Deutschland oben auf: Bei den bisherigen Duellen mit Schweden hatte fast immer die DFB-Elf die Nase vorn. Foto: Getty

Die Schwedinnen haben Stars im Team, Erfahrung und sind das fünftbeste Team der Welt: An diesem Samstag müssen die deutschen Fußballerinnen gegen sie ran. Ein heißes Duell. Doch mit Ruhm bekleckert haben sich die Skandinavierinnen bei der WM noch nicht.

Stuttgart - Schweden – Frankreich – USA – Brasilien: Wollen die deutschen Fußballerinnen bei der Weltmeisterschaft den dritten Titel, droht ihnen dieses Hammer-Programm. Vier Spiele gegen vier Favoriten: „Ab jetzt heißt es, auf den Punkt alles abzurufen“, sagt Bundestrainerin Silvia Neid. Am besten gleich an diesem Samstag (22 Uhr/ARD und Eurosport) gegen Schweden, in einem der prestigeträchtigsten Duelle im Frauenfußball.

Das Team von Pia Sundhage – Nummer fünf der Welt – hat den Start in die WM vermasselt und sich nur mit Mühe durch die Vorrunde (3:3 gegen Nigeria, 0:0 gegen die USA und 1:1 gegen Australien) gemogelt. Als schlechtester der vier für das Achtelfinale qualifizierten Gruppen-Dritten rutschte Schweden nur gerade so in die Runde der letzten 16 Mannschaften. Glück gehabt!

Im Gegensatz zu Deutschland, das in der K.-o.-Phase dennoch das schwerste Los gezogen hat. Durch den neuen Modus mit 24 Teams haben es die meisten Gruppensieger der Vorrunde mit vermeintlich leichteren Gegnern zu tun. Frankreich zum Beispiel trifft auf Südkorea, die USA treffen auf Kolumbien. Doch die Schwedinnen haben dem Team von Silvia Neid durch ihre verkorkste Vorrunde einen Strich die Rechnung gemacht. Denn obwohl sie sich bisher nicht mit Ruhm bekleckert haben, steckt eine „große Qualität in der Mannschaft. Spiele gegen sie waren immer umkämpft und eng“, warnt Neid. Sie erwartet ein Duell auf Augenhöhe.

Das Potenzial hat das schwedische Team, vor allem aber hat es jede Menge Erfahrung. Die Hoffnungen ruhen auf Nilla Fischer (30), Caroline Seger (30) und Lotta Schelin (31). Zusammen haben sie 428 Länderspiele absolviert. Fischer, die für den VfL Wolfsburg in der Bundesliga spielt, gilt als eine der besten Innenverteidigerinnen der Welt. Seger hat im Mittelfeld das Sagen, stand mit Paris Saint-Germain im Champions-League-Finale, und Schelin (Olympique Lyon) ist schwedische Rekordtorschützin. Gewonnen hat dieses Toptrio schon einiges, ein großer Titel mit der Nationalmannschaft fehlt noch. Bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei Olympischen Spielen gewannen die Gelb-Blauen nur einmal: 1984 bei der ersten EM überhaupt. Damals im Kader stand übrigens Pia Sundhage. Die 55-Jährige ist eine der erfolgreichsten Trainerinnen im Frauenfußball. Mit den USA wurde sie 2011 Vize-Weltmeister und 2008 sowie 2012 Olympiasieger. Auf ihre Erfahrung hoffen nun auch die Schwedinnen gegen den Weltranglistenersten.

Die bis dato letzte WM-Partie zwischen Deutschland und Schweden fand am 12. Oktober 2003 in Carson statt. Es war das Finale, in dem Nia Künzer mit ihrem Golden Goal in der Verlängerung Deutschland zum ersten WM-Titel köpfte. Auch im EM-Halbfinale vor zwei Jahren in Schweden behielt das DFB-Team mit 1:0 die Oberhand. Dzsenifer Marozsan gelang in der 33. Minute der entscheidende Treffer gegen den Gastgeber. Anschließend wurde Deutschland zum achten Mal Europameister. Meistens bei großen Turnieren hatten bisher die Skandinavierinnen das Nachsehen. Von 24 Duellen entschied die DFB-Elf 17 für sich. Und wenn es nach Annike Krahn geht, folgt nun das 18. in Ottawa. „Es geht jetzt um alles oder nichts. Das ist allen bewusst“, meinte die Innenverteidigerin. Es geht darum, dass der Traum vom Titel weiterlebt und auch der von den Olympischen Spielen 2016. Nur die besten drei europäischen Teams qualifizieren sich, sieben sind noch im Rennen. Rio ist das Minimalziel. Doch der Traum ist der WM-Titel. Der Weg bis zum Finale am 6. Juli (1 Uhr) in Vancouver ist weit. Es müssen Erfolge her. Auch, wenn die Gegner Schweden, Frankreich, USA und Brasilien heißen sollten.