Eingebettet in Weinreben und nur einen Steinwurf vom Fellbacher Kappelberg entfernt: das Stadion des VfB Stuttgart. Foto: Gottfried Stoppel

Raus aus dem Kessel, rein ins Remstal: Mehrere aktuelle und ehemalige Profifußballer des VfB Stuttgart haben sich im Rems-Murr-Kreis niedergelassen. Wir stellen sie vor.

Mit seiner spektakulären Rettungstat am letzten Spieltag, welche die deutsche Meisterschaft 1992 sicherte, hat Günther Schäfer bei den Fans des VfB Stuttgart Legendenstatus erlangt. Bis heute lebt der frühere Verteidiger, der im Juni seinen 60. Geburtstag feierte, in seiner Geburtsstadt Waiblingen. „Wenn man sich hier niederlässt, macht man nichts falsch“, sagt Schäfer lachend. Seit sieben Jahren übernimmt er als VfB-Teammanager koordinative Aufgaben sowie die Betreuung der Talente und Neuzugänge. Für diese hat der Verein eigens Wohnungen in Fellbach angemietet.

Günther Schäfer empfiehlt das Remstal gerne

Das VfB-Urgestein empfiehlt den „neigschmeckten“ Fußballern das Remstal gerne als Wohnort. „Einfach deshalb, weil es landschaftlich sehr viel bietet“, nennt er die Gründe: „Für die Spieler ist das sicherlich auch in der Freizeit attraktiv – ob zum Wandern, Radfahren oder auch nur zum Spazieren gehen mit der Familie.“ Vor allem aber ist die Arena in Bad Cannstatt innerhalb weniger Minuten zu erreichen. „Viele Spieler ziehen allerdings auch direkt ins Zentrum, wo man schnell einkaufen und direkt am Trainingsplatz ist“, sagt Schäfer.

Zum Typ Stadtmensch zählt Konstantinos Mavropanos. Die Anschrift im Kessel bietet aber auch Nachteile: Der griechische Nationalspieler muss regelmäßig Autogramm- und Fotowünsche direkt vor der eigenen Haustür erfüllen. Sicherlich ein Grund, weshalb viele aktuelle und ehemalige Profis den Stadttrubel vermeiden wollen. Wie seine früheren Mitspieler Martin Harnik oder der aus Schornbach stammende Sven Ulreich zieht nun auch Christian Gentner wieder ins ruhige Remstal. Von dort aus wird der Ex-Nationalspieler von Januar 2023 an zu seiner neuen Aufgabe im VfB-Management aufbrechen.

Zu einem echten Anziehungspunkt für die VfBler hat sich die Gemeinde Korb entwickelt. Dort genießen unter anderem Cacau, der Meisterheld von 2007, sowie Hansi Müller, Europameister von 1980, den herrlichen Rundblick über das Tal. Müller gehörte sogar als parteiloser Kandidat dem Korber Gemeinderat an, wurde 2019 allerdings nicht wiedergewählt. Politische Ambitionen hatte er damit ohnehin nicht verbunden, wie er selbst sagt: „Ich wollte der Gemeinde, in der ich seit über zehn Jahren mit meiner Familie wohne, etwas von dem zurückgeben, was ich hier bekomme.“

Fellbach avancierte derweil zum beliebten Treffpunkt der argentinischen Clique des VfB. Marcelo Sessa versorgte seine Landsleute bei langen Grillabenden gemeinsam mit den drei Söhnen Nicolas (aktuell beim SC Verl), Dominic (zuletzt SV Fellbach) und Kevin (1. FC Heidenheim). Bei Emiliano Insúa gelang die Eingewöhnung sogar so gut, dass dieser seine Kinder kurzerhand beim SV Fellbach anmeldete. „Heimat bedeutet für mich, an einem Ort zu sein, wo ich alles habe: Familie, Freunde und ein Wohlgefühl“, sagte Insúa einmal. Dies war für ihn in Fellbach der Fall, er schien endlich angekommen zu sein in seinem Fußballerleben. Durch die Heimkehr des Verteidigers und den Wechsel von Stürmer Nicolás González zum AC Florenz im vergangenen Sommer hat sich die argentinische Familienbande zwar vorerst etwas aufgelöst, doch der enge Kontakt ist nicht abgerissen.

Der Rems-Murr-Kreis ist für die kickenden Millionäre nicht alleine zum Wohnen interessant. Mario Gomez ließ sich 2009 vom damaligen Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper persönlich überzeugen, die „Alte Vogtei“ im Stadtkern als Hotel zu eröffnen. „Das war ein sicheres Investment“, sagte Gomez damals. Im benachbarten Aspach besitzen die Ex-Stars Antonio Rüdiger (Real Madrid) und Aleksandr Hleb (Karriereende) ein Haus. Einfallsreichtum bewies wiederum Stürmer Julian Schieber. Als der Stürmer nach Zwischenstationen in Dortmund und Berlin heimkehrte, dauerte der Bau des Eigenheims in Backnang länger als erwartet. Kurzerhand baute Schieber dann die ehemalige Methodisten-Kirche in Oppenweiler zum vorübergehenden Wohnsitz um.

Die Khedira-Brüder sind in Oeffingen aufgewachsen

Die Brüder Sami und Rani Khedira sind in dem Fellbacher Stadtteil Oeffingen aufgewachsen und haben beim heimischen TV ihre Fußballkarriere begonnen. Während Rani noch bei Union Berlin kickt, kommt Sami als Berater zum VfB zurück. Das Stadion seines Heimatvereins trägt seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft seinen Namen – und ist möglicherweise bereits ebenfalls ein Anziehungspunkt für kommende VfB-Stars.

Wohnen in der Region Stuttgart

Die Serie
Menschen leben in gewachsenen Siedlungen, besonderen Stadtteilen, abgeschiedenen Flecken oder teuren Lagen. Für eine kleine Serie sehen wir uns an bemerkenswerten Orten in der Region Stuttgart um und stellen sie in loser Folge vor.

Auf dem Weg
„Das Schönste an Stuttgart ist die Autobahn nach München“, soll der Ex-Bayer Thomas Strunz während seiner Zeit beim VfB Stuttgart einmal gesagt haben. Nationaltorwart Jens Lehmann suchte einige Jahre später mit seinem Helikopter meist schnell das Weite. Doch heute genießen die VfB-Profis ganz besonders die Bundesstraße 14: In nur zehn Minuten gelangt man aus dem Fellbacher Stadtzentrum zur Arena in Bad Cannstatt.