Robert Lewandowski am Boden liegend, nachdem er von einem Böller getroffen worden war. Foto: AP

Einen Schock musste Bayern-Star Robert Lewandowski im WM-Qualifikationsspiel in Rumänien überstehen. Ein Knallkörper explodierte in unmittelbarer Nähe des Polen. Danach traf der Münchner trotzdem noch zweimal.

Bukarest/Köln - Die Szene ließ das Schlimmste befürchten: Wie vom Blitz getroffen fiel Robert Lewandowski zu Boden, nachdem in der 56. Minute in unmittelbarer Nähe des polnischen Fußball-Stürmerstars im rumänischen Strafraum ein Knallkörper explodiert war. Der Star von Bayern München wälzte sich am Boden, musste behandelt werden, das WM-Qualifikationsspiel wurde unterbrochen. Doch Lewa war hart im Nehmen, spielte weiter - und wie. Der Münchner traf doppelt (83./90.+1./Foulelfmeter) und brachte den 3:0 (1:0)-Erfolg der polnischen Auswahl gegen Rumänien unter Dach und Fach.

„Ich habe zunächst nichts hören können, es wurde dann aber nach und nach besser“, berichtete der Ex-Dortmunder. Nach dem Abpfiff war Lewandowski schon wieder bester Laune, feierte zusammen mit seinen Teamkollegen lautstark in der Kabine den Dreier in Bukarest gegen die Mannschaft von Christoph Daum, wie ein gepostetes Video zeigt. „Für dich, Polen“, schrieb Lewandowski bei Facebook.

Einmal mehr war der Bundesliga-Profi der entscheidende Mann aufseiten der polnischen Auswahl. Den Böller-Schock hatte er mit einem Doppelpack beantwortet. Am Sonntag durften Lewandowski und der Dortmunder Lukasz Piszczek vorzeitig die Heimreise zu ihren Klubs antreten, Trainer Adam Nawalka verzichtete auf einen Einsatz des Duos im Länderspiel am Montag in Breslau gegen Slowenien.

Am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) steht der Bundesliga-Hit zwischen dem BVB und den Bayern auf dem Programm. Daum entschuldigte sich für die unschöne Szene, die sicherlich eine drakonische Strafe für Rumänien seitens der Kontroll- und Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA) nach sich ziehen wird. „Das sind Gruppierungen, die den Fußball für irgendwelche Aktivitäten nutzen wollen. Davon distanzieren wir uns“, sagte Daum: „Wir kennen das Problem von vielen Ostblock-Staaten. Wir bemühen uns um den Dialog mit den Fan-Gruppierungen, aber das ist schwer, wenn man keine polizeiliche Unterstützung hat.“

Wie gefährlich explodierende Knallkörper für die Spieler sein können, diese leidvolle Erfahrung machte einst Ex-Torwart Georg Koch. Er musste als Schlussmann von Rapid Wien nach einem Böllerwurf 2008 im Derby gegen Austria seine Karriere ein Jahr später aufgrund eines Knalltraumas beenden. Koch erlitt eine schwere Schädigung des Gehörs in Verbindung mit einem Tinnitus, anhaltende Gleichgewichtsstörungen und Schwindelanfälle sowie eine posttraumatische Belastungsstörung.

Auch auf den Rängen in Bukarest gab es Ausschreitungen. Die gegnerischen Fangruppe beschossen sich mit Leuchtraketen. Zwölf polnische Problemfans waren schon vor dem Spiel in Gewahrsam genommen worden, nachdem es Krawalle im Stadtzentrum und Auseinandersetzungen mit der Polizei außerhalb des Stadions gegeben hatte. 4000 Beamte waren bei dem Hochsicherheitsspiel im Einsatz. Kamil Grosicki (11.) hatte das Führungstor für Polen, das nach dem Sieg mit nun zehn Punkten auch die Tabellenführung in der Gruppe E übernahm, erzielt.

Für Daum war es die erste Niederlage in der Qualifikation für Russland. „Klar waren die Polen viel besser als wir, besonders was die physische Stärke betrifft. Es muss uns klar sein, dass wir um den zweiten Platz kämpfen. Wollt Ihr, dass ich zurücktrete? Nein, ich bin hier hingekommen, damit ich eine erfolgreiche rumänische Nationalmannschaft aufbaue“, kommentierte Daum. Der bisherige Spitzenreiter Montenegro (7 Punkte) kassierte derweil beim vorher sieglosen Armenien nach 2:0-Pausenführung noch eine 2:3-Niederlage.