Hansi Flick und der DFB wollten den Spielern die lange Anreise nicht zumuten. Foto: dpa/Christian Charisius

Vor dem so bedeutenden Spanien-Spiel spricht nur der Bundestrainer zur Weltpresse. Ein Affront. Hansi Flick begründet das mit den sportlichen Abläufen - und reagiert auch noch beleidigt.

Hansi Flick sprach. Etwas mehr als 20 Minuten. Aber sein Eingangs-Statement vor den Ausführungen zum Spanien-Spiel löste Kopfschütteln aus. Denn der Bundestrainer machte mit seiner Rechtfertigung ein böses Foulspiel des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor dem so bedeutenden WM-Spiel am Sonntag (20 Uhr/ZDF und MagentaTV) nur noch schlimmer. 

 

Flick war am Samstagnachmittag alleine im internationalen Medienzentrum erschienen, um gut 30 Stunden vor dem Anpfiff vor einem voll besetzten Auditorium zu „unserem ersten Finale hier bei der WM“ Auskunft zu geben. Kein Nationalspieler hatte ihn die etwas mehr als 100 Kilometer aus dem DFB-Quartier in Al-Ruwais am nördlichsten Zipfel Katars in die Hauptstadt Doha begleitet - ein klarer Verstoß gegen die FIFA-Regularien am Tag vor einem WM-Spiel.

Alleingang von Deutschland

„Wir wollen einfach keinem Spieler zumuten, hier so lange zu fahren. Es sind insgesamt fast drei Stunden, die man im Auto sitzt. Wir haben morgen ein ganz wichtiges Spiel für uns. Und ich habe gesagt, ich mache es alleine, weil die Spieler - von 1 bis 26 - alle sind wichtig. Sie sollen sich in der wichtigen Phase auf das Training vorbereiten“, sagte Flick. 

Der Bundestrainer sprach tatsächlich von einer Zumutung, in einem klimatisierten Auto durch die Wüste zu fahren. Dabei war es ein Affront des DFB, der ein Quartier weitab des WM-Geschehens ausgewählt hat und eigene Regeln aufstellen möchte, während alle anderen 31 teilnehmenden Fußballverbände sich an die Vorgaben halten. Spanien erschien mit Trainer Luis Enrique und dem Leipziger Dani Olmo. Die spanischen Journalisten hätten sich sicherlich über den für Real Madrid spielenden deutschen Abwehrchef Antonio Rüdiger gefreut. 

In Turnierordnung festgehalten

Flicks Verweis auf die sportlichen Abläufe in der Vorbereitungsphase fügten sich ein in eine abgehobene DFB-Haltung. „Wir sind schon enttäuscht, weil wir denken, wir haben ein richtig gutes Medienzentrum. Man hätte es auch gut dort machen können. Nur, es ist halt so. Wir müssen das akzeptieren, wie so vieles“, sagte der 57-Jährige. Für Samstagabend (Ortszeit) hatte er im Trainingsstadion in Al-Shamal das finale Training angesetzt. 

Der FIFA-Mitarbeiter, der die Pressekonferenz moderierte, nannte es trotzdem eine „Freude“, dass Flick gekommen war. Bei allen WM-Spielen gilt, dass am Tag vor einer Partie der jeweilige Nationaltrainer sowie ein Spieler zu den Medien sprechen. Das ist in Artikel 44 der Turnierordnung festgehalten. Sie wurde den Mannschaften in einem Rundschreiben  im Detail übermittelt, wie die FIFA am Samstag der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.

Löw schickte Köpke

Der Weltverband könnte nun eine Geldstrafe gegen den DFB verhängen. Vor dem ersten Spiel gegen Japan hatte übrigens Joshua Kimmich neben Flick an der Pressekonferenz teilgenommen. Der DFB-Tross hatte vor dem 1:2 aber auch in Doha übernachtet. Am Sonntag erfolgt die Anreise direkt aus dem Teamquartier ins rund 70 Kilometer Stadion in Al-Bait.  

Eine Pressekonferenz ohne komplette DFB-Besetzung ist übrigens kein WM-Novum. 2010 sprach der damalige Bundestrainer Joachim Löw beim Turnier in Südafrika vor dem WM-Achtelfinale gegen England (4:1) nicht. Er schickte Torwarttrainer Andreas Köpke zur Pressekonferenz. Damals begründete der DFB dieses Vorgehen durch die kurzfristige Verlegung des Abschlusstrainings in ein anderes Stadion. Löw hätte die Einheit nicht bis zum Ende verfolgen können, um rechtzeitig bei der Pk zu sein. Eine FIFA-Strafe gab es damals nicht. Am Samstag gab es vorerst keine Reaktion vom Weltverband auf das aktuelle DFB-Vorgehen.