Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bei seinem Besuch in Mali. Foto: dpa

Mali ist der zweitgrößte Einsatz der Bundeswehr, und vielleicht der wichtigste noch vor Afghanistan. Außenminister Gabriel muss sich während seines Besuchs bei den dort stationierten Soldaten aber ungewollt mit einer anderen Krisenregion befassen: Syrien.

Bamako - Fast eine halbe Stunde bleibt der Flieger von Sigmar Gabriel auf dem Flugfeld von Bamako stehen, ohne dass der Außenminister aussteigt. Es ist sechs Uhr morgens, und es ist sein erster Besuch in Afrika im neuen Amt. Keine unwichtige Reise. Aber Mali, eines der wichtigsten Einsatzgebiete der Bundeswehr und eines der Haupttransitländer für Flüchtlinge auf dem Weg zum Mittelmeer, muss warten.

Gabriel hat schon 10 Minuten vor der Landung begonnen zu telefonieren - vor allem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die USA unter Präsident Donald Trump haben in der Nacht erstmals die Regierungstruppen von Baschar al-Assad aus der Luft angegriffen. Die ersten Nachrichten über den Luftschlag erreichen Gabriel auf dem Weg nach Bamako. Es könnte ein Wendepunkt im Syrien-Konflikt sein. Nun geht es darum, die richtigen Worte zu finden.

Die erste Reaktion, auf die sich Merkel und Gabriel verständigen, ist zweischneidig: Einerseits Verständnis für die Antwort der USA auf den mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Streitkräfte vor wenigen Tagen. Andererseits die Warnung vor einem gefährlichen Hochschaukeln des Konflikts und das Werben für eine politische Lösung innerhalb der Vereinten Nationen.

Die Bundesregierung hofft, dass der Luftangriff zunächst ein einmaliges Signal an Assad bleibt - das auch wirkt. Vielleicht hat sie sich am Freitag an den Irak 2003 und an Libyen 2011 erinnert, als die dortigen Machthaber Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi durch von den USA geführte Militärallianzen ausgeschaltet wurden - ohne deutsche Beteiligung. Beide Länder versanken anschließend im Chaos.

Syrien ist ein ganz anderer Fall: Nicht nur wegen der Hunderttausenden Toten des Syrien-Kriegs. Sondern auch, weil Russland und der Iran Assad zur Seite stehen. Die Gefahr eines Flächenbrands ist allgegenwärtig.

Gabriel warnt daher auch: „Ich glaube, es ist auch wichtig, dass wir jetzt nicht in eine Eskalation neuer militärischer Gewalt kommen.“ Und er mahnt Moskau. „Russland unterstützt das Assad-Regime. Und zu was dieses Regime fähig ist, haben wir leider nicht erst vor wenigen Tagen gesehen. Es ist ein mörderisches Regime.“

Eigentlich ist Gabriel aber nach Mali gekommen, um gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen Jean-Marc Ayrault die dort stationierten deutschen und französischen Soldaten zu besuchen. Der Norden des zu 60 Prozent aus Wüste bestehenden Landes war 2012 zeitweise in die Hände islamistischer Rebellen geraten. Erst eine französische Intervention konnte sie verdrängen.

Jetzt ist Deutschland an einer UN-Mission zur Durchsetzung eines Friedensabkommens beteiligt, während Frankreich in Mali weiter aktiv gegen Terroristen kämpft. Gabriel betont in Gao, wie wichtig das Engagement der Europäer in ihrer Nachbarschaft ist. In Mali spielen die USA gar keine Rolle.

Das bitterarme Land sei ein Krisenherd, aus dem sich Terror, Flucht und Vertreibung entwickele, sagt der Minister. „Wir in der Politik (müssen) unserer Bevölkerung erklären, dass das, was die Soldatinnen und Soldaten hier leisten letztlich auch für die Sicherheit in unserem Land in Europa wichtig ist.“

Kurz danach erreichen ihn die Nachrichten von dem mutmaßlichen Anschlag in Stockholm, der - bei einer Bestätigung des Verdachts - wieder auf grausame Weise bestätigt, dass der Terror keine Grenzen kennt.