Martin Grabowsky fährt mehrmals wöchentlich nach Winnenden zum Schwimmen unter freiem Himmel. Foto: Jan Potente

Das Sportbecken im Winnender Freibad ist das ganze Jahr geöffnet. Manche Dauergäste kommen mehrmals wöchentlich und schwören auf das Schwimmen unter freiem Himmel in der kalten Jahreszeit, zum Beispiel Martin Grabowsky.

Winnenden - Martin Grabowsky (61) wohnt in Stuttgart-Degerloch. Trotzdem fährt der sportlich aktive Vorruheständler drei- bis viermal wöchentlich ins Wunnebad nach Winnenden zum Schwimmen unter freiem Himmel – wie in den Jahren zuvor, als er in Waiblingen gelebt hat. Das Freibad in der Großen Kreisstadt ist das weit und breit einzige, das den Winter über offen ist. Viele Winnender Winterschwimmer können nur müde lächeln, wenn sie um den ersten Advent herum – alle Jahre wieder – in den Zeitungen lesen und im Radio hören: Das Sonnenbad in Karlsruhe, auch ein Freibad, sei einmalig, weil es erst im Dezember schließe.

Das 50-Meter-Freibecken im Wunnebad indes werde erst im April geschlossen, sagt der Bäderleiter, Sascha Seitz. Im Frühjahr müsse das Wasser für kleinere Reparaturarbeiten allerdings nur etwa eine Woche lang abgelassen werden. Anschließend beginnt dann die neue Sommersaison. Zurzeit aber freuen sich Martin Grabowsky und mehrere hundert Besitzer von Winterdauerkarten auf den ersten Schnee und klirrende Kälte. Bei solchen Bedingungen, sagt Grabowsky, mache das Schwimmen im knapp 26 Grad warmen Wasser des Wunnebads ganz besonders viel Spaß. Mitunter hänge über der Wasseroberfläche eine dichte Nebelglocke, dann sei es nur möglich, sich mit Hilfe einer Schwimmbrille unter Wasser zu orientieren.

Zwei mit Leinen abgetrennten Sportbahnen

Sein Arzt habe ihm bestätigt: Schwimmen im Freien sei im Winter sehr gesund, denn der Körper sei wegen des Sonnenlichts, das auf die nackte Haut treffe, in der Lage, das wichtige Vitamin D selbst zu produzieren. Schwimmen an der frischen Luft hebe die Stimmung, wirke wie eine Art Antidepressivum. Ferner, sagt der ehemalige Triathlet Grabowsky, „riechen Hallenbäder so komisch“, nach Chlor eben. „Der einzige kritische Punkt“ im Wunnebad seien die rund 100 Meter, die die Schwimmer vom Hallenbad kommend zu Fuß bis zum Freibecken zurücklegen müssen. Er habe sich speziell dafür einen Wärmemantel zugelegt, sagt Martin Grabowsky an diesem kalten Tag im Spätherbst. Die Sonne lacht indes von Himmel, beste Bedingungen also für die Badegäste.

Grabowsky schwimmt fast immer auf einer der beiden mit Leinen abgetrennten Sportbahnen, meistens etwa zwei Kilometer weit. Manchmal, sagt er kurz vor seinem Trainingsbeginn, „nerven“ ihn die Brustschwimmer. Aber meistens arrangierten sich die Sportler auf den zwei schnellen Bahnen, „wir wissen, wer welches Tempo schwimmt, sprechen uns ab“. Auf den sechs Bahnen nebenan sind an diesem Tag um die Mittagszeit herum etwa zwei Dutzend vorwiegend ältere Damen und Herren unterwegs, viel schwimmen ganz gemütlich nebeneinander her, manche plaudern miteinander. Wer sportlich trainieren wolle, sagt Grabowsky, sollte entweder zwischen 9  und 10 Uhr kommen oder über Mittag, dann sei erfahrungsgemäß weniger los.

Abwärme der Eisbahn heizt das Wasser

Das Winterschwimmen im Freibad werde sehr gut angenommen, erzählt der Bäderleiter Sascha Seitz. Für diese Wintersaison seien 537 Saisonkarten verkauft worden, im Sommer 828 Saisonkarten, außerdem seit Januar dieses Jahres 755 Jahreskarten. Saisonkarten kosten 70, Jahreskarten 130 Euro – wer also regelmäßig schwimmt wie Martin Grabowsky, den kostet ein Eintritt weniger als einen Euro.

Das Wasser im Freibecken wird übrigens mit der Abwärme der mobilen Eisbahn geheizt, die immer im Herbst auf- und im Frühling wieder abgebaut wird. Zusätzliche Kosten, sagt Seitz, entstünden keine.