Der 76 Jahre alte Bildhauer verwendet bevorzugt alte Metallteile aus ehemaligen Fabrikanlagen – auch, um einen Tisch zu bauen.Fotos:factum Granville Foto:  

Der Bildhauer Lutz Ackermann hat in seinem Skulpturengarten eine eigene Galerie gebaut, die noch auf ihre Vollendung wartet. Er hofft auf eine weitere finanzielle Unterstützung, damit er das Projekt abschließen kann, bevor ihm die Kräfte schwinden.

Gäufelden - Vor dem Eingang wartet ein altes Turbinenrad auf den Besucher, das aussieht wie ein Sessel – allerdings mit rostiger Patina. Der Gäufeldener Bildhauer Lutz Ackermann verarbeitet seit eh und je Fundstücke aus ehemaligen Fabrikanlagen, die er zu riesigen Skulpturen verarbeitet. Oder zu praktischen Möbeln umfunktioniert. Wie die mehr als hundert Jahre alten Stahlgebilde, die er als Beine für eine langen Tisch nutzt: ein künftiges Prunkstück in seiner neuen Galerie, die im Nebringer Skulpturenpark des Künstlers auf ihre Eröffnung wartet. Das Gebäude ist fertig, lediglich einen Elektriker braucht Ackermann noch, der die Anschlüsse legt und das Gesamtkunstwerk illuminieren soll. Und schließlich soll auch noch eine Außentreppe gebaut werden. Aber dafür fehlt dem 76-Jährigen gerade das Geld.

Unermesslicher Fundus an Metall- und Holzteilen

Dafür verfügt Lutz Ackermann aber über einen unermesslichen Fundus an Metall- und Holzteilen. „Union Spezialmaschinenfabrik Stuttgart 1925“ steht etwa auf den künftigen Tischbeinen, die er bei einer Fabrikauflösung für sich gesichert hat. Auf das Stahlgestell wird er zwei jahrelang gelagerte Eichenplatten schrauben, die er in der Mitte mit einem noch älteren Holzstück aus Eiche zusammenfügt. „Es ist wohl 400 Jahre alt“, sagt der hünenhafte Mann, der meist ganz alleine mit seinen wenigen Hilfsmitteln seine Materialien dorthin transportiert, wo er sie braucht. Nur einen Helfer hat er ab und zu, einen so genannten geringfügig Beschäftigten, der ihm zur Hand geht, schwere Steine und Metallstücke schleppt oder ihm die Gartenarbeit in seinem rund einen Hektar großen Skulpturenpark abnimmt.

Vor rund vier Jahren hat der 76-Jährige begonnen, seinen „Traum zu verwirklichen“, wie er sagt, seine eigene Galerie zu bauen, die zu einer Begegnungsstätte für Freunde, Künstler und Kunstinteressierte werden soll. Das Landratsamt stellte ihm ausrangierte Container zur Verfügung, die zuvor als Flüchtlingsunterkünfte genutzt worden waren. Daraus, vor allem aus den Metallverstrebungen, errichtete Ackermann auf einem Betonfundament mit der Hilfe eines Architekten einen etwa zehn mal zwölf Meter großen Bau, der in der Höhe mit einem geneigten Dach mehr als acht Meter misst.

Halbkugel aus alten Leiterplatten

Nach allen Seiten gibt es großzügige Glasflächen, die einen Blick in den Skulpturengarten erlauben. Eine Wendeltreppe aus Metall hat der Künstler konstruiert - sie führt auf eine Empore, wo er ebenfalls seine skurrilen Werke ausstellen will. Dazu gehört eine Halbkugel aus alten Leiterplatten. Aus dem demselben Material kaufte ihm die Firma Daimler eine etwa 15 Meter hohe Skulptur ab, deren Kopf aussieht wie eine ägyptische Sonnengöttin.

Mehr als tausend Arbeitsstunden hat Ackermann in das Bauwerk investiert, das er möglichst in diesem Jahr eröffnen möchte. 50 000 Euro, schätzt er, benötige er noch, um die Elektrik zu bezahlen sowie die Gestaltung der Außenanlagen rund um die Galerie. Glücklicherweise hat er einen neuen Auftrag für eine Skulptur, die er vor einer Schule aufstellen soll. „Der Gemeinderat in der Kommune muss das aber noch bewilligen“, sagt er, ohne Näheres zu verraten. Zum Glück habe er einen Freund und Mäzen, der ihn immer wieder finanziell unterstütze, sagt der 76-Jährige. Ansonsten seien die Sponsoren rar. „Das ist schade", fügt er hinzu, „denn ich kann noch etwas schaffen. Ich könnte die Sache hier zu Ende bringen.“ Er frage sich allerdings, wie lange er noch so fit bleibe. Die Uhr tickt – auch für ihn. Eines sei aber bisher jeden Tag immerhin der Fall: „Ich stehe jeden Morgen auf und habe Spaß an der Arbeit.“

Der Skulpturenpark gehört der Kunststiftung Lutz Ackermann

Stiftung:
Im Jahr 2002 gründete Lutz Ackermann eine Stiftung. Sie hat einen Vorstand, dessen erster Vorsitzender Ackermann selbst ist sowie ein Kuratorium mit sieben Mitgliedern. Dem Kuratorium gehören Vertreter des Landratsamts und der Kreissparkasse an, der Gäufeldener Bürgermeister Johannes Buchter, ein Architekt, ein Werberater, ein Rechtsanwalt und ein befreundeter Firmenvertreter. Den Vorsitz hat Britt Kühnel, die Tochter des Ehepaars Ackermann.

Skulpturenpark
: 1972 kaufte Ackermann ein Bahnwärterhaus in Gäufelden-Nebringen. Er baute es aus und schuf nach und nach einen Skulpturenpark auf dem Gelände, wo er nun eine Galerie gebaut hat. Das etwa einen Hektar große Gelände hat er der Stiftung vermacht. An Sonntagen zwischen Juni und September führt der Bildhauer Gäste durch den Park mit Stahlkonstruktionen, Ateliers und einem Eisenbahnwagon.