Auch die Doppel-Olympiasiegerin konnte die WM-Bilanz des deutschen Teams nicht retten.

Garmisch-Partenkirchen - Maria Riesch in letzter Sekunde vom Podest verdrängt, die restlichen Slalomfahrerinnen fernab von Gut und Böse: Auch die Doppel-Olympiasiegerin konnte die schwache WM-Bilanz des deutschen Torlauf-Teams nicht retten.

Riesch zieht trotzdem positive Bilanz

Obwohl die neue Weltmeisterin Marlies Schild aus Österreich die 26-Jährige vom Podium schob, zog die Vierte der finalen Damen-Entscheidung in Garmisch-Partenkirchen ein zufriedenes Fazit. "Ich habe zwei Medaillen bei der Heim-WM gewonnen, das muss man erstmal schaffen", meinte die Dritte von Super-G und Abfahrt. "Ich bin schon Weltmeisterin und Olympiasiegerin geworden, deshalb kann ich es verschmerzen."

Es sei "kein Riesch-Tag" gewesen, meinte ihre im zweiten Durchgang mit einer Bauchlandung ausgeschiedene Schwester Susanne, die nun Felix Neureuther im Slalom die Daumen drücken will: "Morgen feuern wir unseren Felix an."

Felix Neureuther "ganz, ganz heißer Medaillenkandidat"

Von seinem Teamkollegen Fritz Dopfer wird der Lokalmatador als "ganz, ganz heißer Medaillenkandidat" gehandelt, und auch Neureuther selbst liebäugelt danke des Heimvorteils auf "seinem" Gudiberg mit Edelmetall. Allerdings: "Insgesamt denke ich, dass 20 Leute das Rennen gewinnen können", rechnete Neureuther vor. "An dem Tag muss, wie auch bei jedem anderen, alles passen."

Beim Quintett des Deutschen Skiverbands (DSV), das außer seiner ebenfalls nicht zufriedenen Vorzeige-Alpinen am Gudiberg komplett enttäuschte, lief praktisch nichts zusammen. Zweitbeste hinter Maria Riesch wurde Fanny Chmelar auf Rang 15., Susanne Riesch schied ebenso aus wie Christina Geiger. Katharina Dürr beendete den Wettkampf auf Rang 23. "Das kann ich nicht so einfach wegstecken und sagen: 'Das macht nix", meinte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. "Letztendlich war es enttäuschend, was wir hier abgeliefert haben bis auf die Maria." Niederlagen gehörten allerdings zum Sport dazu. "Manchmal braucht man einen vor den Bug."

Vor den Augen von Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, und der italienischen Ski-Legende Alberto Tomba konnte Slalom-Dominatorin Schild nach fünf zweiten Plätzen bei WM oder Olympia ihrer Favoritenrolle endlich gerecht werden. Mit ihrem Premieren-Einzeltitel bei einer Großveranstaltung holte die 29-Jährige das erste WM-Gold für Österreichs Alpin-Damen seit 18 Jahren. "Ich kann es gar nicht fassen", sagte Schild.

Im Moment des Sieges dachte sie unter Tränen an ihren Freund Benjamin Raich, der sich bei der WM schwer verletzt hatte. "Was da in den vergangenen Tagen passiert ist mit der Verletzung vom Benni und heute dieser Sieg, das passt gar nicht zusammen. Ich hoffe, es geht ihm jetzt auch wieder besser". Schild hatte diese Saison fünf von sieben Weltcup-Slaloms gewonnen.

Deutsches Team unzufrieden

Während die rot-weiß-roten Damen bereits den vierten Sieg der fünften Entscheidung von Garmisch-Partenkirchen feierten, dürften in der deutschen Slalom-Mannschaft die alpinen Kuschelwochen endgültig beendet sein. Vielleicht sei die Kritik nach der Pleite von Zwiesel zu spät gekommen, meinte Maier. Bereits bei der WM-Generalprobe im Bayerischen Wald hatten die Damen hinter Riesch stark enttäuscht und waren vom Alpin-Direktor deutlich kritisiert worden.

Die Gescholtenen selbst waren mit den eigenen Platzierungen unzufrieden und wollten nicht in großer Gruppe den Rückschlag verarbeiten. "Ich denke, im deutschen Team ist das alles nicht so familiär wie es bei anderen Mannschaften ist, die extrem viel miteinander reisen", sagte Chmelar. "Ich glaube, die ein oder andere fährt nach Hause und lässt sich von ihren Eltern trösten."