Ausstellungsmacher Professor Dr. Michael Koch (neben einer Frank-Lloyd-Wright-Tafel) kommt die geschwungene Treppe in die Ausstellungsräume des denkmalgeschützten Lee-Hauses herunter. Foto: Martin Bernklau

Die Gärtnerei-Galerie Hörmann stellt das Erbe des Architektur-Patriarchen Frank Lloyd Wright vor.

Stuttgart-Möhringen - Fallingwater, die um einen Wasserfall herum in den Hang gebaute Villa, ist eine Ikone. Auch die Spirale des Guggenheim-Museums in New York kennt fast jeder. Der Amerikaner Frank Lloyd Wright ist einer der wichtigsten Architekten des 20. Jahrhunderts.

Ihm und dem weit verzweigten Erbe seiner sogenannten organischen Architektur widmet die Galerie Sonnenberg in der Baumschulen-Gärtnerei Hörmann eine Ausstellung. Bestimmt 200 Besucher, darunter natürlich besonders viele, teils von weit her angereiste Architekten, kamen am Samstagabend zur Eröffnung ins Foyer des Gewächshauses.

Schnörkellose Sachlichkeit in strenger Geometrie

Die Verbindung von Dieter M. Hörmann mit der Architektur rührt von den denkmalgeschützten kleinen Kettenhäusern auf dem Gelände der Gärtnerei am Korinnaweg her, die Chen Kuen Lee für Angestellte entworfen hat. Er war Schüler und enger Mitarbeiter des großen Bauhaus-Architekten Hans Scharoun, von dem die Berliner Philharmonie, aber auch das Salute-Hochhaus am Fasanenhof stammt. Von den Amerikanern Louis Sullivan und Frank Lloyd Wright hatten die Dessauer Bauhaus-Denker und Designer ihr Leitbild „Form Follows Funktion“ übernommen, nach dem der Zweck das Aussehen zu bestimmen hat. Das hatte aber keineswegs nur schnörkellose Sachlichkeit in strenger Geometrie zur Folge, sondern auch weiche, elegante, eben organisch geschwungene und naturnahe Formen.

Ehrengast, und neben Hörmann, den Galerie-Kuratoren Michael Koch und Hans-Joachim Kraft Initiator der Ausstellung, war der in Arizona beheimatete Amerikaner Brian A. Spencer, der sich als Architekt selber dem Wright-Erbe verbunden und verpflichtet fühlt. Er hielt in englischer Sprache den Eröffnungsvortrag.

Pilgerstätte für Architekturfreunde

Die Ausstellung selber im vorderen Kettenhaus gehört zwar zu den eher didaktischen Schautafel-Angeboten ohne sinnlich-originale Zeugnisse. Aber sie ist ungemein spannend in ihren klug zusammengefassten Informationen, mancherlei zeitlosen Zitaten und vor allem den attraktiven Bildern von Bauten, die sich dem Umfeld und dem mächtigen Einfluss des 1867 geborenen, 1956 gestorbenen Architekten, Innenarchitekten und visionären Schriftstellers zuordnen lassen.

Da ist, schon bei Frank Lloyd Wright selber, eine ganz weite und offene stilistische Vielfalt. Er forderte – neben dem menschennah Zweckmäßigen – Einfachheit und Ruhe, Offenheit und Persönlichkeit, Naturnähe mit der Umgebung, in der Form und den Baustoffen ebenso wie eine spirituelle und ästhetische Tiefe. „Taliesin“ nannte Wright seinen über Jahrzehnte in der Prärie seiner Heimat Wisconsin fortentwickelten Wohn- und Atelierkomplex, der erst zu einer Art Privatuniversität und dann zu einer Pilgerstätte für Architekturfreunde aus der ganzen Welt wurde.