Galerist mit Entdeckerfreude: Klaus Gerrit Friese (hier mit einem Bild von Willi Baumeister) Foto: Galerie Klaus Gerrit Friese

Klaus Gerrit Friese hat schon Künstler wie Jari Kylli entdeckt und überrascht nun mit der 20-jährigen Zeichnerin Ambra Durante. Was fasziniert ihn? Wir haben nachgefragt.

Berlin - Klaus Gerrit Friese hat schon Künstler wie Jari Kylli entdeckt und überrascht nun mit der 20-jährigen Zeichnerin Ambra Durante. Was fasziniert ihn? Wir haben nachgefragt.

Herr Friese, Sie rücken mit Ambra Durante eine sehr junge Zeichnerin auf die Kunstbühne. Ist das nicht ein Wagnis?

Ich habe sofort gedacht, dass Ambra Durante weiß, was sie tut. Da kommt es nicht auf das Alter an. Mehr braucht es nicht, weil sie dazu zeichnend ungewöhnlich ausdrucksfähig ist.

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Ich meinte „Wagnis“ durchaus auch auf die Person bezogen – die eigenen Arbeiten plötzlich in ganz anderem Zusammenhang zu sehen, sich selbst interpretiert zu sehen und vieles mehr, das macht ja etwas …

Ja. Das macht sehr viel und wird mir jeden Tag bewusster. Es gibt eine Sorgfaltspflicht in der Präsentation – und auch für jeden weiteren Schritt. Bisher ist das erstaunlich resistent – die Zeichnungen bleiben bei sich und halten die Kunstwelt aus.

Selbst erstaunt

Hat die Ausstellung Ihren Blick auf die Bildwelt von Ambra Durante verändert?

Ich schau mir die Dinge erst im Lauf der Zeit genau an. Meine Faszination ist blitzartig – in Sekundenschnelle passiert alles. Gehe ich durch die Ausstellung, schau ich mir die Arbeiten mit Ruhe und Zeit an an, seh ich erstaunt: also das stellst du gerade aus. Diese Verwicklungen und Auflösungen der Bildmotive, das genau zu erfassen, das braucht Zeit.

Wie ist das Interesse?

Das ist ja wie in der Ausstellung von Peter Handke 2017, hat gerade die Direktorin meiner Galerie gesagt. Richtig viele Besucher kommen, richtig viele kaufen dazu.

Das Ziel jetzt: Dranbleiben

Auch dies hat ja wieder Rückwirkungen. Was meinen Sie – wie begleiten Sie Ambra Durante auf ihrem Weg? Oder geht das in einer durchmedialisierten Gegenwart so gar nicht mehr? Müssen Sie vielleicht, kaum nach Ihrer Entdeckung, schon wieder „loslassen“?

Nein, also wir halten das jetzt fest. Und ja, ich möchte das gern über lange Zeit begleiten. Ich möchte möglichst viel, möglichst ruhig Ausstellungen organisieren, die Ambra Durante in Kontexten und alleine zeigen. Das Werk verdient das.

Über das Buch „Black Box Blues“ haben Sie Ambra Durante entdeckt, als Galerist haben Sie die Zeichnerin zur Künstlerin der Einzelblätter gemacht. Was glauben Sie, wird Ambra Durante sich noch einmal geschichtsuferlos in ein Buch hineinschreiben/hineinzeichnen können?

Sie singt, macht Musik, schreibt, zeichnet: da ist ungeheuer viel drin. Das passiert aber nicht unter der Prämisse des Vorzeigestolzes. Eher beiläufig, weil es eben den Ausdruck sucht, geschieht das alles. Sie wird bald 21. Ich fände es schön, wenn sie, begleitet von Öffentlichkeit, von sich erzählt, wie und wann und in welcher Form auch immer.

Ambra Durante

Künstlerin
 2000 in Genua geboren, lebt Ambra Durante seit 2007 mit ihrer Familie in Berlin. Sie studiert Filmwissenschaften an der FU Berlin.

Ausstellung
 Die Schau „Ambra Durante – Lack of sleep is my eye shadow“ ist bis zum 30. Oktober in der Galerie Klaus Gerrit Friese in Berlin (Meierottostraße 1, Mo bis Sa 10 bis 18 Uhr) zu sehen.