Schwere Prüfung für die Bernhausener Abwehr. In dieser Szene klärt Dimitrios Vidic (rechts) gegen den vierfachen Torschützen Fabian Eisele. Foto: Eibner-Pressefoto/Carsten Schwer

Eine gute Spielhälfte lang schnuppert der Landesligist an der Sensation, dann macht der Titelverteidiger Großaspach ernst. Was vom 0:7 hängen bleibt – und warum ein Spieler hadert.

Da stand es also, das Objekt der Begierde. 45 Zentimeter hoch, knapp neun Kilogramm schwer. Und natürlich, wie es sich für einen richtigen Pokal gehört: in goldener Farbe. Der Ausstellungsplatz war extra so gewählt, dass alle Spieler auf ihrem Weg zwischen Kabine und Rasen daran vorbeikamen. So konnten die Kicker des TSV Bernhausen auch nach dem Abpfiff ihrer Begegnung noch einmal Blicke erhaschen – zu diesem Zeitpunkt dann allerdings bereits unter der Gewissheit, dass es bei einem „Nur gucken, nicht anfassen“ bleibt.

 

Seit Mittwochabend ist klar: Der Pokaltraum ist ausgeträumt. Nichts mit der leise erhofften Sensation. Mit einem letztlich deutlichen 0:7 gegen den Titelverteidiger SG Sonnenhof Großaspach ist das bisherige Hurrateam des Verbandswettbewerbs im Achtelfinale ausgeschieden. Landesligist gegen Regionalligist, drei Spielklassen Unterschied – diese Herausforderung war schließlich eine Nummer zu groß. Auch wenn dem Spielleiter Thomas Otto in seinem Fazit keiner widersprechen wollte. „50 Spielminuten lang haben wir uns teuer verkauft“, erkannte er. 50 Spielminuten, in denen mutig agierende Bernhausener nur einen einzigen Gegentreffer zuließen und somit tatsächlich die Favoritensturz-Ambitionen schürten. Darauf aber machte der Gegner standesgemäß ernst.

„Am Ende sind uns die Beine schwer geworden, während Großaspach bis zum Schluss volle Pulle durchgezogen hat“, konstatierte der Trainer Roko Agatic, freilich „ohne jeden Vorwurf ans eigene Team“, sondern mit einem schulterzuckenden Lachen. Alles andere wäre ja auch komisch gewesen. Die einen trainieren dreimal pro Woche, die anderen mindestens fünfmal. Die einen sind Amateurspieler, die anderen Halbprofis. Derweil ließ Agatics Kapitän Ivan Matanovic ein Stück weit hadernd drei Szenen der ersten Hälfte vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Dreimal war der Routinier nach Nachlässigkeiten der Gästeabwehr frei stehend zum Torabschluss gekommen, dreimal aber war er am Keeper Maximilian Reule gescheitert (17./34./45.+1), bei der besten Gelegenheit, weil er statt eines Schusses nur ein Schüsschen zustande brachte. „Zumindest eine davon muss ich machen“, befand Matanovic. Ob die Begegnung damit insgesamt einen anderen Verlauf genommen hätte, darf man allerdings bezweifeln.

„Wenn da ein Bernhausener Tor fällt, kann es für uns auch eklig werden“, sagte der Großaspacher Trainer Pascal Reinhardt zwar. Stichwort kleiner, enger Kunstrasen. Stichwort hitzige Atmosphäre mit womöglich euphorisierten Fans direkt am Spielfeldrand. Zugleich aber machten er und die Seinen von Beginn an deutlich, dass sie ihre Aufgabe nicht auf die leichte Schulter nehmen würden. Schon allein die Aufstellung zeigte, dass für die Gastgeber in dieser Hinsicht eher nichts auszurechnen war. Reinhardt schickte immerhin sieben Spieler aufs Feld, die am Wochenende auch in der Liga zu seiner Erstformation gehört hatten. Mithin: Es war zu weiten Teilen jenes Team, das gerade in Auswärtspartien auf eine rekordverdächtige Bilanz zurückblicken kann. Auf gegnerischen Plätzen haben die Großaspacher seit Mai 2024 von nun 31 Pflichtspielen lediglich eines verloren.

Vor allem ein Spieler knipste die Bernhausener Lichter dann aus. Fabian Eisele, letztjähriger Oberliga-Torschützenkönig und aktuell auch Führender der Regionalliga-Schützenliste, schnürte in der zweiten Hälfte einen Tore-Viererpack (51./57./64./ 85.). Das Strickmuster war beim Großteil der Großaspacher Treffer das gleiche: Tempoverschärfung, schnelle Spielverlagerung über die Flügel. Von dort Flanke, Abstauber, Tor. So geschehen auch schon beim 0:1, als der Ex-Fellbacher Niklas Pollex für die zweite Spitze Michael Kleinschrodt auflegte (31.). Nach der Pause netzten darüber hinaus Loris Maier mit einem abgefälschten Freistoß (59.) sowie der Youngster Luca Damiano Molinari (88.) ein.

Lehrgeld bezahlte insbesondere die linke Bernhausener Abwehrseite mit Erik Meinlschmidt, über die die meisten Angriffe liefen. Letztlich „zu billige Gentore“ monierte Matanovic, „drei, vier weniger, damit hätte es auch gereicht“. Was indes nichts an einer in der Summe tollen Pokalsaison der Seinen zu ändern vermag. Die Erinnerung an „ein tolles Event“ wird laut dem Spielleiter Otto bleiben. Auch wegen der guten Kulisse mit rund 600 Zuschauern.

Nun das Liga-Kontrastprogramm

Die Kunst wird sein, nun den mentalen Switch hinzukriegen. Die Großaspacher haben ihren geschafft: Im August noch DFB-Pokal gegen Leverkusen (0:4) in einer proppevollen Arena samt TV-Präsenz, nun Dorfsportplatz Fleinsbachstadion – beide Male hat die Mannschaft performt. Und die Bernhausener? Auf deren Highlight-Spiel folgt nun ebenfalls das Kontrastprogramm. An diesem Samstag führt der Weg in der Liga auf die Ostalb zum punktlosen Tabellenletzten, dem FV Sontheim/Brenz.

„Ich hoffe, dass die Jungs nicht zu müde sind“, sagt Agatic. Dort wird es um keine goldenen Pokale gehen, sondern für den Tabellenvierten ganz schlicht um drei Pflichtzähler im Meisterschaftswettbewerb.

TSV Bernhausen: Gavric – Vidic, Lujic, Sterian, Meinlschmidt – Gümüssu (67. Ege) – Kranz (67. Henneh), Tomic (74. Vlasic), Jordacevic (67. Böhmer), Rangelov (67. Walz) – Matanovic.

SG Sonnenhof Großaspach: Reule – Landwehr (46. Rahn), Nuraj, Kretschmar (46. Kunde), Molinari – Pollex, Janes, Celiktas (74. Leon Maier), Loris Maier (67. Podolsky) – Eisele, Kleinschrodt (60. Hurus).