Holger Schmidt stöbert fast täglich in der Gablenberger Givebox, immer auf der Suche nach neuer Lektüre. Foto: Jürgen Brand

Die Gablenberger Givebox steht jetzt auf dem Schmalzmarkt. Am bisherigen Standort am Gablenberger Plätzle bei der Talstraße war das Tauschhäuschen zu oft als Müllabladeplatz missbraucht worden. Das Stadtteilmanagement hofft, dass jetzt pfleglicher mit dem Tauschprojekt umgegangen wird.

S-Ost - Holger Schmidt ist sozusagen Stammkunde der Gablenberger Givebox. Er liest gerne Krimis, allerdings ausschließlich solche von schwedischen Autoren, gerne Henning Mankell, auch Jo Nesbø. Und in der Givebox ist der Gablenberger in den vergangenen Monaten regelmäßig fündig geworden. Jeden Tag, wenn er seine beiden kleinen Dackel ausführt, läuft er bei der Givebox vorbei und schaut, ob er neue Lektüre findet. Seit Montag muss er die Route fürs Gassigehen und in Büchern schmökern ändern. Die Givebox steht nicht mehr am Gablenberger Plätzle vorne an der Kreuzung der Gablenberger Hauptstraße mit der Tal- und Wagenburgstraße, sondern am Schmalzmarkt. Das hat seinen Grund: Die Box wurde als Müllabladestelle missbraucht.

Eine der ersten Tauschboxen im öffentlichen Raum

Die Gablenberger Givebox war eine der ersten dieser Tauschboxen im öffentlichen Raum in Stuttgart und Ende November vergangenen Jahres aufgestellt worden. In diesen Boxen, die es auch in vielen anderen Städten gibt, kann man gut erhaltene Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, aber nicht wegwerfen will, hinterlassen, sodass andere sie mitnehmen und nutzen können. Die Anregung für dieses blaue Holzhäuschen in Gablenberg war beim Themenabend „Wohnen und Zusammenleben“ im Rahmen der Bürgerbeteiligung des Förderprogramms „Soziale Stadt Gablenberg“ gegeben worden. Die Teilnehmer fanden die Idee gut, also nahm das Stadtteilmanagement Kontakt zur Schreinerinnung auf. Die Innung hatte solche Boxen, sie waren von Auszubildenden im Rahmen eines Jugendkongresses gefertigt worden. Nur die richtigen Standorte dafür fehlten noch.

Das Gablenberger Plätzle schien auf den ersten Blick viele Vorteile für das Tauschprojekt zu haben. Dort sind täglich viele Passanten auf dem Weg zu den Bushaltestellen an der Ostendstraße unterwegs, mögliche Nutzer gab es also reichlich. Gleichzeitig hatte man die Hoffnung, dass die hohe Frequenz an Passanten auch dafür sorgt, dass sorgsam mit der Box umgegangen wird. Und es gab im direkten Umfeld Paten für die Givebox. Die Verantwortlichen des Betreuungs- und Pflegedienstes „Die Seniorenbegleiter Stuttgart“ wollten ein Auge darauf haben, auch Rainer Schünemann von Karin’s Presse Ecke gleich nebenan.

Genutzt hat es wenig. „Da wurden sogar Slipeinlagen abgelegt, alte Matratzen, schmutzige Altkleider“, sagt Schünemann. Man habe den Müll immer wieder weg geräumt, erzählt er, aber schon wenig später standen neue Müllsäcke da. „Man konnte fast den Eindruck haben, dass das gezielt gemacht wurde, um die Box dort weg zu bekommen.“

Zwischen Alter Schule, Vivaldi und Karamba Basta

Vor wenigen Tagen haben die Paten aufgegeben. Gemeinsam mit dem Stadtteilmanagement und dem Handels- und Gewerbeverein Gablenberg wurde nach einem neuen Standort gesucht. Ein neuer Platz wurde am Schmalzmarkt gleich bei der Bushaltestelle gefunden. Seit Anfang der Woche steht die Givebox dort, auch hier gibt es dank der Haltestelle, der Gastronomie – die Alte Schule ist gleich gegenüber, die Terrasse der beliebten Trattoria Vivaldi gleich nebenan – und der Kinder- und Jugendeinrichtung Karamba Basta am Platz viele Passanten. Schünemann hofft, dass am neuen Standort nun pfleglicher mit dem Tauschangebot umgegangen wird – und wünscht sich natürlich viele Nutzer. Und vom Stadtteilmanagement heißt es in einer Pressemitteilung: „Damit die Givebox eine längere Zeit erhalten bleiben kann, sind alle aufgerufen, die Givebox ordentlich zu behandeln und sich für diese verantwortlich zu fühlen.“

Holger Schmidt wird der Tauschbox treu bleiben. Er wird mit seinen Hunden jetzt täglich dort vorbei gehen und schauen, ob er vielleicht einen neuen Krimi findet, den er noch nicht kennt. Und vielleicht steht dort auch mal wieder ein politisches Buch, das ihn interessiert. Schmidt: „Aber die sind leider eher selten.“