Dass sich die G7-Staaten auf einen Kohleausstieg bis 2035 geeinigt haben, ist ein gutes Zeichen. Doch die wohl klimaschädlichste Energiequelle bleibt ein Problem, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.
Man muss auch die kleinen Erfolge feiern. Und für den Klimaschutz ist es einer: Die G7-Staaten, die sieben wichtigsten Industrieländer der Erde, haben sich darauf geeinigt, die Kohleverstromung bis Mitte der 2030er Jahre zu beenden. Kohle war der Brennstoff, mit dem die Industrialisierung begann – und leider ist sie auch die klimaschädlichste Energiequelle. Es ist gut, dass die führenden Industrienationen das Kohlezeitalter nun beenden. Doch zur Wahrheit gehört auch: In den meisten Industrienationen war Kohle ohnehin auf dem Abstieg. Die Probleme liegen woanders.
Denn den meisten G7-Staaten dürfte der Abschied von der Kohle nicht schwergefallen sein. In Deutschland ist der Kohleausstieg beschlossen, in Frankreich, Italien und Großbritannien spielt Kohle bei der Stromerzeugung kaum eine Rolle. In der EU hätte ein steigender CO2-Preis ohnehin dafür gesorgt, dass Kohleverstromung in absehbarer Zeit unwirtschaftlich wird.
Schwellenländer setzen zum Teil massiv auf Kohle
Das G7-Land Kanada hatte bereits zugesagt, ab 2030 keine Kohle mehr zu verfeuern und auch keine mehr zu exportieren. In den USA nimmt ihre Bedeutung stetig ab: Ohne staatliches Ausstiegsprogramm hat sich der Kohleabbau innerhalb der vergangenen 20 Jahren etwa halbiert.
In anderen Regionen der Welt ist das Bild ein anderes: Besonders Schwellenländer setzen zum Teil massiv auf Kohle, um sich mit günstiger Energie zu versorgen. Darunter Südafrika, Indonesien, Indien und vor allem China. Zwar hat Peking Europa und die USA beim Zubau von Sonnen- und Windkraft längst überflügelt, doch gleichzeitig werden auch Kohlekraftwerke gebaut. Pro Woche gehen dort im Schnitt zwei neue Kraftwerksblöcke ans Netz. Die geringen Einsparungen der G7-Länder werden also mehr als ausgeglichen.
Man muss hoffen, dass es bei der Kohle auch in Asien zu einer Trendwende kommt. Das wäre kein kleiner Erfolg, sondern ein Meilenstein für das Klima.