Um das Haus von Ulrich und Ellen Klink ranken sich Rosen. Foto: Julia Bosch

In den Bezirken auf der Filderebene gibt es zahlreiche besondere Gärten. Unsere Redaktion hat einige besucht. Das Ehepaar Klink aus Degerloch achtet darauf, dass ihr Garten einen Raum für Tiere bietet.

Degerloch - Wer das Grundstück von Ellen und Ulrich Klink an der Reginenstraße in Degerloch betritt, der fühlt sich wie in einen Märchengarten versetzt. Die Treppenstufen, die hinauf zur Haustür führen, sind an den Seiten zugewachsen, verwunschen ranken sich die roten Rosen um das Haus. Oberhalb der Terrasse plätschert Wasser auf mehreren Ebenen hinab in den Teich. Auf diesem schwimmen großblättrige Seerosen. Und aus der Luft hört man Vögel zwitschern.

Naturbelassen bedeutet nicht ungepflegt

„Uns ist es wichtig, dass wir unseren Garten so bepflanzen, dass er den Tieren einen Raum bietet, der ihnen nützt“, sagt Ulrich Klink (76). Aus diesem Grund wirke der Garten wild und gepflegt zugleich. Denn obwohl das Ehepaar Klink – die beide gebürtige Degerlocher sind – Teile des Gartens ganz natürlich belassen, ist dieser keineswegs ungepflegt. „Wir arbeiten in der Regel täglich in unserem Garten“, sagt Ellen Klink.

Diese Arbeit ist unübersehbar: Der Garten, der an einem Hang liegt, ist in verschiedene Terrassen gestuft. „Als wir vor 32 Jahren eingezogen sind, war das eine einzige schräge Fläche“, berichtet Ulrich Klink. Das Ehepaar hat das Gelände terrassiert und das Dach der Garage mit zu einem Teil der grünen Oase gemacht. „Wir haben einen 50 Zentimeter dicken Boden auf die Garage gelegt und diesen sehr gut isoliert, sodass auf keinen Fall Wasser in die Garage tropft“, sagt der 76-Jährige. Mittlerweile wachsen verschiedene Kräuter sowie einige Tomatensorten auf der Garage: Neben der italienischen Marzanotomate und der Oliventomate gedeiht Bergbohnenkraut, Schnittlauch, Salbei, Estragon, Basilikum, Thymian, Rosmarin sowie das im Volksmund genannte „Maggikraut“ Liebstöckel.

Um das Haus herum rankt sich eine Weinrebe

In dem Teich leben viele verschiedene Tiere. Foto: Julia Bosch
Einige Meter wachsen Hortensien in rosa, weiß und blau-violett, ein Hibiskus im Topf und eine Stechpalme mit gezackten Blättern. „Die Vögel lieben die roten Beeren der Stechpalme“, sagt Klink. Das Ehepaar selbst verzehrt gerne die Sauerkirschen sowie Himbeeren. Die Himbeeren hat das Ehepaar gar nicht selbst angepflanzt, sondern ihr Nachbar. Doch über die Jahre hinweg ist der Strauch auf der Suche nach der Sonne immer weiter zu den Klinks hinübergewandert. Und einen Zaun gibt es schon lange nicht mehr zwischen den Grundstücken.

Ein besonderer Blickfang in dem auf 470 Höhenmeter gelegenen Garten ist die Weinrebe, eine alte portugiesische Sorte, wie Ulrich Klink berichtet. Das Ehepaar hat die Rebe kurz nach dem Einzug 1985 angepflanzt – mittlerweile wächst sie beinahe um das gesamte Haus herum. Jeden Oktober erntet das Ehepaar die Trauben und legt sie in den Kühlschrank, damit sie frisch bleiben. „In diesem Jahr konnten wir bis Februar unsere eigenen Trauben essen“, erinnert sich Ulrich Klink.

Doch der Mittelpunkt des Gartens ist der Teich. Ursprünglich war dieser gar nicht geplant. „Wir hatten gerade den Garten terrassiert und die kleinen Mauern gebaut, da fiel uns auf, dass der Blick von der Terrasse in den Garten irgendwie traurig aussieht“, berichtet Ulrich Klink. Daraufhin riss das Ehepaar ein Teil der Mauer wieder ein und grub einen Teich. Heute leben hier Goldfische, Molche und Wasserschnecken, außerdem schwirren regelmäßig Libellen über ihn hinweg.

Das Ehepaar leidet unter dem Rückgang der Vögel

Den hohen Stellenwert, den Tiere bei den Klinks genießen, ist unüberhörbar: So berichten die beiden beispielsweise von ihrer Sorge, dass durch die wachsende Zahl an Neubauten, die derzeit entstünden, Tiere immer weniger Rückzugsorte hätten. „Wir haben auch den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr weniger Vögel in Degerloch gibt“, sagt Klink.

Deutlich fröhlicher wirken die beiden, wenn sie davon erzählen, wie sie tagsüber Vögel beobachten, nachts die Igel husten hören, und mittlerweile genau wissen, dass es zwei verschiedene Füchse sind, die regelmäßig den Garten des Paares aufsuchen. Seit Kurzem haben die beiden auch ein Insektenhotel. „In diesem Jahr ziehen wohl keine Bienen oder Hummeln mehr ein, aber vielleicht im nächsten Frühling“, hofft Ellen Klink und lächelt.