Uwe Seeler scheitert beim Start ins Turnier von 1966 am Schweizer Torhüter Charles Elsener. Foto: dpa

Keine andere Nation ist in WM-Auftaktspielen erfolgreicher als Deutschland. Vor dem Start gegen Portugal an diesem Montag hofft Bundestrainer Joachim Löw auf die Fortsetzung der Serie.

Santo Andre - Als Kapitän ist Philipp Lahm für die Äußerungen zuständig, die über den Tag hinausgehen. Und so sagt der Münchner vor dem WM-Start der deutschen Mannschaft gegen Portugal an diesem Montag in Salvador: „Es wird uns gleich im ersten Spiel alles abverlangt. Wenn man dieses Spiel nicht gewinnen sollte, kann man schon unter Druck geraten.“ Das muss Mahnung genug sein.

Mahnung – und Ansporn. Mit einem Sieg kann die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw Fahrt aufnehmen, mit Rückenwind in die nächsten Spiele gehen – wie bei (fast) allen vorangegangenen Turnieren. Zum Beispiel 2006, als Philipp Lahm mit gutem Beispiel voranging. Sein Freistoßtreffer zum 1:0 gegen Costa Rica (Endstand 4:2) löste eine Welle der Euphorie aus. So entstand das Sommermärchen – am Ende belegte Deutschland mit dem Bundestrainer Jürgen Klinsmann Platz drei.

Jetzt wartet Portugal. Zumindest wenn es nach der Statistik geht, muss sich das Team um Cristiano Ronaldo keine großen Hoffnungen machen. Von 17 Auftaktspielen bei WM-Turnieren hat die deutsche Mannschaft zwölf gewonnen und viermal unentschieden gespielt. Nur das 1:2 gegen den Außenseiter Algerien bei der WM 1982 trübt die Bilanz. „Mit einem Sieg wird viel Druck von der Mannschaft genommen“, sagt Uwe Seeler und wählt einen Vergleich zum Bergsteigen: „Das ist so, wie wenn man einen hohen Berg bezwingt. Danach geht es erst einmal leichter.“ Er muss es wissen: Bei seinen vier WM-Teilnahmen von 1958 bis 1970 bestritt Seeler jeweils das Auftaktspiel für die deutsche Mannschaft. Seine Bilanz: drei Siege, ein Unentschieden.

Bei der Weltmeisterschaft 1990 legte die DFB-Elf gegen Jugoslawien mit dem 4:1 einen Traumstart hin, was der damalige Teamchef Franz Beckenbauer noch heute als „die Grundlage unseres Titels“ bezeichnet. Der damalige Kapitän Lothar Matthäus sprach von einer „Welle, auf die wir aufgesprungen sind und die uns zum Titelgewinn getragen hat“. Auch bei den WM-Triumphen 1954 und 1974 war das deutsche Team jeweils mit einem Sieg in die Endrunde gestartet. Die wichtigsten deutschen Auftaktspiele: 1954: Bei der ersten WM-Teilnahme nach dem Zweiten Weltkrieg ließen Hans Schäfer, Bernhard Klodt, Ottmar Walter und Max Morlock mit ihren Toren der Türkei beim 4:1 keine Chance. Am Ende stand der erste deutsche WM-Titel – 3:2 in Finale gewann Ungarn. 1966: Franz Beckenbauer (2), Helmut Haller (2) und Sigi Held trafen zum 5:0 gegen die Schweiz. Nur ein irregulärer Treffer (Wembley-Tor) verhinderte den deutschen Triumph. So ging das Endspiel gegen England mit 2:4 nach Verlängerung verloren.

1974: Wieder erreichte das deutsche Team das Endspiel. Zum Auftakt gelang durch einen Treffer von Paul Breitner ein 1:0-Sieg gegen Chile. Das 0:1 gegen die DDR war ein Weckruf zum richtigen Zeitpunkt. Von da war die Elf von Bundestrainer Helmut Schön in der Spur: Das 2:1 im Finale gegen die Niederlande bedeutete den zweiten deutschen Titelgewinn.

1982: Das 1:2 gegen Algerien markiert das bisher dunkelste Kapitel in den deutschen Auftaktspielen. Dabei hatte Bundestrainer Jupp Derwall noch getönt: „Meine Spieler würden mich für doof erklären, wenn ich ihnen etwas über die algerische Mannschaft erzählen würde.“ Und: „Wenn wir verlieren, fahre ich mit dem Zug zurück nach Dudweiler.“ Deutschland verlor, Derwall blieb und schrieb mit dem 1:0 gegen Österreich („Schande von Gijon“) ein weiteres unrühmliches Kapitel. Mit dem Nicht-Angriffspakt mogelte sich Deutschland in die Zwischenrunde und später sogar ins Endspiel (1:3 gegen Italien).

1986: Um ein Haar hätte die deutsche Mannschaft ihre zweite Startpleite kassiert, doch Klaus Allofs traf sechs Minuten vor dem Abpfiff zum 1:1 gegen Uruguay. Wieder erreichte Deutschland das Endspiel (2:3 gegen Argentinien).

1990: Das 4:1 gegen Jugoslawien gilt als bisher bestes deutsches Auftaktspiel. Lothar Matthäus traf zweimal und legte den Grundstein für den dritten und bisher letzten deutschen WM-Titel. Im Endspiel besiegte die Elf von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien mit 1:0.

2002: Der Sieg gegen Außenseiter Saudi-Arabien war nur eine Formsache. Das Besondere daran: Der 8:0-Erfolg ist der bisher höchste deutsche Sieg bei allen WM-Turnieren.