Welche Route nehmen die Züge während der Ausbauphase in Richtung Stuttgart? Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Zum geplanten Ausbau der Strecke und Interimslösungen kommt aus Tübingen der Vorschlag, die Trasse einige Jahre umzuleiten. Das sorgt für Widerspruch.

Der Landrat Roland Bernhard und die Oberbürgermeister der Städte Böblingen, Sindelfingen und Herrenberg haben einen gemeinsamen Brief an Michael Theurer geschrieben, den Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Dabei geht es um den geplanten Ausbau der Gäubahn, der Zugstrecke von Singen nach Stuttgart. Insbesondere der Abschnitt im Kreis Böblingen macht dabei den Absendern Sorgen. Denn über die Frage einer Interimslösung während der Bauzeit gehen die Vorstellungen auseinander.

Vor allem sorgt der jüngste Vorstoß aus Tübingen für Widerspruch. Der dortige Landrat Joachim Walter und Oberbürgermeister Boris Palmer haben vorgeschlagen, die Gäubahn solle während der mehrjährigen Bauzeit über Tübingen gelenkt werden. Damit würden die Halte in Böblingen (mit S60-Anschluss nach Sindelfingen) und Herrenberg entfallen.

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In einem Brief beziehen der Böblinger Landrat Bernhard und die Oberbürgermeister der betroffenen Großen Kreisstädte, Stefan Belz, Bernd Vöhringer und Thomas Sprißler gemeinsam Stellung gegen den Vorschlag aus dem Nachbarlandkreis. In Ihrem Schreiben an den Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer, sowie den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg, Thorsten Krenz, schreiben sie:

„Der Wirtschaftsraum Böblingen/Sindelfingen ist die starke Schulter der Wirtschaftsregion Stuttgart.“ Dafür sei eine direkte Anbindung an den Fernverkehr unabdingbar. „Die Motivation für den Ausbau der Gäubahn ist es, die Taktknoten entlang der gesamten Strecke zu stärken und damit gute Anschlüsse zu regionalen und überregionalen Zielen herzustellen.“ Wenn wichtige Stationen für viele Jahre vom Fernverkehr abgehängt würden, liefe dies den Zielen und Prämissen des Gäubahnausbaus zuwider, heißt es in dem Schreiben.

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Auch aus Sicht der Fahrgäste sehen die Unterzeichner in dem Vorschlag einer Umleitung des Fernverkehrs über Tübingen eine Verschlechterung. Gerade Fahrten in die Stuttgarter Innenstadt und der Umstieg auf das S-Bahn- und Stadtbahnnetz würden durch die umwegige Linienführung erheblich länger dauern als mit der von der Deutschen Bahn geplanten Variante, die eine Führung der Fernverkehrszüge nach Vaihingen und Nordbahnhof mit dortigem Umstieg auf das Stadt- und S-Bahn-Netz vorsieht.

„Nachdem wir es gemeinsam erreicht haben, dass der Erhalt des Fernverkehrs im Landkreis Böblingen in den weiteren Planungen zum Deutschland-Takt berücksichtigt wird, müssen wir es unbedingt vermeiden, die Fahrgäste in der Zwischenzeit vom Fernverkehr zu entwöhnen. Eine starke Gäubahn kann es ohne die Fernverkehrsanbindung der potenten Wirtschaftsstandorte im Landkreis Böblingen nicht geben“, heißt es in dem Schreiben abschließend.