Die Khaleesi der Dothraki und ihre Armee der „Unberührbaren“: Daenerys Targaryen, die Mutter der Drachen (gespielt von Emilia Clarke), in einer Szene der Dritten Staffel der TV-Kultserie „Game of Thrones“ Foto: RTL II/HBO Enterprises/

Was haben Aragon in ,„Der Herr der Ringe“, Daenerys Targaryen in „Games of Thrones“ und der Messias in der Bibel gemeinsam? In den beiden Fantasy-Sagen und im „Buch der Bücher“ werden sie als Retter der Welt in den Mittelpunkt der Erzählungen gestellt.

„Game of Thrones“ - Daenerys Targaryen

Ihr Name ist Daenerys Targaryen. In der amerikanischen Fantasy-Saga „A Song of Ice and Fire“ („Das Lied von Feuer und Eis“), auf der die TV-Kult-Serie „Game of Thrones“ basiert, ist Daenerys Targaryen eine der Protagonisten, deren Geschichte in einem grandiosen, bildgewaltigen Epos erzählt wird.

Daenerys Targaryen ist das jüngste Kind von König Aerys’ II. Sie gilt als wahre Schönheit, ist intelligent, verfügt über eine rasche Auffassungsgabe, ein großes Mitgefühl und einen außergewöhnlichen Sinn für Gerechtigkeit. Daenerys Targaryen war noch nicht geboren, als ihr älterer Bruder Rhaegar in der Schlacht an der Furt des Trident starb und ihr Vater ermordet wurde. Daenerys Targaryen hat Westeros, das verheißene Land ihrer Vorfahren noch nie gesehen und kennt zunächst nur die Geschichten von Viserys’, ihrer alten Heimat. Zu Anfang der Romane „Das Lied von Feuer und Eis“ ist Daenerys erst 13 Jahre alt. In der TV-Serie „Games of Thrones“, die auf der Fantasy-Saga des US-Autors George R. R. Martin basiert, ist sie 16 bis 17 Jahre alt.

„The Lord of the Rings“ – Aragorn

Sein Name ist Aragorn. Sohn von Arathorn II. und Gilraen, Nachkomme Isildurs, des Hohen Königs von Arnor und Gondor, Besitzer des legendären Schwertes Narsil.

In der Fantasy-Trilogie „The Lord of the Rings“ („Der Herr der Ringe“) und in dem gleichnamigen Kino-Dreiteiler ist Aragorn einer der Protagonisten, von dessen Leben im großen Ringkrieg des Dritten Zeitalters - in dem ein letztes Bündnis von Menschen, Elben und Zwergen gegen Sauron, den grausamen und dunklen Herrscher von Barad-dûr im Lande Mordor kämpft – erzählt wird. Während der Belagerung der Festung Barad-dûr kackt Isildur den Ring der Macht von Saurons Finger und besiegelt so den Sieg des Bündnisses über Sauron und sein Ork-Heer.

Aragorn ist ein Nachfahre und Stammesführer der Dúnedain des Nordens. Großen Ruhm erlangt er, indem er als Mitglied der Ringgemeinschaft bei der Vernichtung des Einen Ringes hilft und die Heere des Westens von Gondor und Rohan im Krieg gegen Saurons Legionen anführt. Nach seinem endgültigen Sieg am Schwarzen Tor in der Ebene von Mordor vereinigt Aragorn die Reiche von Arnor und Gondor und wird zum ersten Hochkönig aller Dúnedain seit Elendil gekrönt. Elendil selbst fiel viele Jahrhunderte zuvor bei der Belagerung Barad-dûrs durch Saurons Hand. Aragon ist in „The Lord of the Rings“ demnach der einzige legitime Erbe Elendils und Isildurs.

Die Gestalt des Messias und die Wiederkunft Christi

Sein Name ist Messias. Auf Hebräisch „maschiach“, auf aramäisch „meschiah“, in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes (der sogenannten „Septuaginta“) der „Messias“ – der Gesalbte Gottes. Der Begriff Messias wird in der jüdischen Theologie des Alten Testaments für Hohepriester und Könige verwendet.

Für die frühen Christen aber ist Jesus von Nazareth dieser Messias. Sie glauben, dass sich die alttestamentlichen Prophezeiungen, vor allem im Buch Jesaja, in ihm, den Sohn Marias und Josefs, erfüllt haben. Ihn bekennen sie als Christus – den vom auserwählten Volk Israel erwarteten Gesandten Jahwes, der als Gottes Sohn vom Vater in die Welt gesandt wird, um sie zu erlösen und die Armen, Unterdrückten und Verlorenen vom Joch der Knechtschaft und Sklaverei zu befreien.

In der späteren christlichen Theologie wird aus dem biblisch-alttestamentlichen Messias derjenige, der „vom Himmel herabgestiegen“ ist – wie es im Johannes-Evangelium (Kapitel 3, Vers 13) heißt. Gekreuzigt und auferstanden ist er, der leidende Gottesknecht, der sein Leben hingibt „als Lösegeld für viele“ (Matthäus-Evangelium, Kapitel 20, Vers 28).

Die frühen Christen rechneten in naher Zukunft, das heißt kurz nach dem Tod Jesu am Kreuz, mit seiner zweiten Ankunft und der Wiederkehr (griechisch „Parusie“). Sie sollte das Weltende, Weltengericht und die Neuschaffung der Schöpfung herbeiführen. Diese apokalyptische Hoffnung kommt vor allem in der letzten Schrift des neutestamentlichen Kanons, der Offenbarung des Johannes, zum Ausdruck.

„Der Herr der Ringe“: J. R. R. Tolkiens „Bibel“ der Fantasy-Literatur

„The Lord oft he Rings“ („Der Herr der Ringe“) ist eine Roman-Trilogie des britischen Schriftstellers und Philologen John Ronald Reuel (J. R. R.) Tolkien (1892-1973). Sie erschien erstmals in der englischen Originalversion 1954/55 und auf Deutsch 1969/70. „Der Herr der Ringe“ ist eines der erfolgreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts und begründete quasi als „Bibel“ der modernen Fantasy-Literatur dieses faszinierende Genre. Der neuseeländische Regisseur Peter Jackson verfilmte Tolkiens Trilogie 2001 bis 2003 fürs Kino („Die Gefährten“, 2001; „Die zwei Türme“, 2002; „Die Rückkehr des Königs“, 2003).

„Games of Thrones“ beruht auf den Romanen „Ein Lied von Eis und Feuer“ des amerikanischen Autors George Raymond Richard (G. R. R.) Martin. Zugleich ist es eine US-Fernsehserie, die David Benioff und D. B. Weiss für den amerikanischen Kabelsender HBO produziert haben. Und: Es ist die erfolgreichste TV-Serie aller Zeiten.

Die Erstausstrahlung der Ersten Staffel „A Game of Thrones“ erfolgte in den USA am 17. April 2011 (Deutschland: 2. November 2011); der Zweiten Staffel „A Clash of Kings“ in den USA am 1. April 2012 (Deutschland: 23. Mai 2012); der Dritten Staffel in den USA am 31. März 2013 (Deutschland: 19. Mai 2013); der Vierten Staffel (Drei und Vier tragen den gemeinsamen Titel „A Storm of Swords“) in den USA am 6. April 2014 (Deutschland: 2. Juni 2014).

„Game of Thrones“ – der aktuelle Hintergrund

Die insgesamt fünf DVDs der Vierten Staffel von „Game of Thrones“ sind ab dem 26. März 2015 in allen Läden und Online-Shops erhältlich. Man konnte sie allerdings schon seit Monaten vorbestellen. Die Premiere der Fünften und bisher letzten für das Fernsehen produzierten Staffel „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ wird in den USA am 12. April diesen Jahres stattfinden.

Alle drei Termine zusammengenommen sind ein Mega-Medien-Ereignis, das für ein bisher unerreichtes internationales Echo sorgt. Die TV-Serie ist bis dato in über 80 Länder auf allen fünf Kontinenten verkauft worden. Allein in Deutschland sahen sie zig Millionen von Zuschauern. Soweit die neuesten Fakten zu „Game of Thrones“.

„Game of Thrones“ – die Handlung

Nun zur Handlung: „Games of Thrones“ spielt in einer fiktiven Welt auf den Kontinenten Westeros - den Sieben Königreichen - und im Gebiet der sogenannten Mauer sowie jenseits davon im Norden und auf dem Eiland Essos. Die Dauer der Sommer und Winter in dieser Fantasiewelt ist unvorhersehbar und variabel, so dass eine Jahreszeit Jahre oder gar Jahrzehnte dauern kann.

Historisches Vorbild für die Romane über die Sieben Königslande von Westeros soll das mittelalterliche Europa zu Zeiten des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich (1337-1457) sein. „Game of Thrones“ spielt am Ende eines langen Sommers und wird in mehreren komplexen Handlungssträngen parallel erzählt. Der Wintereinbruch droht und eine große Gefahr durch eine fremde Rasse im hohen Norden von Westeros zieht auf.

„Game of Thrones“ – die Weißen Wanderer

Es sind die Weißen Wanderer, mythische Kreaturen, die vor Hunderten von Jahren für Chaos, Elend und Krieg sorgten, bevor sie mit einer allerletzten gemeinsamen Anstrengung der Völker von Westeros in den äußersten Norden hinter dem Wall aus Eis gedrängt werden konnten. In der Schlacht der Dämmerung wurden sie von den Soldaten der Nachtwache besiegt.

Diese Mauer ist eine gigantische Grenzbefestigung, die sich über 480 Kilometer an der nördlichen Grenze der Sieben Königslande erstreckt und die barbarischen Wildlinge von den Grenzen des Reiches fernhalten soll. Dieser Wall, wird in den Romane berichtet, soll 213 Meter hoch sein und aus solidem Eis bestehen. Die Legende besagt, dass die Mauer vor rund 8000 Jahren während der Langen Nacht mit Hilfe von Magiern errichtet worden sei. Sie schützte über Jahrtausende die Königslande vor den Weißen Wanderern, die weit nördlich im Land des ewigen Winters leben.

„Game of Thrones“ – der Wall und die Nachtwache

Da die Weißen Wanderer seit Tausenden von Jahren nicht mehr gesehen wurden, wird die Mauer in den Staffeln der TV-Serie nur noch von dem kümmerlichen Rest der Nachtwache gehütet. Die Nachtwache ist eine der ältesten Bruderschaften des Reiches und wurde vor langer Zeit gegründet, als ihre ersten Mitglieder auszogen, um die Weißen Wanderer und Wildlinge zurückzuschlagen. In späteren Zeiten wurden sie zu Wächtern der Mauer,eine angesehene Bruderschaft, mit Zehntausenden von Mitgliedern, davon viele Söhne und Nachkommen von Adeligen und der mächtigsten Herrscher von Westeros.

Entlang der Mauer wurden 19 Burgen errichtet, von denen zur Zeit, als „Game of Thrones“ spielt, nur noch drei bemannt sind. Darunter ist auch die „Schwarze Festung“ („Castle Black“), das Hauptquartier der Nachtwache. Doch sie ist nicht einmal von Tausend Soldaten unter dem Befehl des Lord-Kommandanten der Nachtwache bemannt. Viele von ihnen sidn Zwangsrekrutierte und gemeine Verbrecher – Diebe, Mörder und Vergewaltiger.

„Game of Thrones“ – die Rückkehr der Wanderer und Wiedergänger

Zu Beginn der Handlung von „Game of Thrones“ gelten die Weißen Wanderer als nicht mehr existent. Ein tragischer Irrtum. Erst als im Hohen Norden Gerüchte der Wildlinge auftauchen, wächst die Erkenntnis, dass die monströsen Kreaturen zurückgekehrt sind, um die ganze bekannte Welt zu erobern und ihre Bewohner in „Wiedergänger“ zu verwandeln. Wiedergänger sind eine Art Zombies: tote Menschen und Tiere, die von den Weißen Wanderern berührt und wiederbelebt werden. Zum Schluss der Dritten Staffel tötet Samwell Tarly, ein Mitglied der Nachtwache, mit Hilfe eines schwarzen Drachensteins einen dieser seelenlosen Untoten.

„Game of Thrones“ – Daenerys Targaryen

Einer der zentralen Handlungsstränge des gesamten Roman-Zyklus spielt auf dem Kontinent Essos, einer gewaltigen Landmasse östlich von Westeros, die bis in den Fernen Osten der bekannten Welt reicht. Essos und Westeros werden durch eine Meerenge voneinander getrennt, nur durch eine als Trittsteine bekannte Inselkette verbunden. Hier auf Essos lebt Daenerys Targaryen, Mitglied der vor Jahren abgesetzten Königsfamilie der Targaryen, die mit allen Mitteln die Macht in den Sieben Königslanden zurückerlangen und auf dem Eisernen Thron sitzen will.

„Game of Thrones“ – der eiserne Thron

Der auf Befehl von Aegon dem Eroberer, dem ersten König der Targaryen-Dynastie, geschmiedete Eiserne Thron (deshalb auch der Titel „Game of Thrones“ – „Spiel der Trohne) wurde laut der Romanvorlage angeblich aus 1000 Schwertern gefertigt. Es sind die stählernen Klingen, die Aegon in seinen Kriegen von den Lords erhielt, die sich seiner Herrschaft beugen mussten. Der Eiserne Thron ist Sitz des Königs und befindet sich in der Großen Halle des Roten Bergfriedes in Königsmund, der Hauptstadt des Reiches.

„Game of Thrones“ – Die Mutter der Drachen

Mit Hilfe von drei Drachen – fliegenden, feuerspeienden Kreaturen, die einst auf Westeros existierten – will Daenerys den Thron für ihre Dynastie zurückerobern. Doch es existieren nur versteinerte Gebilde von Drachen sowie ihre Schädel, die in den Katakomben von Königsmund aufbewahrt werden.

Daenerys Targaryen gelingt es, drei kleine Drachen aus versteinerten Eiern schlüpfen zu lassen. Das „Trio infernale“ wächst erstaunlich schnell heran und schon zu Beginn der Vierten Staffel sind Daenerys Drachen fast ausgewachsen und selbst von ihr kaum noch zu bändigen. In der mythischen Welt von „Game of Thrones“ bedeuten Drachen die ultimative Macht. Mächtiger als jedes Heer und stärker als jede Armee.

Gemeinsamkeiten der Erzählungen

Was haben die Erzählungen in „Der Herr der Ringe“, „Game of Thrones“ und der Bibel nun gemeinsam? Sie alle sind in gewisser Weise Fiktion: Literatur in Form von Erzählungen, Romanen und Historien sowie Mythen, Legenden und Sagen, welche sich zu einem grandiosen Fantasy-Panorama vereinenn.

Ihr realer historischer Gehalt ist sehr unterschiedlich: „Game of Thrones“ und „The Lord of the Rings“ sind Romanzyklen, erfundene Geschichten. Die narrativen Berichte der Bibel (des Alten und Neuen Testamentes) über den Messias dagegen beruhen auf realen historischen Begebenheiten, die vor rund 2000 Jahren stattfanden. Doch auch in der Bibel verschwimmen Fiktion und Wirklichkeit zu einem religiösen Mythos, der literarisch gesehen die Grundlage der beiden großen Heldensagen „The Lord of the Rings“ und „Game of Thrones“ darstellt.

Messias-Gestalten

Der Prototyp der messianische Gestalt, sozusagen seine Inkarnation, findet sich in allen drei Berichten: Im „Herr der Ringe“ ist es Aragorn, der Waldläufer, der im Verlauf des Ring-Dramas zum König von Gondor heranreift. In „Game of Thrones“ ist es Daenerys Targaryen, die dank der Macht der Drachen und ihrer überragenden Persönlichkeit Sklaverei, Unterdrückung und Knechtschaft für immer ein Ende setzen will.

„Games of Thrones“ – Daenerys, die eigentliche Heldin

Auch die blonde junge Frau reift von einer unbedarften Randperson zur eigentlichen Heldin des Romans heran. Daenerys befreit in der Bucht von Astapor die Unbefleckten, eine 8000 Mann zählende Armee von Sklavensoldaten, die auf absoluten Gehorsam gedrillt sind. Später zieht sie mit ihrer Armee zur Stadt Yunkai. Sie erklärt den Sklaven, dass es ihre eigene Wahl sei, frei zu sein.

Am Ende der Dritten Staffel kommt es zu einer der ergreifendsten Szenen der gesamten TV-Serie: Daenerys befreit die Menschen von Yunkai aus ihrem Joch. Zehntausende rufen ihr ehrfürchtig „Mhysa“ zu – was in der Sprache des Volksstammes der Ghiscari „Mutter“ bedeutet. Und dann geht Daenerys zu Fuß und ohne Begleitung ihrer Leibgarde durch die Reihen der Freigelassenen, wird von ihnen sprichwörtlich auf Händen getragen.

Die Kamera-Führung bei dieser kurzen Film-Sequenz gehört zu den eindringlichsten und genialsten von „Game of Thrones“ - ja des gesamten Fantasy-Cinemas. Die Kamera schwenkt in atemberaubendem Tempo wie in einem Drachen-Flug von der Nahaufnahme Daenerys auf die Vogelperspektive. Die Befreierin ist nur noch als winziger Punkt in einem Meer von Menschen zu erkennen. Über dieser atemberaubenden Szenerie schweben ihre drei Drachen, laut schreiend und die Flügel ausbreitend.

Aragorn und Daenerys

Wie Aragorn in „Der Herr der Ringe“ ist auch Daenerys in „Game of Thrones“ eine messianische Gestalt. Beide kämpfen nicht nur gegen das Böse - den leibhaftigen Satan in Gestalt Saurons auf der einen und die Clanführer und Lords von Westeros und Essos auf der anderen Seite. Beide sind zugleich von den Göttern auserwählt, die von Gewalt, Hunger und Krieg erfüllte Welt zu erlösen und unter der Herrschaft eines weisen Königs beziehungsweise einer gerechten Königin zu vereinen.

Was man schon weiß: In den biblischen Erzählungen siegt am Ende genauso wie in „Der Herr der Ringe“ das Gute über das Böse, der Mut über die Feigheit, die Gerechtigkeit über den Hass, die Tapferkeit über die Hinterlist,das Licht über die Dunkelheit. Wie es allerdings in „Game of Thrones“ ausgehen wird, ob das Gute in Gestalt von Daenerys Targaryen tatsächlich obsiegen wird, ist völlig offen. Denn: „Das Lied von Eis und Feuer“ ist ein Romanzyklus, der noch im Entstehen begriffen ist.

Betrachten wir die literarischen Wurzeln der beiden Fantasy-Sagen genauer: Es handelt sich um die biblischen Erzählungen vom Messias. In „The Lord oft he Rings“ sind die biblischen Quellen genauso lebendig und manifest wie in „Game of Thrones“. Im Unterschied zum biblischen Messias greifen Aragorn und Daenerys allerdings zu Gewalt und zu den Waffen. Jesus von Nazareth dagegen ist Pazifist und Friedensapostel, der lieber auch die andere Wange seinen Feinden hinhielt anstatt gegen sie aufzubegehren.

„Games of Thrones“ und „The Lord of the Rings“: Das Kommen des Befreiers

Abgesehen davon ist das verbindende Motiv des messianischen Glaubens und der Erwartung des kommenden Retters in allen drei Erzählungen das Gleiche. Das Volk, das in der Bibel, in „Der Herr der Ringe“ und in „Game of Thrones“ im Dunkeln lebt, ist gefangen in Sklaverei, unterdrückt von einer kleinen Minderheit, die auf Kosten der Mehrheit ein Leben ins Saus und Braus führt.

Sowohl Aragorn wie Daenerys sind in ihren Romanen die verheißenen Heilsgestalten, die eine Zeit des Friedens, der Gerechtigkeit und des Wohlstandes einläuten können. Ob die Sklavenbefreierin Daenerys am Ende von „Game of Thrones“ auch wirklich als Königin auf dem Eisernen Thron herrschen wird, das lassen auch die kommenden Staffeln der TV-Serie offen.

Definitives Ende in „Der Herr der Ringe“

Im Gegensatz dazu ist das Ende in der Bibel und in „The Lord of the Rings“ im wahrsten Sinn des Wortes endgültig. In der letzten Szene von Tolkiens Trilogie ist Aragorn auf dem Thron von Minas Tirith zurückgekehrt – der Höhenfestung am südöstlichen Rand der Ered Nimrais, des Weißen Gebirges. Die Hauptstadt Gondors liegt nur zwei Meilen in südlicher Richtung vom Fluss Anduin entfernt.

Offenes Ende in „Game of Thrones“

In der von George R. R. Martin erdachten Fantasiewelt „Das Lied von Eis und Feuer“ und deren Verfilmung „Game of Thrones“ ist das Ende im Gegensatz dazu „ergebnisoffen. Hier eine kurze Übersicht auf die Dramaturgie der bisher erschienen fünf Bände:

Band 1: „A Game of Thrones“(„Die Herren von Winterfell“ und „Das Erbe von Winterfell“.

Band 2: „A Clash of Kings“ („Der Thron der Sieben Königreiche“ und „Die Saat des goldenen Löwen“).

Band 3: „A Storm of Swords“ – („Sturm der Schwerter“ und „Die Königin der Drachen“).

Band 4: „A Feast for Crows“ – („Zeit der Krähen“ und „Die dunkle Königin“).

Band 5: „A Dance with Dragons“ („Der Sohn des Greifen“ und „Ein Tanz mit Drachen“).

Dass diese Fantasy-Sag thematisch völlig offen ist, liegt auch an Martin selbst, der am 20. September 1948 in Bayonne, US-Bundesstaat New Yersey, geboren wurde. Nach mehr als 20 Jahren Arbeit an dem Romanzyklus wirkt der 66-Jährige bisweilen erschöpft und ausgelaugt. Doch der sechste Band von „A Song of Ice and Fire“ soll im Jahr 2016 erscheinen, von Millionen Fans herbeigesehnt.

„Game of Thrones“: „Der Herr der Ringe“ in moderner Optik

G. R. R. Martins Epos ist ähnlich wie Tolkiens „Der Herr der Ringe“ eines der meist verkauften Bücher und Gewinner zahlloser Preise. Von Fans und Kritikern wird es gleichermaßen als der neue „The Lord oft he Rings“ in moderner Optik gefeiert. Indes ist die Buchreihe und damit auch die TV-Verfilmung noch lange nicht abgeschlossen. Dem sechsten Band (nach anderer Zählung Buch Elf und Zwölf) sollen mindestens zwei weitere Bände folgen. Ob denen ein siebter, achter, neunter oder gar zehnter Band – und die damit verbundenen TV-Verfilmungen – folgen wird, ist völlig unklar.

Schließlich hängt die Erschaffung eines solchen literarischen Universums genauso wie bei Tolkien vom Alter, von der Kreativität, der Schreibfreude und der Fantasie des Autors ab. Tolkien vollendete seine Mittelerde-Saga bekanntlich. Martin dagegen ist noch im Schreibfluss.

Was wird aus Daenerys Traum von einer humanen Welt?

So offen wie der Fortgang und das Ende von „Game of Thrones“ ist, so offen ist auch das Schicksal von Daenerys Targaryen. Soviel vorweg: Ob die Mutter der Drachen ihre feuerspeienden Kreaturen in Zaun halten kann und auch weiterhin die Sklaverei bekämpfen wird, werden die nächsten Bände von „Games of Thrones“ zeigen.

Fazit: In einer unvollendeten Reihe wie „The Song of Ice and Fire“ ist alles möglich: Das Scheitern der Protagonistin und ihrer humanen Politik genauso wie der Rückfall in dunkle Zeiten, in der selbst eine Messias-Gestalt wie Daenerys zu brutalen Unterdrückungsmechanismen greifen könnte. Die Zuschauer können sich auf die bereits abgedrehte Vierte und Fünfte Staffel freuen. Im Internet kursieren bereits Bilder der Fünften Staffel und kurze Trailer.

„Game of Thrones“ – die Fünfte

Die Premiere der Fünften Staffel erfolgt – wie bereits erwähnt – Mitte März in London. Auf „Sky“ ist der Start in synchronisierter Fassung auf Ende April terminiert. In englischer Original-Sprache soll „Game of Thrones“ die Fünfte noch ein paar Tage früher im Pay-TV zu sehen sein. Wann die Fünfte Staffel für „Otto-Normal-Zuschauer“ im Fernsehen zu sehen ist und wann sie auf DVD zu kaufen ist, steht noch nicht endgültig fest.

Bis dahin müssen sich alle Fans von Daenerys Targaryen, Tywin Lennister, Sansa, Arya und Bran Stark sowie von Jon Schnee und Stannis Baratheon gedulden. Wie heißt es schon im Sprichwort: „Vorfreude ist die schönste Freude.“