Neun Profi- und zahlreiche weitere Schauspieler wirken bei der Inszenierung von „Der Gänsekrieg“ im Backnanger Freithof mit. Foto: privat

Das Bandhaus-Theater inszeniert den Backnanger Gänsekrieg als Freiluft-Spektakel mit 30 Schauspielern. Die Inszenierung geht dabei deutlich über das Nacherzählen der Geschehnisse hinaus.

Anfang des 17. Jahrhunderts brodelt es gewaltig hinter den Stadtmauern in Backnang – und das alles wegen ein paar weißer Vögel. Der Vogt und die Ratsherren der Stadt verbieten die Haltung von Gänsen. Denn das Federvieh, das vor den Gärten der Gutbetuchten nicht Halt macht, ist zum Ärgernis geworden. Doch einige ärmere Backnanger Frauen begehren auf, schließlich sind die Gänse ein entscheidender Faktor, mit dem ihre Familien den Lebensunterhalt bestreiten. Über mehrere Jahre tobt der Gänsekrieg in der Stadt – bis sich 1612 der Herzog einschaltet und das Halten des Federviehs wieder erlaubt.

Aufwendige Freilicht-Theaterinszenierung

Mit dem Gänsemarkt, einem verkaufsoffenen Wochenende in der Innenstadt, hat die legendäre Episode um die wehrhaften Frauen in den 1980er Jahren längst marketingtechnischen Einzug in die Moderne gehalten. Auch ein Roman ist darüber erschienen. Jetzt, mehr als 400 Jahre nach den Ereignissen, werden diese in einer aufwendigen Freilicht-Theaterinszenierung aufgegriffen, die deutlich über das Nacherzählen der Geschehnisse hinausgeht. Geschrieben haben das Stück Jasmin Meindl vom örtlichen Bandhaus-Theater und der Autor Christian Muggenthaler.

Das Stück handelt zwar im 17. Jahrhundert, sei aber weit davon entfernt, ein rückwärtsgewandtes Historienspektakel zu sein, sagt die Bandhaus-Leiterin und Autorin Jasmin Meindl, die geradezu begeistert ist von dem Stoff, den sie gemeinsam mit ihrem Co-Autor in den Regesten aus dem Staatsarchiv studiert und dann binnen vier Monaten zu einer verdichteten Geschichte verwoben hat. „Es ist eine exemplarische Geschichte, wie Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen, erfolgreich für ihre Rechte einstehen“, sagt Meindl, „und sie erzählt parallel viel über unsere heutige Zeit.“ Der Gänsekrieg sei aber auch eine flinke Komödie über unfähige Machthaber, ratlose Männer, resolute Frauen und ein reichlich verschusseltes Liebespaar, untermalt von viel eigens komponierter Musik.

Stilmittel einer Heldenreise

Bedient haben sich die Autoren dabei des Stilmittels einer Heldenreise – beziehungsweise natürlich Heldinnenreise: Die Hauptfigur, dargestellt von der Heidelberger Schauspielerin Ursula Berlinghof, wird mit einem Problem konfrontiert, an dem sie anfangs zu scheitern droht, durchwandert verschiedene Eskalationsstufen, bis sie es letztlich doch löst. Ihre „Lieblingsschauspielerin“ entwickle dabei eine ungeheure Kraft, sagt Jasmin Meindl, und die Vita von deren Figur mache deutlich, dass es lohne, sich (politisch) zu engagieren.

Insgesamt werden bei den Aufführungen in malerischer Kulisse auf dem Freithof im Schatten der imposanten, frisch renovierten Stiftskirche insgesamt 30 Schauspieler auf der Bühne stehen, neun davon hauptberufliche. Regie führt Annalena Maas, die Musik stammt von Fiete Wachholtz, die Bühne richtet Peter Engel ein, und für die Kostüme ist Jasmin Kaege zuständig.

Obwohl sie mit ihrer Inszenierung der „Judith von Backnang“ zum 950-Jahr-Stadtjubiläum 2017 an gleicher Stelle schon einige Erfahrung gesammelt haben, fiebert Jasmin Meindl der Uraufführung am Samstag jetzt aufgeregt entgegen. „Das Ganze ist eine große Herausforderung für uns, wir hoffen, dass auch das Publikum so begeistert ist, wie wir selbst.“ Ein paar Restkarten für die Premiere gibt es noch.

Der Weg zum Gänsekrieg

Termine
Die Uraufführung des Stücks auf dem Freithof hinter der Backnanger Stiftskirche ist am kommenden Samstag, 16. Juli, um 20.30 Uhr. Weitere Termine sind Sonntag, 17. Juli, Donnerstag, 21. Juli, Freitag, 22. Juli, Samstag, 23. Juli, Sonntag, 24. Juli, Donnerstag, 28. Juli, Freitag, 29. Juli, Samstag, 30. Juli, und Sonntag, 31. Juli. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Gespielt wird laut dem Veranstalter auch, wenn es regnet – bei Starkregen und Gewitter allerdings können einzelne Termine verlegt werden.

Karten
Tickets für die Aufführung kosten zwischen zehn und 28 Euro. Sie sind erhältlich im Büro des Bandhaus Theaters (Petrus-Jacobi-Weg 7, Telefon: 0 71 91/9 33 33 35, info@bandhaus-theater.de) und bei allen Easy Ticket Service Vorverkaufsstellen.

Weitere Infos zur Inszenierung findet man hier.