Nicht alle in Hamburg sind an einem friedlichen Protest interessiert. Foto: AFP

Bei den Ausschreitungen in Hamburg während des G20-Gipfels ist immer wieder die Rede vom „Schwarzen Block“. Woher kommt die Bezeichnung, wie ist die Gruppierung organisiert und was sagt die linke Szene zum Vorwurf, der „Schwarze Block“ sei gewalttätig?

Hamburg - In Hamburg haben sie für Angst und Schrecken gesorgt. Sie waren brutal, vermummt und von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. Bei den Ausschreitungen während des G-20-Gipfels in der Hansestadt traten Tausende Krawallmacher als so genannter Schwarzer Block auf.

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Die Bezeichnung entstand in den 1970er Jahren. Unter anderem von linksautonomen Gruppen initiiert erlebte der „Schwarze Block“ seine Hochphase in den 1980er und 1990er Jahren. Für den 1. Mai 1980 in Frankfurt gab es den ersten Aufruf zum „Schwarzen Block“.

In jenen Jahren haben sich die Gruppen bei Anti-AKW-Demos oder bei Protesten gegen die Startbahn West in Frankfurt regelmäßig Schlachten mit der Polizei geliefert. Woher der Name stammt ist offensichtlich: die Mitglieder sind einheitlich schwarz gekleidet und vermummt.

Das auch bei den Protesten in Hamburg durch die einheitliche Kleidung erzeugte sehr homogene äußere Erscheinungsbild täuscht allerdings. Beim „Schwarzen Block“ handelt es sich vielmehr um einen kurzfristigen Zusammenschluss von einer Vielzahl verschiedener Strömungen, Gruppierungen und Einzelpersonen. Er ist nicht zentral organisiert.

Durch das einheitliche Erscheinungsbild mit schwarzen Kapuzenpullis, Mützen, Tüchern und Sonnenbrillen signalisieren die Teilnehmer Solidarität untereinander. Demonstriert wird dadurch aber auch Gewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft gegenüber den Einsatzkräften der Polizei und gegenüber dem „politischen Gegner“. Wiederholt wurden aus „Schwarzen Blöcken“ heraus Gewalttaten begangen, wobei schwerste Verletzungen der Opfer in Kauf genommen wurden. Durch das Auftreten als vermummter „Schwarzer Block“ soll die Zuordnung solcher Gewalttaten zu Einzelpersonen erschwert werden.

Laut Verfassungsschutzbericht existieren solche Gruppen in fast allen größeren deutschen Städten, vor allem aber in Berlin, Hamburg, dem Rhein-Main-Gebiet sowie Dresden, Leipzig, Göttingen und Freiburg.

Die linke Szene wehrt sich gegen die Beschreibung, der „Schwarze Block“ sei gewalttätig. So ist auf der Internetseite „Bündnis gegen Rechts“ zu lesen, es seien „Konstrukte der Medien, Bullen und der herrschenden PolitikerInnen. Diese interessieren sich weder für politische Inhalte unserer Demos oder Aktionen, noch für unsere Wünsche und Träume, es geht ihnen einzig darum, ihre egoistischen Interessen durchzusetzen“. Ziel sei es, so ist schreibt das „Bündnis gegen Rechts“, das herrschende „kapitalistische System“ durch „eine neue, freie, gerechte und basisdemokratische Gesellschaftsform“ zu ersetzen. Die Gewalt habe „meist nur symbolischen Charakter“ wie das Besprühen von Wänden oder das Verbrennen von Fahnen – alle anderen Gewaltaktionen dienten zur Selbstverteidigung.

Viele der Nutzer im Internet hatten allerdings einen ganz anderen Eindruck. Sie schreiben von sinnloser Randale und blinder Zerstörungswut.

Bei der Bekämpfung von Demonstrationen, in denen sich schwarze Blöcke gebildet haben, hat die Polizei unterschiedliche Strategien entwickelt. Auffallend ist, dass die Hamburger Polizei mit ihrer Null-Toleranz-Strategie einen anderen Ansatz gewählt hat als zum Beispiel die Berliner Polizei. Die hat im Zusammenhang mit den regelmäßigen 1.-Mai-Protesten in der Hauptstadt eine lange einschlägige Erfahrung. Sie hat in einem jahrelangen Prozess die Gewalttätigkeiten rund um den 1. Mai schrittweise reduzieren können.

In Berlin spricht man von einem „Konzept der ausgetreckten Hand“. Dazu gehören auch Vorfeldmaßnahmen wie der Aufbau stabiler Kommunikationswege mit den Demonstranten über szenekundige Zivilbeamte. Während der Demonstrationen soll die Polizei gleichzeitig massive Präsenz zeigen, aber auch größtmögliche Zurückhaltung üben. Kommt es aus dem Zug heraus zu Gesetzesverstößen sollen die Einsatzkräfte schnell und vor allem gezielt einschreiten und die Täter herausgreifen. In Hamburg wurde dagegen der gesamte Demonstrationszug gestoppt.