Eine zweite Brücke über den Neckar könnte zur Gartenschau entstehen. Foto: Planstatt/Senner

Nach Benningen hat nun auch Marbach den Grundsatzentscheid getroffen, in die Planungen einzusteigen. Betraut wird ein Büro, das teils auch kritisch gesehen wird.

Marbach - Mit dem Zuschlag zur gemeinsamen Ausrichtung einer Gartenschau im Jahr 2033 haben Marbach und Benningen bereits die größte Hürde auf dem Weg zu dem Grünevent überwunden. Doch klar ist auch, dass die beiden Kommunen nicht mehr viel Zeit verlieren dürfen und die Planungen für das Megaprojekt möglichst rasch forcieren müssen. Genau dafür hatte zunächst der Benninger Gemeinderat mit einer entsprechenden Grundsatzentscheidung am 26. Juli den Weg frei gemacht. Inzwischen haben auch die Kollegen auf der anderen Seite des Neckars nachgezogen und den Beschluss bestätigt, wonach sofort mit konkreten Planungen begonnen werden soll.

Plangebiet wird eingedampft

Betraut wurde damit das Büro Planstatt Senner, das auch schon für die Machbarkeitsstudie verantwortlich zeichnete, auf der die Bewerbung zur Gartenschau fußte. Die kreativen Köpfe bei Senner sollen bis 2023 einen Rahmenplan entwickeln. „Es wird darum gehen, die Planfläche so zu reduzieren, dass wir auf eine angemessene Größe kommen“, sagt der Bürgermeister Jan Trost. Man sei mit einem Areal ins Rennen gegangen, das rund 30 Hektar messe. Damit könne man theoretisch eine Landes- wenn nicht gar eine Bundesgartenschau bespielen. Für die von Marbach und Benningen angedachte kleine Gartenschau brauche man aber deutlich weniger Platz. „Die Fläche muss um mindestens die Hälfte verkleinert werden“, erklärt der Rathauschef.

Konkretere Vorstellungen zum Spielplatz

Ziel wird aber nicht nur sein, das tatsächlich benötigte Gelände klarer zu umreißen. Auch inhaltlich soll es konkreter werden. So sollen beispielsweise die Vorstellungen zu dem anvisierten Abenteuerspielplatz auf der Schillerhöhe oder der zweiten Brücke über den Neckar greifbarer werden. Wenn der Rahmenplan steht, wird ein Wettbewerb ausgelobt. Das Büro, das den Zuschlag für seine Ideen erhält, darf einen Entwurf entwickeln, der dann auch umgesetzt werden soll. „Dann werden die Karten völlig neu gemischt. Es wird die Möglichkeit geben, unter sicher sehr vielen interessierten Büros auszuwählen“, fasste Trost im Gemeinderat zusammen. Hauptamtsleiter Jürgen Sack betont zudem, dass die Planer viel Spielraum für eigene Vorstellungen innerhalb des Grundgerüsts haben werden, das durch den Rahmenplan vorgegeben wird. Bis dahin ist jedoch das Büro Planstatt Senner am Zug – dessen Beauftragung nicht ganz unumstritten war.

Die Gruppe Puls hatte beantragt, die Anfertigung des Rahmenplans auszuschreiben. „Neue, fruchtbare Gedanken“ seien von Senner eher nicht zu erwarten, begründete die Gruppe ihren Vorstoß. „Anzustreben wäre ein Fachbüro, das eine wirklich grüne, klimagerechte Gartenschau ohne viel Zement und Beton mit Marbach und Benningen realisieren will.“ Davon abgesehen verlange die Vergabeordnung eine Ausschreibung. Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern vertrat jedoch wie die große Mehrheit die Meinung, am Büro Senner festhalten zu sollen. Dessen Argumente bei der Vorstellung seien überzeugend gewesen. Man habe ja auch mit Hilfe dieses Büros überhaupt erst den Zuschlag zur Gartenschau erhalten, hatte zuvor auch Hauptamtsleiter Jürgen Sack betont. Die Planer seien zudem renommiert und tief in der Materie drin. Und dass die Vergabe des Auftrags ohne Ausschreibung rechtmäßig ist, habe man selbstverständlich vorab abgeklärt, sagt Sack auf Nachfrage.

Konzept für eine Bürgerbeteiligung

Keine zwei Meinungen gab es dazu, dass Bürgerbeteiligung im weiteren Prozess eine große Rolle spielen muss. „Das muss dringend wieder aufgenommen werden“, betonte Ernst Morlock von der SPD. „Wir haben, sicher auch coronabedingt, zu wenig über das Thema gesprochen, zu wenig kommuniziert“, ergänzte Jochen Biesinger von der CDU. Nun müsse die Beteiligung klug organisiert werden, und zwar auch so, dass „die Dinge nicht zerredet werden“. „Wir müssen einfach noch ein paar Planken einhauen, bevor wir loslegen“, meinte auch Barbara Eßlinger von den Grünen. Noch in diesem Jahr soll deshalb ein Konzept ausgearbeitet werden, wie die Bürger am besten eingebunden werden könnten. Man müsse beispielsweise klären, an welchen Stellen des Prozesses es besonders Sinn macht, die Meinung der Einwohnerschaft einzuholen, und wo eher nicht, sagt Jürgen Sack. „Wir brauchen auf jeden Fall eine breite Bürgerbeteiligung, müssen dabei aber auch digitaler werden“, erklärt der Chef des Hauptamts.

Prozess soll beschleunigt werden

Im Rahmen all dieser Überlegungen soll dann auch über einen weiteren Antrag von Puls diskutiert werden. Die Gruppe wünscht sich die Einberufung eines Bürgerausschusses. Zudem wird die Verwaltung auf Anregung der Grünen prüfen, inwieweit Entscheidungsprozesse durch ein gemeinsames Organ mit der Gemeinde Benningen verschlankt und beschleunigt werden können. Jürgen Sack könnte sich hier ein Gremium mit empfehlendem Charakter vorstellen, in dem neben Gemeinderäten auch Bürgerexperten sitzen könnten.

Die Retourkutsche

Die Antwort
Der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon hatte in der jüngsten Gemeinderatssitzung dafür plädiert, bei der Erstellung des Rahmenplans für die Gartenschau am Büro Planstatt Senner festzuhalten. „Es macht überhaupt keinen Sinn, es wäre blödsinnig und nachteilig, wenn wir jetzt das Büro wechseln würden“, sagte er auch im Hinblick auf einen Antrag der Marbacher Gemeinderats-Gruppe Puls, die gefordert hatte, den Auftrag auszuschreiben. Die Antwort darauf ließ nicht lange warten. „Bürgermeister Warthon braucht wohl Nachhilfe in Fragen der freien Meinungsäußerung, demokratischer Teilhabe und freier Mandatsausübung“, sagte Puls-Mann Hendrik Lüdke nun im Marbacher Gemeinderat. Zudem bezeichnete er Warthon als „angeblichen Demokraten“. Ein Angriff, den wiederum Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern so nicht stehen lassen wollte. „Einen Bürgermeister so zu bezeichnen: Das muss man sich schon auf der Zunge zergehen lassen“, kritisierte Herzog die Wortwahl von Lüdke.

Nächste Schritte
Nach dem Grundsatzentscheid, die Planungen vorantreiben zu wollen, soll der Rahmen bis 2023 entwickelt und verabschiedet werden. Anschließend wird auf dieser Basis ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt. Der Siegerentwurf soll 2025 gekürt werden. Weiter geht es mit der Entwicklung eines Vorentwurf und eines Entwurfs sowie der Ausschreibung der Arbeiten. Spatenstich soll 2029 sein, damit bis zur Gartenschau 2033 auch alles fertig ist.