Fußball-Star Marta gehört zu den Botschaftern der Fußball-WM in Brasilien. Gemeinsam mit ihren Kollegen, ... Foto: dpa

Ein knappes halbes Jahr vor dem WM-Anpfiff agieren Fifa und Turnier-Organisatoren nach dem Motto: „Nerven behalten“. Das Stadion für das Eröffnungsspiel wird wohl erst im April fertig. Kurz vor der Auslosung am Freitag herrscht eine Mischung aus Vorfreude und Skepsis.

Ein knappes halbes Jahr vor dem WM-Anpfiff agieren Fifa und Turnier-Organisatoren nach dem Motto: „Nerven behalten“. Das Stadion für das Eröffnungsspiel wird wohl erst im April fertig. Brasilien scheint zerrissen zwischen Vorfreude und Skepsis.

Costa do Sauípe - Fifa-Boss Joseph Blatter ging inmitten der Auslosungseuphorie für die WM im Fußball-Traumland Brasilien in die Offensive. Erst Mitte April werde das WM-Stadion in Sao Paulo fertig sein, verkündete der Präsident des Fußball-Weltverbandes den verdutzten Reportern im klimatisch-heruntergekühlten Pressezentrum des Urlaubs-Ressorts Costa do Sauípe. Sein Generalsekretär Jérome Valcke versuchte wenig später noch, ein paar relativierende Sätze nachzuschieben - zu spät, die Schlagzeilen waren in der Welt.

Wieder einmal offenbarte sich das riesige Dilemma, in dem sich die stolze Gastgeber-Nation seit Wochen und Monaten befindet. Auf der einen Seite ist in vielen Städten die WM schon längst präsent. Das WM-Maskottchen „Fuleco“ steht nicht nur in überdimensionaler Ausführung in der Lobby des Hotels, das viele der fast 2000 Medienvertreter zur Auslosung beherbergte. Es schaut neugierig aus Schaufenstern, die mit WM-Devotionalien gespickt sind. Trikots in Gelb-Grün, den Farben der Nationalelf, haben Hochkonjunktur.

Auf der anderen Seite sind gleich mehrere Stadien im Verzug, auch bei Straßen oder Flughäfen gibt es Verzögerungen. Große Teile der Bevölkerung stehen dem Premium-Produkt der Fifa skeptisch gegenüber. Proteste wie beim Confed Cup werden auch im kommenden Jahr erwartet.

Und auch der Ort der Auslosung am Freitagabend symbolisierte, wie umstritten die Festspiele des Fußballs im Land des fünfmaligen Weltmeisters sind. Der künstliche Urlaubsort Costa do Sauípe im Bundesstaat Bahia liegt fernab der lauten Millionen-Metropolen und repräsentiert nicht im Entferntesten das wahre Brasilien, monierten Kritiker. Acht Millionen Euro Kosten für die Los-Show feuerten die Debatten um den Gigantismus des Fußball-Geschäfts weiter an.

WM-Botschafter Ronaldo, Bebeto und Marta mit Charmeoffensive

Nicht nur der Verbandsvorsitzende Blatter versuchte, die Tage in Costa do Sauípe für PR in eigener Sache zu nutzen. Auch die WM-Botschafter Ronaldo, Bebeto oder Marta gingen in eine Charmeoffensive. Die Skepsis soll unbedingt der Vorfreude weichen.

„Wir haben Vertrauen in Brasilien“, sagte Blatter und betonte vor der mit Spannung erwarteten Ziehung der WM-Lose: „Die Begeisterung steigt, die Erwartungshaltung nimmt zu in Brasilien und in der Welt. Wir haben eine wunderbare WM in einer wunderbaren Umgebung vor uns.“ Auf die Frage, ob er wirklich glaube, dass alles rechtzeitig fertig werde, sagte er: „Optimisten leben besser und länger.“

„Vertrauen“ habe sein Verband auch in die Sicherheitskräfte des Landes. Die Bilder vom unverhältnismäßigen Polizeieinsatz während der Demonstrationen beim Confederations Cup in diesem Sommer hat der Schweizer noch immer vor Augen. „Wir erwarten keine Probleme“, sagte er nun mit Blick auf das Turnier vom 12. Juni bis 13. Juli 2014. Immerhin gaben die brasilianischen Behörden in diesen Tagen zu Protokoll, dass sie vom Confed Cup gelernt hätten.

Fehleinschätzungen der Polizei bei den Kundgebungen in Rio de Janeiro in diesem Sommer räumte Andrei Augusto Rodrigues, Sicherheitschef im Justizministerium, ein. „Besucher der WM können sich hier sicher fühlen“, sagte Sportminister Aldo Rebelo.

Maßgeblichen Einfluss auf die Stimmung im Land wird natürlich die Seleção haben. Beflügelt von Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari hat die Elf der Nation den Traum vom sechsten Titel zurückgegeben. Nach dem Sieg beim Confed Cup hat Felipão seine Zurückhaltung längst aufgegeben: „Wir werden Weltmeister“, sagte er. Das könnte das zerrissene Land zumindest für einen Moment wieder einen.