.

Der Dritte im Bunde ist Jochen Mayer, der auch Obstpapst genannt wird. Er gibt in dem Lehrgarten, der voller Äpfel-, Kirsch- und Mirabellenbäume steht, und zu den Gründungsvätern der Anlage gehört, Schnittkurse und Tipps zur Obstbaumpflege. „Wir erwarten heuer eine gute Weinernte“, sagt Mayer, während der Frost im Frühjahr dem Obst geschadet habe.

Ein Leben ohne Blumenwässern und Gemüseernte– das können sich alle drei nicht mehr vorstellen. Das Ziel des Vereins, der vor Kurzem sein 90-jähriges Bestehen gefeiert hat, ist: den Leuten die Freude am Gärtnern näherzubringen. „Und wenn wir Glück haben, können wir auch ein paar Nachfolger heranziehen“, sagt Mayer.