Die imposante Skyline der katarischen Hauptstadt Doha zeigt den Reichtum des Wüstenstaates, den die Förderung von Erdöl- und Gas bringt. Foto: AFP/KHALED DESOUKI

Sechs neue Stadien, etwa 100 Hotels, ein Flughafen und ein U-Bahn-System: Rund 220 Milliarden US-Dollar soll Katar die Fifa Weltmeisterschaft gekostet haben. Wie ist Katar so reich geworden?

Wie viel hat Katar für die WM bezahlt?

220 Milliarden US-Dollar hat Katar laut der Online-Plattform Statista in die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 gesteckt. Heute ist es eins der reichsten Länder der Welt, doch für Jahrhunderte war das Emirat kaum besiedelt – von Handelssiedlungen an der Küste zum Persischen Golf abgesehen. 1939 wurden die ersten Erdölvorkommen entdeckt, deren Förderung zum wichtigsten wirtschaftlichen Standbein wurde und Katar gleichzeitig wachsenden Reichtum bescherte.

1971 proklamierte Katar seine Unabhängigkeit, nur ein Jahr später übernahm der Staat alle Ölgesellschaften, wodurch das Land zum ersten Erdölförderland am Persischen Golf wurde, das über hundert Prozent seiner Vorkommen selbst verfügte. Steigende Ölpreise im Welthandel ließen das Wüstenland immer reicher werden und sorgten für ein sehr hohes Pro-Kopf-Einkommen. Statistiken zufolge zählt Katar heute mit einem Bruttoinlandsprodukt von über 68 000 Dollar pro Einwohner auf Platz acht der reichsten Länder der Welt.

Darum hat Katar so viel Geld

Ebenfalls 1971 wurde im Persischen Golf das größte Erdgasfeld der Welt entdeckt, das sogenannte South-Pars-Gasfeld. Es hat eine Fläche von knapp 10.000 Quadratkilometern, etwas mehr als zwei Drittel davon auf katarischem Terrain. Im Ranking der größten Gasfelder der Erde hat das South-Pars-Gasfeld mehr gewinnbare Reserven als alle anderen Gas-Felder des Planeten zusammen, womit Katar rund 13 Prozent der weltweit verfügbaren Gasvorkommen besitzt.

2016 lieferte das Land rund ein Drittel der gesamten Flüssiggasmenge weltweit. Beansprucht und ausgebeutet wird das South-Pars-Gasfeld außerdem vom Iran. Etwa 60 Prozent des katarischen Bruttoinlandsprodukts werden bis heute mit den fossilen Naturschätzen Gas und Erdöl erwirtschaftet.

Die Dynastie Al Thani regiert

Nach der Entdeckung des Gasfeldes bemühte sich der damalige Emir Chalifa ibn Hamad um die wirtschaftliche Entwicklung und Ansiedlung von Industrie in Katar. Seit 2013 ist Tamim bin Hamad Al Thani, der zweite Sohn des ehemaligen Emirs Hamad ibn Chalifa, Emir von Katar.

Weil die Erdöl- und Gasquellen, auch wenn kein baldiges Ende in Sicht ist, irgendwann aufgebraucht sein werden, investiert das Land schon jetzt in andere Wirtschaftsbereiche. Die Hauptstadt Doha soll sich als Sport-, Freizeit-, Finanz- und Bildungszentrum entwickeln, womit es mit dem benachbarten Dubai in Konkurrenz tritt.

Statistiken der Weltbank zufolge ist das Erdöl-Emirat Katar dadurch aber auch das Land mit dem weltweit höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf.