in der Galerie Michael Sturm in Stuttgart (Christophstraße 6, Di-Fr 13-19 Uhr). Mehr unter: www.galerie-sturm.deFoto:Galerie Michael Sturm Foto:  

Schaut hier ein Schreckensgesicht aus dem Blätterwald? Stürzt dort eine Figur ins Nichts? Die Malerin Andrea Bender spielt mit dem doppelten Bild-Boden – zu sehen in der Galerie Michael Sturm in Stuttgart.

Stuttgart - Das zweite Album, heißt es in der Musikbranche, ist das schwerste. Ganz falsch ist dieser Satz auch in der Kunst nicht. Folgt einer ersten, im besten Fall beklatschten Einzelausstellung in einer Galerie eine zweite, ist diese wohl entscheidend für die Frage, ob Galerie und Künstlerin oder Künstler weiter zusammenarbeiten. Entsprechend aufmerksam dürfte der zweite Solo-Auftritt der vormaligen Dieter Krieg-Meisterschülerin Andrea Bender in der Galerie Michael Sturm in Stuttgart (Christophstraße 6) verfolgt werden.

Bildabgründe zwischen blühender Malerei

„Abwesend“ ist die Schau betitelt – obgleich doch das zentrale Bild „Vogelbauer Lotte“ prall gefüllt ist mit buchstäblich blühender Malerei. Und Lotte? Sie ist tatsächlich so abwesend wie auch die Blicke der Figuren in Andrea Benders Arbeiten. Da kommt jene Kälte, kommen jene Abgründe ins Spiel, die den ersten Auftritt der 1972 geborenen Andrea Bender bei Michael Sturm kennzeichneten.

Die Lust am dritten Auftritt ist geweckt

Wie also klingt es , dieses zweite Album? Nicht immer so kühn, böse und eigenwillig verführerisch wie in der Trilogie „Trauben“. Diese aber stammt wie das Lotte-Suchspiel aus diesem Jahr – und liefert die beste Begründung für die Frage, was nun wohl kommt. Die Lust am dritten Album, am dritten Solo-Auftritt bei Michael Sturm ist geweckt.

Heiri Häfligers Spiel mit Alltagsmaterialien

Ein bisschen überall – darf man das mit Blick auf das Schaffen des in Wien lebenden Schweizers Heiri Häfliger sagen? Der vormalige Franz West-Assistent arbeitet mit Alltagsmaterialien, doch nicht nur die Arbeiten, die Michael Sturm nun unter dem Titel „Odeur“ versammelt, scheinen den letzten Schritt in die eigene Souveränität zu scheuen. Da ist doch sehr viel Skulptur im Gepäck, bewusstes und also allzu ablesbares Abzielen auf Materialgegensätze zudem.

Farbiges Toilettenpapier spiegelt die Globalisierung

Andererseits: Ist es nicht wohltuend, ein Thema wie Globalisierung einmal schlicht im Zusammenspiel farbigen Toilettenpapiers zu behandeln? Die Sache also ist vertrackter und hintersinniger, als es auf den ersten Blick scheint. Für ein wirkliches Urteil fehlt die Breite des Blicks auf Häfligers Schaffen – und also muss es kommen, das zweite Album, muss er kommen, der zweite Auftritt.

Aktuelle Kunsttermine

Verena Guther setzt in ihren fotografischen Stadtarchitekturen auf kühne Kombinatorik. Was ist wirklich wo? Man kann sich nie sicher sein. „urban sessions“ heißt die Schau in der Galerie von Braunbehrens in Stuttgart (Rotebühlstraße 87), die an diesem Freitag, 2. März, um 19 Uhr eröffnet wird.

Nikolaus Koliusis, an diesem Samstag, 3. März, mit dabei, wenn es beim „Ortstermin“ unserer Zeitung in der Pauluskirche in Stuttgart-West (Beginn: 11 Uhr) um die Frage geht, was die Kunst in der Kirche macht, begeistert mit seiner Schau „Blaubeziehung“ die Besucher des DKM Museums in Duisburg. Bis zum 8. April ist die zunächst nur bis Januar geplante Schau des Stuttgarter Installationskünstlers nun zu sehen.

Patrick Angus entführt in seiner Bildwelt ebenso in die Welt des US-Mittelstandes wie in die New Yorker Bars und Clubs der 1980er Jahre. Noch bis zum 8. April zeigt das Kunstmuseum Stuttgart eine umfassende Angus-Schau. Immer einen Besuch wert ist zudem die Schausammlung des Kunstmuseums. An diesem Freitag, 2. März, bietet das Kunstmuseum um 18 Uhr eine Führung für Menschen mit Sehbehinderung an. Die Gebärdendolmetscherin Helene Schellhase eröffnet inklusive Wege zur Kunst.