Florian Stupp war unter den ersten acht bei Jugend debattiert Foto: Stefanie Schlecht

Durch zwei Karrieren hat Florian Stupp, ehemaliger Schüler des Böblinger Otto-Hahn-Gymnasiums, auf sich aufmerksam gemacht. Zum einen durch seine Debattierkunst und zum anderen durch seine Erfindungen bei Jugend forscht. In beiden Disziplinen ist er weit gekommen.

Zuletzt war der 18-jährige Florian Stupp bei der Sendung „SWR-Leute“ und hat damit den Ritterschlag zum Prominenten in Baden-Württemberg erhalten. Zu recht: Er hat es bei „Jugend forscht“ bis in den Landeswettbewerb geschafft und dort mehrere Sonderpreise erhalten. Und er war zwischen 200 000 Teilnehmern bundesweit unter den ersten acht beim Wettbewerb „Jugend debattiert“.

 

Nein, er sei kein Außenseiter, sagt er, nein, an ihm sei nichts ungewöhnlich. Gleich morgens startet er mit einem Ritual in den Tag: Er liest die Tageszeitung. Das ist gewissermaßen eine Familientradition im elterlichen Haus in Gärtringen, denn das erste, was er dort am Frühstückstisch entdeckte, waren die Blätter der Tagezeitung, hinter denen er zu recht seinen Vater vermutete. Zwar durfte es Florian Stupp als Erfolg werten, wenn der Vater den Sportteil herausrückte, aber dennoch wuchs durch die Zeitung sein Interesse an der Politik und damit auch an der politischen Teilhabe. Eben weil Florian Stupp so technikaffin ist und den ganzen Tag mit Laptop und Handy zu tun hat, findet er es wohltuend, die Augen beim gedruckten Wort auszuruhen. Die Zeitung und die Medien allgemein sind natürlich die Mittel der politischen Bildung und damit das Rüstzeug für die Erfolge, die Stupp mit seiner Debattierkunst erzielte. Mit dem einen oder anderen Nebeneffekt: So gewann er im Jahr 2017 mit einer Erörterung zum Thema „Ist Sport systemrelevant?“ einen Preis beim alljährlichen Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg.

Florian Stupp denkt schnell, redet schnell, aber er will nicht überreden: In der Debatte gehe es nicht darum, den Gegner mit Worten zu überrennen. Sondern Standpunkte transparent zu machen, Argumente zu gebrauchen und die möglichst auf den Punkt zu bringen. In den Debattierwettbewerben hat man nur zwei Minuten Zeit, und ob man für oder gegen ein Thema sprechen soll, wird ausgelost. Stupp musste im Bundeswettbewerb darüber sprechen, ob in Deutschland der Handel mit Staaten verboten werden sollte, die Menschenrechte nicht achteten, und kam zu dem Schluss, dass dieses Verbot Deutschland zwar schaden, aber die Menschenrechte nicht voranbringen würde.

„Es geht nicht um Gewinnen oder Verlieren“

Klar ist den Debattierern, dass sie ihre Gegner nicht überzeugen können. „Bei der Debatte geht es nicht um Gewinnen oder Verlieren“, meint dazu Florian Stupp, „die Debatte dient immer einem selbst.“ Klar ist ihm auch, dass eine Debatte kein Problem löst. Folgerichtig hat Florian Stupp den einzig sinnvollen Weg gewählt, um die Krisen der Zeit anzugehen: Er hat sich auf die politische Ebene begeben. Bei der FDP ist er jetzt im Landesfachausschuss für Bildung und Wissenschaft.

Auffallend ist, dass er in vielen Dingen tiefer geht als die Mainstream-Diskussion. Während in Deutschland bei der Energiewende verbissen über das Auto gestritten wird, hat er ganz andere Industrien im Blick, die es gilt, ökologisch umzugestalten: Etwa die Stahlwerke oder die chemische Industrie.

Ganz weit oben im Leben von Florian Stupp steht die Technik. Hier hat er sich der Automotive-Technik verschrieben und macht bei Bosch ein duales Studium, in dem Arbeiten und Studieren gleich gewichtet werden.

Der Sensor ist bestechend einfach

Bei Jugend forscht hat er es mit dem Thema „Monitoring von Kältekreisläufen im Feld“ in den Landeswettbewerb geschafft, wo er mehrere Sonderpreise erhielt. Diese Idee ist ein ziemlicher Aktivposten in der Klimadebatte, denn es spürt undichte Kühlsysteme auf. Ein Kühlsystem funktioniert so, dass ein Kühlmittel Wärme im Kühlraum aufnimmt. Anschließend wird es verdichtet und leitet die Wärme an die Umgebung ab. „Kühlmittel sind ein etwa 1000-mal schlimmeres Treibhausgas als CO2“, sagt Stupp. Bei Leckagen funktioniert die Kühlung nicht richtig und verbraucht dadurch mehr Strom, und ein drittes kommt hinzu: Wenn gekühlte Waren verderben, entsteht ein ebenso großer ökologischer Schaden wie ein wirtschaftlicher. Der Sensor, den Stupp entwickelt hat, ist bestechend einfach: Das Kühlmittel wird durch ein Schauglas geleitet. Wenn sich Blasen drin bilden, dann ist der Kreislauf undicht. Der Einsatz ist vor allem für professionelle Kühlsysteme gedacht, und hier hatte sich Stupp auch einen professionellen Partner gesucht – verwirklicht wurde die Idee jedoch nie.

Eine Einkaufs-App hatte er sich für die European Code League ausgedacht. Weil jedes Produkt im Supermarkt einen Barcode hat, könnte man dahinter den ökologischen Fußabdruck des Herstellers legen, und ein Kunde könnte dann umweltbewusst einkaufen. Man wäre dann nicht mehr auf das Hörensagen angewiesen, mit dem Unternehmen zuweilen schlecht gemacht werden, beziehungsweise würde man nicht mehr auf die Arbeit von Werbeunternehmen hereinfallen, die einem Produkt eine gewisse Umweltgüte andichten.

Und das neueste Projekt? Das ist ein Mikroplastik-Abscheider. Stupp hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man Mikroplastik aus dem Wasser filtern kann. Weil sich Plastik gerne an Öl bindet, würde er auf Wasser einen Ölfilm legen und das Plastik anströmen lassen. Weil immer mehr Plastik in die Umwelt gelangt, und dieses Plastik sich erst in vielen Jahren zu Mikroplastik zersetzen wird, wäre das ein absolut zukunftsweisendes Projekt in der Klärtechnik.

Abscheider für Mikroplastik

Den ersten Erfolg bei Jugend forscht hatte er mit der Idee, einen Sensor zu bauen, der Skiunfälle erkennt. Wofür das denn im Handyzeitalter, könnte man sich fragen, aber schließlich könnte der Verunglückte bewusstlos sein und keinen Notruf mehr absetzen können oder er könnte, wenn er in Deutschland fährt, leicht in ein Funkloch geraten sein. Mit diesem Projekt qualifizierte sich der damals 15-Jährige erstmals bei Jugend forscht. Inzwischen ist der Sensor auch verwirklicht – nur nicht von ihm. Die Apple Watch kann jetzt auch Gefahrensituationen erkennen.

Die Biografie von Steve Jobs, dem früh verstorbenen Gründer von Apple, hat ihn so fasziniert, dass er sie gleich mehrfach gelesen hat. Jobs hatte einst Studenten den Rat gegeben, die Punkte in ihrem Leben so zu verbinden, dass es ein Ganzes gibt. Damit hat Jobs seinen immensen Erfolg geschafft, als er Computertechnik mit Ästhetik und Kalligrafie verschmolz. Diesen Rat von Steve Jobs beherzigt auch Florian Stupp. Die Kunst des gesprochenen Wortes dazu benutzen, um ökologische Technik voranzubringen