Nach dem Verlust des Topscorers gilt es, neue Wege zu finden – welche der Trainer aber ohnehin gehen will. Sein angriffslustiges Ziel: „Den Gegnern Scheißnachmittage verschaffen.“
Wie sagt Tim Schumann, der neue Trainer? „Die Zuschauer sollen gerne zu uns kommen, weil sie sagen: Es macht Spaß.“ Und weil ihnen gute Unterhaltung geboten wird. Insofern hat die Mannschaft des Fußball-Bzirksligisten SV Vaihingen in der Saisonvorbereitung schon einmal ordentlich Schritte getan. Die nackten Ergebnisse ihrer Testspiele erweckten jedenfalls mitunter den Eindruck, der Übermittler habe zuvor etwas geraucht oder müsste ein Scherzkeks sein. Jedoch: nein, alles tatsächlich so passiert. Die Palette reicht ernsthaft vom 10:2 bis zum 2:9.
Letzteres, geschehen an einem schwarzen Sonntagnachmittag gegen den A-Kreisligisten TSV Münster, hat auch Schumann kurz schlucken lassen. Doch lernt man bekanntlich vor allem aus Niederlagen dazu. Mit dem Abstand von heute kann der Coach sagen: Schwamm drüber. „Wir haben Dinge probiert, die schief gegangen sind. Aber auch so etwas sind wichtige Erkenntnisse.“ Die inzwischen allerwichtigste lautet: Insgesamt scheint das Team durchaus auf einem guten Weg – vor allem auch in der Beantwortung der Frage aller Fragen, die sich vor der neuen Saison am Schwarzbach stellt: Wie ersetzt man einen 38-Tore-Mann? Wie will der Verein die Lücke schließen, die der Topscorer Fabijan Krpan mit seinem Wechsel zum Neu-Landesligisten TSV Plattenhardt hinterlassen hat?
Klar war für den vom Co zum Chef beförderten Schumann (34) von vornherein, dass „das nur im Kollektiv aufzufangen ist“. Ein neuer Knipser dieser Ausnahmequalität lässt sich nicht eben mal backen. Aber positive Signale sind gesetzt. Ein offensives Trio nährt die Hoffnungen. Angefangen beim landesligaerprobten Neuzugang Rüchan Pehlivan (zuletzt FV Neuhausen, zuvor SV Bonlanden) über den Youngster Tyron Ferrari, dem gleich in seiner vergangenen ersten Aktivensaison der Sprung zum Stammspieler gelungen ist, bis hin zu David Hug.
Der 25-jährige Ex-Ballermann des Kaders steht nach seinem Kreuzbandanriss vom März kurz vor dem Erste-Mannschaft-Comeback. Und zuvorderst er verkörpert den Spielstil, der Schumanns Vorstellungen entspricht. „Er ist ein Ackerer gegen den Ball, eine Maschine auf dem Platz“, sagt der Trainer. Eben „ackern“, das soll überhaupt die Devise sein. In den vergangenen Wochen hat Schumann sein Hauptaugenmerk auf die Fitness gelegt. Auf dass die Puste jeweils für 90 Minuten Schweißarbeit und Stress für die Gegner reicht. Jenen, formuliert es der Coach ebenso angriffslustig wie unverblümt, „wollen wir Scheißnachmittage verschaffen“. Und: „Wir wollen jedem Spiel unseren eigenen Stempel aufdrücken.“
Gelingt dieser Wandel in der Auftrittsweise, ist Schumann überzeugt, wird sich alles Weitere von allein ergeben – auch der tabellarische Weg. Zuletzt hat den Vaihingern als Fünfter noch ein Tick gefehlt, um in der Staffel im Konzert der Großen mitzuspielen. In den Schlüsselbegegnungen ließen sie die Punkte liegen. Folgt nun der nächste Entwicklungsschritt? Neuer Trainer, neue Saison, neues Glück? Greift der Filderclub jetzt ganz oben an? Auch ohne Krpan?
Schumann sagt es so: „Ich nehme bestimmt nicht das Wort Aufstieg in den Mund.“ Anders als manch anderer werde man es nicht mit dem Mittel Geld versuchen – unausgesprochene Grüße etwa an den letztjährigen Titelträger und nun Krpan-Jobgeber Plattenhardt. Aber, klar ist für den Trainer auch: „Sollte es irgendwann wieder eine Liga höher gehen, wäre das eine schöne Geschichte.“
Wehren würde sich in Vaihingen dagegen keiner. Es wäre gefühlt ein weiteres 10:2. Die bislang letzte von insgesamt fünf Landesliga-Spielzeiten des Vereins ist mittlerweile immerhin elf Jahre her.
Eckdaten
Zugänge
Henry Kittelberger (pausierte/zuletzt Spvgg Holzgerlingen), Leon Ajvazi (TSV Bernhausen II), Mert Cengiz (TSV Plattenhardt II), Philipp Borutta (1. FC Altburg), Rüchan Pehlivan (FV Neuhausen), Samuel Kassaye (SSV Zuffenhausen), Kim-Jonas Takacs (GSV Maichingen), Niko Kemner (zurück aus den USA/zuvor Junioren SV Vaihingen), Alexander Studenkov (eigene zweite Mannschaft), Toluwani Dreher-Adenuga (Junioren VfL Sindelfingen), Florian Auch, Abdulkader Fadlieh (beide von den eigenen Junioren).
Abgänge
Fabijan Krpan (TSV Plattenhardt), Marco Wanes (TSV Heimerdingen), Ante Glibo (SV Croatia Reutlingen), Dorian Tank (eigene zweite Mannschaft), Aivaras Masiulionis (Praktikum in München), Luca Dorbath (Fußballpause).
Trainer
Tim Schumann (bisher Co-Trainer) für Jeremiah Geywitz (pausiert).
Spielstätte
Schwarzbachstadion (Dürrlewangstraße 70, 70565 Stuttgart).
Saisonziel
oben mitspielen (Platzierung in der vergangenen Saison: 5.).
Meistertipp
Spvgg Holzgerlingen, TV Darmsheim.
Auftaktspiel
auswärts beim VfL Oberjettingen (Sonntag, 31. August, 15 Uhr).