Stefan Hübner, einst für die Fußballer des SV Fellbach und der Spvgg Rommelshausen am Ball, arbeitet heute in der Weinbranche. Foto: www.medienagenten.de

Der Fußball fasziniert auch in Fellbach und in Kernen: Wir wollen in dieser Serie Akteure vorstellen, die besondere Momente und besondere Erfolge erlebt haben. Heute: Stefan Hübner, das große Talent beim SVF mit dem noch größeren Verletzungspech.

Fellbach - Bei Kennern galt er als eines der größten Talente, das sich jemals beim SV Fellbach die Kickstiefel geschnürt hat: Stefan Hübner. Warum der 41-Jährige zu seinen besten Zeiten trotzdem „nur“ in der Verbandsliga kickte? Das hat zwei Gründe: Zum einen hatte Stefan Hübner über die Maßen mit Verletzungen zu kämpfen, zum anderen, und das sagt er selbst, sei er zu langsam und oft auch im Duell mit dem inneren Schweinehund der Verlierer gewesen. „Wäre das nicht gewesen, hätte ich mir die Ober- oder Regionalliga schon zugetraut“, sagt der einstige Mittelfeldakteur, der mitunter auch einen umsichtigen Libero abgab.

Stefan Hübner wechselte in der C-Jugend zum VfB Stuttgart

Seine Laufbahn hatte Stefan Hübner, der aus Luginsland stammt und dort auch heute mit seiner Frau und dem sechsjährigen Sohn Lio wohnt, beim TB Untertürkheim in der F-Jugend begonnen. Im zweiten C-Jugend-Jahr wechselte er zum VfB Stuttgart, dessen Trikot er sich bis 1997 überstreifen sollte. Die vier Spielzeiten beim Nachwuchs des Bundesligisten waren aber weniger von Erfolgen, denn von Verletzungen geprägt. Bereits als C-Jugendlicher riss sich Stefan Hübner das erste Mal das Kreuzband im linken Knie. In der A-Jugend, in der das Team in der Regionalliga antrat und in der auch der spätere Bundesliga-Torwart Timo Hildebrand dabei war, verletzte er sich gleich im ersten Punktspiel am Meniskus. Kaum zurück auf dem Platz, riss er sich die Bänder in der rechten Schulter, hernach brach er sich den linken Mittelfuß und zu guter Letzt meldete sich noch einmal der Meniskus. „Danach war es für mich einfach schwierig, wieder Fuß zu fassen“, sagt der frühere Spielmacher. Er verließ den VfB und fand zur A-Jugend des SV Fellbach, in der einige seiner Schulfreunde vom Friedrich-Schiller-Gymnasium spielten. Es war eine gute Entscheidung. Nicht nur, weil es der technisch versierte Kicker mit dem geschulten Auge für seine Mitspieler und der bemerkenswerten Spielübersicht wieder genoss, mit den Freunden abends auch mal wegzugehen. „Das ging mir beim VfB schon ab“, sagt er. Es war darüber hinaus die richtige Entscheidung, weil der SV Fellbach damals in Dietmar Hohn einen Trainer für seine erste Mannschaft verpflichtet hatte, der auch der Jugend eine Chance gab. So durfte Stefan Hübner noch als A-Jugendlicher erste Erfahrungen in der Vorzeigemannschaft des Klubs machen. Am Ende der Spielzeit 1997/1998 schafften in Stefan Hübner, Bülent Güner, Oliver Barth (später Bundesliga-Profi), Adriano Marrazzo und dem Torwart Steffen Ehrhardt gleich fünf Spieler den Sprung von den A-Junioren in den Kader der Verbandsliga-Mannschaft.

Stefan Hübner ist in seiner Laufbahn kein einziges Mal aufgestiegen

Die Freude darüber hielt bei Stefan Hübner aber nicht lange. Eine weiche Leiste, die operiert werden musste, setzte ihn bald wieder außer Gefecht. „Die Liste meiner Verletzungen ist deutlich länger als die meiner Erfolge. Es gab kaum eine Saison, in der ich mal nichts hatte“, sagt er. Deshalb ist er oft im zweiten Team, das damals unter dem Namen SV Fellbach II Etna firmierte, aufgelaufen – um sich nach Verletzungen wieder an das alte Niveau heranzukämpfen. Oder aber, weil das Studium ihn forderte. Letzteres war in der zweiten Hälfte der Saison 2004/2005 der Fall, als dem SVF am Ende ein zweites Mal der Sprung in die Verbandsliga gelang. „Ich bin in meiner Laufbahn tatsächlich kein einziges Mal aufgestiegen“, sagt Stefan Hübner, der bis zu seinem freiwilligen Rückzug Spielführer war.

In der Saison 2005/2006 hat Stefan Hübner den SV Fellbach II Etna als Spielertrainer aufs Feld geführt, nachdem er in der Spielzeit 2001/2002 – nach seinem zweiten Kreuzbandriss in der Saison zuvor – beim Bezirksligisten schon einmal, damals gemeinsam mit Klaus Zinser, als spielender Co-Trainer vorausgegangen war. „Er ist eh schon immer ein Anführer gewesen, die Rolle als Spielertrainer passt bestens zu ihm“, hatte der Vorsitzende Gerd Zehner deshalb im Sommer 2005 gesagt. Doch das Engagement konnte Stefan Hübner nur selten richtig zufriedenstellen. „Ich habe in der Saison noch kein Spiel gemacht, von dem ich sagen könnte, dass ich da mit meiner eigenen Leistung zufrieden war“, äußerte er sich im April 2006 in einem Zeitungsinterview. In der darauffolgenden Runde blieb Stefan Hübner dem Team zwar erhalten, aber nur noch als Spieler. Sein damaliger Assistent Michael Kienzle übernahm stattdessen den Cheftrainer-Posten.

Mit 28 Jahren wechselte er zur Spvgg Rommelshausen – und stieg gleich ab

2007, mit 28 Jahren, entschied sich Stefan Hübner, für die Jüngeren Platz zu machen und wechselte zur Spvgg Rommelshausen in die Kreisliga A. Gleich in seiner ersten Saison ging’s hinunter in die Kreisliga B. „Das war der einzige Abstieg in meiner Laufbahn“, sagt der Spielmacher, der der Spvgg bis 2010 treu blieb. Parallel und bis 2016, als sich die rechte Hüfte vermehrt schmerzhaft bemerkbar machte, unterstützte er zudem die Senioren des SV Fellbach. Seit Dezember 2019 hat der promovierte Betriebswirtschaftler, der seit Beginn des Jahres als Vertriebsdirektor beim Weingut Immich-Batterieberg in Enkirch (Rheinland-Pfalz) arbeitet, ein künstliches Hüftgelenk. „Als mir damals klar wurde, dass ich nie wieder kicken kann, hat das schon Herzschmerzen verursacht“, sagt er. Deshalb habe er sich zunächst auch radikal vom Fußball zurückgezogen. „Ich wollte mich emotional schützen.“ Irgendwann habe er aber gemerkt, dass ihm Fußball gar nicht fehle.

Inzwischen schaut er sich lieber ein Volleyballspiel an

Mittlerweile hat Stefan Hübner nicht mehr viel mit Fußball am Hut. Beim SVF schaut er vielleicht zweimal im Jahr vorbei, auch die Bundesliga verfolgt er nur am Rande. Dafür steht jetzt Frauen-Volleyball hoch im Kurs. Weil sein ehemaliger Arbeitgeber, die Weinmanufaktur Untertürkheim, Partner von Allianz MTV Stuttgart ist, hat er sich als deren ehemaliger Geschäftsführer öfter Spiele angeschaut und „irgendwann Blut geleckt“.

Dass der 41-Jährige mal wieder auf den Fußballplatz zurückkehrt, ist nicht ausgeschlossen. Sohn Lio steht in den Startlöchern, um dem Papa nachzueifern – wenn denn Corona auch bei den Kleinsten wieder ein richtiges Fußballspiel erlaubt.