Fotografie? Gemälde? Beides! Foto: Gottfried Stoppel

Die Galerie der Stadt Backnang zeigt noch bis Anfang August Werke der Berliner Künstlerin Helen Feifel. Der Leiter des Backnanger Kulturamts, Martin Schick, hat ein Gespür für Künstler, die mal groß rauskommen könnten.

Backnang - Ein Gemälde? Oder doch eine Fotografie? Der Betrachter muss die großformatigen Kunstwerke, die im zweiten Obergeschoss der Galerie der Stadt Backnang zu sehen sind, genau studieren. Am besten zunächst ganz nah hin gehen, später ein paar Schritte zurück treten. Dann dürfte er erkennen: Diese ungewöhnlichen Kunstwerk sind beides: Schwarz-weiß- Fotografien, Malereien – und noch ein bisschen mehr.

Während eines Rundgangs durch die Ausstellung zusammen mit dem Leiter des Kulturamts der Stadt, Martin Schick, bekommt der Gast ein paar Infos, die die Berliner Künstlerin Helen Feifel vermutlich gar nicht an die große Glocke hängen möchte. Feifel selbst, erzählt Schick, sei für die analogen Fotos Modell gestanden beziehungsweise gesessen oder gelegen. Noch dazu hat sich die Künstlerin die Bekleidung, die sie auf den Bildern trägt, selbst angefertigt, speziell für die Aufnahmen, die mit einer Mittelformatkamera geschossen wurden. Die Posen des Models/der Künstlerin auf den Bildern erinnern an Yogaübungen.

Feifels Arbeiten oszillieren zwischen Fotografie und Malerei

Die etwa zwei Meter mal 1,50 Meter großen Abzüge hat Helen Feifel später im Atelier dann mit sogenannten Eiweißlasurfarben wild bemalt. Mit solchen Farben haben anno dazumal Fotografen ihre Schwarz-Weiß-Aufnahmen koloriert. Schick spricht mit Blick auf die Bilder, die einen niedrigen fünfstelligen Betrag kosten, von einem offenkundigen Widerspruch: Zunächst habe die 1983 in Schwäbisch Gmünd geborene Künstlerin mit großem Aufwand sündhaft teuere Fotografie erstellt – und diese Werke dann wie wild bemalt.

Feifels Arbeiten, so Schick, „oszillieren zwischen Fotografie, Malerei, Grafik sowie installierten und keramischen Objekten“. Feifel zeigt in zwei Räumen auch arrangiert zerbrochene Gebrauchskeramiken in teilweise poppigen Farben. Materialspielereien könnte man dazu sagen. „Eine spezielle Museumsinstallation“, mit diesen Worten erklärt Schick das Kunstwerk.

1998 den damals noch wenig bekannten Neo Rauch ausgestellt

Der Amtsleiter sagt, er sei ständig auf der Suche nach jüngeren Künstlerinnen und Künstlern, die womöglich eines Tages größer rauskommen könnten. Helen Feifel beobachte er seit einigen Jahren. Sie hat von 2005 bis 2011 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studiert und anschließend drei Stipendien erhalten, unter anderem das Kaiserring-Stipendium für junge Künstler des Vereins zur Förderung moderner Kunst Goslar.

Martin Schick hat schon oft bewiesen, dass er ein Gespür hat für Künstler, die noch unbekannt sind, aber großes Potenzial haben. Sei spektakulärster Coup war die Ausstellung eines bis dato nicht übermäßig populären Maler aus Leipzig: vor fast genau 20 Jahren hat die Galerie der Stadt Backnang Neo Rauch ausgestellt. Rauch gehört heute zu den ganz großen deutschen Künstlern.

Martin Schick guckt sich noch mal die großformatigen Werke von Helen Feifel an und sagt dann: „Aus dieser jungen Künstlerin kann was werden.“